Die Hitzewelle ist nach Deutschland zurückgekehrt. Pünktlich zum Hockenheim-Wochenende der Formel 1 steigen die Temperaturen auf annähernd 40 Grad an. Das hat auch große Auswirkungen auf die Formel 1, denn nicht alle Teams können mit der Hitze gleich gut umgehen.

Mercedes kann es nicht. Zumindest konnten sie es zuletzt in Österreich nicht, und mussten dort ihre erste und einzige Niederlage der Saison 2019 einstecken. Vor Hockenheim zittern sie wegen der Hitze wieder, während Ferrari und Red Bull ihre Chance wittern. Jedoch könnte ein Wetterumschwung am Sonntag den Jägern einen Strich durch die Rechnung machen.

Mercedes fürchtet Hockenheim-Hitze: Bitte unter 32 Grad!

Ein Blick auf den Wetterbericht für Hockenheim verrät: Knapp 40 Grad am Freitag, 35 am Samstagnachmittag. Das sind keine guten Nachrichten für Mercedes, wenn man Toto Wolff glaubt. Laut ihm ist die Kühl-Architektur des W10 noch immer die Schwachstelle: "Die Lösung ist darauf zu hoffen, dass es keine 32 Grad hat."

"Wir haben noch nicht die richtigen Antworten", beschwichtigt Wolff. "Wir wissen, was wir machen können, was mit der gegenwärtigen Architektur des Autos möglich ist - aber wir können es nicht so umbauen, dass wir uns komfortabel fühlen würden." An der zuletzt verwendeten Verkleidung können keine zusätzlichen Kühlöffnungen eingearbeitet werden. In Österreich musste man daher den Motor im Rennen herunterdrehen.

Am Donnerstag vor Silverstone klang Valtteri Bottas zwar noch optimistischer: "Ich war erfreut zu hören, dass wir für das nächste Hitzerennen auf jeden Fall ein Update und Verbesserungen an unserer Kühlungs-Effizienz haben werden. Hoffentlich ergibt das einen ausreichenden Unterschied, aber es braucht auf jeden Fall noch Schritte." Wenn man in Hockenheim neue Teile bringt, sollte ein Freitags-Training bei 40 Grad jedenfalls schnell klare Antworten bringen.

In Österreich ließ Red Bull die überhitzenden Mercedes hinter sich, Foto: LAT Images
In Österreich ließ Red Bull die überhitzenden Mercedes hinter sich, Foto: LAT Images

Vielleicht ist das aber alles nur ein Nebenschauplatz. Denn nach einem hitzigen Qualifying sollen abends Gewitter folgen. Nach dieser Abkühlung sinken die Temperaturen für das Rennen auf 26 Grad, also unter die Mercedes-Schmerzgrenze. Außerdem bleibt die Regenwahrscheinlichkeit bei 50 Prozent. Folglich könnten Freitag und Samstag Probleme bereiten, ein kühles Rennen dann die Rettung. Schlechte Qualifying-Positionen aufholen können Hamilton und Bottas allemal.

Die Verfolger: Red Bull fühlt sich stark, Ferrari ohne Upgrades

Wenn Mercedes schwächelt, dann ist Red Bull momentan erster Profiteur. Sie waren es in Österreich, und in den letzten beiden Rennen fuhr zumindest Max Verstappen immer im Rennen auf Ferrari-Level, sogar leicht schneller. "Für Hockenheim sind wir zuversichtlich", meint Teamchef Christian Horner nach Silverstone.

Die letzten Aero-Upgrades von Red Bull waren Volltreffer, ein Leistungs-Defizit des Honda-Motors im Rennen nicht mehr zu bemerken. "Das ist gut für uns, und für eine Strecke wie Hockenheim, auf der es weniger auf die Leistung ankommt", unterstreicht Horner. Max Verstappen mag für Hockenheim also kein Pole-Anwärter sein, aber auf jeden Fall ein Siegkandidat.

Zuletzt im Qualifying vorne dabei: Charles Leclerc, Foto: LAT Images
Zuletzt im Qualifying vorne dabei: Charles Leclerc, Foto: LAT Images

Bei Ferrari sieht es umgekehrt aus. Sie sind im Qualifying schnell, im Rennen weniger. Ferraris neue Teile waren zuletzt teils Treffer, teils Fehlschläge. Der SF90 ist besser, aber noch nicht auf Mercedes-Level. "Wir bringen keine spezifischen Updates, untersuchen aber die Daten von Silverstone", sagt Teamchef Mattia Binotto. Am Renn-Defizit wird sich auch in Hockenheim wohl nichts ändern.

Dafür war Charles Leclerc im Qualifying zuletzt immer Pole-Anwärter. Und wenn er mal vorne ist, dann kann er im Rennen durchaus vorne bleiben - diesen Beweis trat er mit brutalen Defensiv-Aktionen gegen Max Verstappen in Silverstone an.

Nachsatz zu Sebastian Vettel. In Silverstone war er klar der langsamere Ferrari, das war aber eher ein Ausschlag nach unten. Hockenheim ist nun die Rückkehr an den Ort seiner schlimmsten 2018er-Niederlage - kann er die Wende schaffen? Apropos Wende: Pierre Gasly scheint die geschafft zu haben, in Silverstone fuhr er endlich in der Spitzengruppe. Er will da jetzt bleiben, ja sogar bald um Podien fahren.

McLaren vs. Renault geht in Hockenheim in die nächste Runde

Das Mittelfeld der Formel 1 ist nach den letzten Rennen nicht mehr so hart umkämpft wie gewohnt. McLaren hat sich als vierte Kraft etabliert, und das in Silverstone unterstrichen. Mit Konstanz fahren sie vorne mit - aber der Vorsprung ist nur klein. "Es gibt noch immer klare Bereiche, die Verbesserungen brauchen", mahnt Teamchef Andreas Seidl.

Renault hat sich dahinter eingerichtet, und wähnt sich für Hockenheim auf McLaren-Level. Der Renault R.S.19 ist in langsameren Kurven besser als der McLaren MCL34, davon gibt es in Hockenheim wieder mehr. "Allerdings könnten die extremen Temperaturen Herausforderungen für Motor und Reifen bedeuten", sagt Teamchef Cyril Abiteboul. "Wie in Österreich." Da hatte Renault zuletzt große Probleme, und die auch nicht ganz verstanden.

Momentan gibt McLaren den Ton an, Foto: LAT Images
Momentan gibt McLaren den Ton an, Foto: LAT Images

Alfa Romeo und Toro Rosso fuhren in Silverstone zwar um die Punkte, aber mit McLaren und Renault kamen sie nicht mit. Gerade bei Toro Rosso gibt es Zweifel. "Es wird ein weiteres schwieriges Event für uns", glaubt Alex Albon. "Wir haben Fortschritte gemacht, und wissen, woran wir arbeiten müssen. Es geht in die richtige Richtung." Damit wird Alfa wohl dritte Mittelfeld-Kraft sein.

Haas, Racing Point, Williams: Die Baumeister von Hockenheim

Dahinter wird gebaut. Racing Point sackte in den vergangenen Rennen ab, in Hockenheim soll es ein großes Upgrade-Paket richten. "An diesem Wochenende kommen einige Aero-Entwicklungen", verspricht Teamchef Otmar Szafnauer. "Wir werden die am Freitag testen und hoffentlich mehr Speed aus dem Auto holen."

Haas führt die Bastelstunde von Silverstone fort. Grosjean fährt wieder mit dem Australien-Auto: "Das hat weniger Abtrieb, ist aber stabiler." Kevin Magnussen bekommt ganz neue Teile. Aus den daraus gewonnenen Daten will Haas dann ein Auto bauen, dass stabil ist und Abtrieb hat.

Nachsatz, hier zu Williams: Dort gibt es nach Silverstone tatsächlich einmal positive Stimmen. "Ich freue mich darauf, hier zu fahren, und neue Teile zu testen", so Robert Kubica. "Wenn das Auto sich so gut verhält wie in Silverstone, werden wir Spaß haben."

Der Hockenheimring: FIA reduziert DRS

Der Hockenheimring präsentiert sich 2019 fast unverändert. Mit der langen Highspeed-Passage im hinteren Teil der Strecke und der darauffolgenden Haarnadel gibt es eine gute Überhol-Möglichkeit. Ansonsten sind die Kurven eng, ein gut einlenkendes Auto hilft besonders im Motodrom am Ende der Runde.

Verglichen mit 2018 wurde nur die Verteilung der DRS-Zonen angepasst. Statt drei gibt es nur mehr zwei. Die Zone auf Start-Ziel verschwindet. Der Messpunkt für die erste Zone wandert ins letzte Viertel der Zielgeraden, 103 Meter vor Kurve eins. Die zweite Zone auf der Gegengeraden hin zur Spitzkehre bleibt natürlich.

Formel 1 Hockenheim: Die Reifen

Pirelli rechnet in Hockenheim mit einem durchschnittlichen Rennen. Die Strecke entwickelt sich über das Wochenende hinweg wenig, der Verschleiß ist mittelmäßig. Daher wurde auch die mittelharte Reifenauswahl angeboten. Die Top-Fahrer haben alle ähnlich gewählt, mit acht oder neun Sätzen Soft-Reifen. Nur bei Renault und Toro Rosso geht man aggressiver vor.

Hockenheim 2019: Zeitplan und Rahmenprogramm

Da der 2019er-Vertrag zwischen Hockenheim und der Formel 1 erst spät vereinbart wurde, muss der Deutschland-GP 2019 auf Formel 2 und Formel 3 verzichten. ADAC Formel 4 und Renault Clio Cup gibt es stattdessen zum Porsche Supercup. Mick Schumacher wird trotzdem dabei sein: Der Formel-2-Pilot wird vor Qualifying und Rennen je Demorunden mit dem Ferrari F2004 seines Vaters fahren.

Für Fernseh-Zuschauer gibt es eine kleine Neuerung: RTL zeigt die Trainings am Freitag auch auf dem Schwestersender RTL Nitro. Ansonsten bleibt das TV-Programm wie gehabt.

Donnerstag:
15:00 Uhr: Fahrer-Pressekonferenz - Teilnehmer: Räikkönen, Sainz, Vettel, Hülkenberg, Albon

Freitag:
11:00 Uhr - 12:30 Uhr: 1. Freies Training (LIVE: Nitro, n-tv.de, tvnow.de, Sky, F1 TV Pro)
13:00 Uhr: Teamchef-Pressekonferenz - Teilnehmer: Steiner (Haas), Wolff (Mercedes), Isola (Pirelli), Szafnauer (Racing Point), Tost (Toro Rosso)
15:00 Uhr - 16:30 Uhr: 2. Freies Training (LIVE: Nitro, n-tv, n-tv.de, tvnow.de, Sky, ORF1, F1 TV Pro)

Samstag:
12:00 Uhr - 13:00 Uhr: 3. Freies Training (LIVE: Sky, F1 TV Pro; Highlights: RTL 14:00 Uhr)
15:00 Uhr: Qualifying (LIVE: RTL, tvnow.de, Sky, ORF1, SRFinfo, F1 TV Pro)

Sonntag:
15:10 Uhr: Rennen (LIVE: RTL, tvnow.de, Sky, ORF1, SRFinfo, F1 TV Pro)