Formel 1 2019: 5 Brennpunkte vor dem Deutschland GP: (08:04 Min.)

Die Formel 1 in Bestform und der Deutschland GP als nächste Station im Kalender 2019. Viel besser könnten die Vorzeichen nach den Thrillern in Spielberg und Silverstone für das Rennen der Königsklasse auf dem Hockenheimring nicht stehen. Beim vorletzten Kräftemessen vor der Sommerpause geht es für einige Piloten und Teams bereits um alles.

Sebastian Vettel steckt nach einem enttäuschenden Wochenende in Silverstone weiter in der Krise. Gelingt ihm ausgerechnet beim Heimrennen die Wende? Kann Valtteri Bottas seinen WM-Ambitionen nach einer Reihe von Niederlagen neues Leben einhauchen? Und wie gefährlich wird Red Bull diesmal für Ferrari? Die Brennpunkte für den Großen Preis von Deutschland.

Brennpunkt #1: Bezwingt Sebastian Vettel seinen Fluch?

Sebastian Vettel kehrt in Hockenheim an seinen Schicksalort zurück. Vor zwölf Monaten befand er sich bei seinem Heimrennen nicht nur im Kampf um einen fünften WM-Titel, sondern auch auf dem Weg zu einem symbolträchtigen Sieg. Im Ferrari steuerte er vor ausverkauftem Haus auf seinen ersten Triumph im Motodrom zu - bis ihm in der 52. Runde in der Sachskurve ein verhängnisvoller Fehler unterlief.

Seit der vielleicht größten Enttäuschung seiner F1-Karriere scheint Vettel entzaubert. Die Fehler häuften sich in den darauffolgenden Rennen, und auch dieses Jahr ziehen sich Fehlschläge wie ein roter Faden durch seine Saison. Silverstone war der nächste Tiefpunkt. Im Qualifying war er gegen Charles Leclerc völlig chancenlos, im Rennen folgte mit dem Abschuss von Verstappen der nächste große Schnitzer.

Der Heppenheimer reist nicht in Bestform zu seinem Heimspiel vor der Haustür. Doch Vettel bleibt trotz der Rückschläge beharrlich: "Einige Rennen hätten auch anders laufen können. Ich bin nicht allzu besorgt. Jetzt freue ich mich auf Deutschland." Vielleicht aus gutem Grund. Ein Sieg in Hockenheim wäre die richtige Antwort auf all die Rückschläge des vergangenen Jahres.

Brennpunkt #2: Valtteri Bottas unter Zugzwang

Silverstone war ein lautes Lebenszeichen von Valtteri Bottas. Der Finne bezwang Lewis Hamilton im Qualifying und im Zweikampf und erinnerte daran, dass im Kampf um die Weltmeisterschaft weiter mit ihm zu rechnen ist. Doch sein Aufbäumen brachte ihn nur auf der Rennstrecke und in den Köpfen wieder nach vorne. In der Gesamtwertung verlor er abermals Boden auf den Teamkollegen.

Mittlerweile ist der Rückstand auf 39 Punkte angewachsen. Seit sechs Rennen wartet Bottas auf seinen dritten Saisonsieg. Hamilton gewann in dieser Zeit fünfmal, stand bisher schon sieben Mal ganz oben auf dem Podest. Von einem mentalen Einbruch, wie ihn Bottas 2018 nach einigen Niederlagen und dem Aus seiner WM-Chancen erlitt, ist bisher aber nichts zu sehen.

"Abhaken, daraus lernen was auch immer ich kann, in Deutschland gewinnen", lautet sein Plan für Hockenheim. Ein Vorhaben, welches sich nicht so einfach in die Tat umsetzen lassen wird. Der Hockenheimring ist nicht gerade Hamiltons Achillesferse. Und dass Bottas eine Pole Position nicht reicht, um den Champion am Sonntag zu übertrumpfen, dürfte er mittlerweile realisiert haben. Er muss im Rennen deutlich zulegen, um gegen Hamilton erfolgreich zu sein.

Brennpunkt #3: Ferrari unter Druck von Red Bull

Red Bull hat 2019 als einziges Team außer Mercedes bereits einen Grand Prix gewonnen. Doch nicht nur wegen Max Verstappens Triumph in Spielberg schicken sich die Österreicher langsam an, Ferrari als zweite Kraft den Rang abzulaufen. In Silverstone fand Sorgenkind Pierre Gasly endlich sein Mojo und hielt wacker mit den anderen Piloten der Top-Teams mit.

Verstappen tanzt der Scuderia seit Beginn des Jahres regelmäßig auf der Nase herum, mit Gasly in Bestform hat Red Bull im Kampf gegen die Italiener endlich zwei Eisen im Feuer. Bei lediglich 51 Punkten Rückstand könnten die Bullen mit zwei starken Teamergebnissen noch vor der Sommerpause zu Ferrari aufschließen.

"Ich denke, unsere Packages liegen sehr dicht beieinander. Das haben die letzten paar Rennen gezeigt", weiß Ferrari-Teamchef Mattia Binotto um die Gefahr. Für ihn ist die Kampfansage ein Ansporn: "Das gibt uns einen weiteren Boost, denn wir wissen, dass wir uns verbessern müssen." In Hockenheim ist Ferrari zumindest auf dem Papier der Favorit in diesem persönlichen Duell. Doch Verstappen ist mittlerweile überall gefährlich.

Brennpunkt #4: Runde 3 im Kampf Verstappen vs. Leclerc

Max Verstappen und Charles Leclerc ließen an den vergangenen beiden Wochenenden ihre Rivalität aus dem Kartsport wiederaufleben. Nach dem harten Kampf um den Sieg in Spielberg schaukelte sich das Duell der Youngster in Silverstone weiter hoch. In einem Fight, der die Massen auf den Tribünen und vor den Bildschirmen gleichermaßen begeisterte, zogen die 21-Jährigen alle Register.

Im Gegensatz zum Rennen in Österreich waren nach dem neuerlichen Schlagabtausch keine Worte der Kritik zu hören. Verstappen und Leclerc genossen den Kampf, obwohl auch der Monegasse diesmal beim einen oder anderen Manöver dreckig spielte. Es war seine unmissverständliche Antwort auf das Abdrängen Verstappens in Österreich.

Damit ist klar: Wenn diese beiden Alphatiere aufeinandertreffen, gibt es keine Gnade. Als äußerst Zweikampf-freundliche Rennstrecke bietet Hockenheim die perfekte Bühne für den nächsten Schlagabtausch. Jedoch könnte es schon bald zum nächsten Stress zwischen den jungen Wilden kommen. Denn einer muss in jedem Duell der Verlierer sein.

Brennpunkt #5: Wer stoppt McLarens Mittelfeld-Durchmarsch?

Es hat eine Weile gedauert, doch mit McLaren hat sich im Mittelfeld in den letzten Rennen ein klarer Favorit herauskristallisiert. Carlos Sainz und Lando Norris haben hinter den Top-Teams zuletzt durchgängig das Sagen gehabt. Während die Konkurrenz, allen voran Renault, in ihren Leistungskurven nach wie vor massive Einbrüche hat, gibt es bei McLaren wenn überhaupt Ausschläge nach oben.

In den vergangenen drei Rennen machten die Briten insgesamt 30 Punkte - die Hälfte ihrer bisherigen Gesamtausbeute. Ohne Technik- und Strategiepech bei Norris in Le Castellet und Silverstone, sowie die Gridstrafe für Sainz in Spielberg, wäre sogar noch mehr drin gewesen. Renaults Achterbahnfahrt hat die Franzosen um mittlerweile 21 Zähler hinter das eigene Kundenteam zurückgeworfen. In der WM müssen Ricciardo und Hülkenberg eher nach hinten als nach vorne schauen.

Trotzdem mahnt Sainz: "Ein Rennen werden sie schneller sein, das andere wir. Wir müssen also weiterhin kleine Teile ans Auto bringen, die uns bei Low Speed helfen. Wir haben das Mittelfeld noch nicht abgeschüttelt." Die Konkurrenz lichtet sich jedoch von Rennen zu Rennen. Haas steckt bis zum Hals in Schwierigkeiten, Racing Point hat den Force-India-Zauber verloren. Alfa Romeo bleibt hingegen gefährlich.