Verkehrte Welt bei Red Bull am Trainingsfreitag der Formel 1 in Silverstone. Pierre Gasly fährt Bestzeit im FP1 und ist auch am Nachmittag schneller als Max Verstappen. Der Niederländer wurde mit seinem RB15 auf dem Highspeed-Kurs in Großbritannien nicht warm. Dr. Helmut Marko sieht trotzdem positive Anzeichen - nur Mercedes ist mal wieder zu schnell.

"Im Moment würde ich sagen, dass dieser Freitag einer der schlechtesten ist, die wir dieses Jahr hatten. Es liegt also noch viel Arbeit vor uns", so Verstappen, der am Vormittag satte acht Zehntel auf Gasly verlor. Im FP2 fuhr er seine schnellste Runde im Gegensatz zum Teamkollegen auf Medium statt auf Soft und landete drei Zehntel dahinter.

"Es war generell ziemlich windig, was nicht einfach war. Aber es war auch deutlich, dass wir keine gute Balance im Auto hatten. Das hat es noch schwieriger gemacht", klagt der 21-Jährige. "Ich bin sehr viel herumgerutscht und habe mich nicht wohl gefühlt." Red-Bull-Berater Helmut Marko erklärte den Rückstand seines Star-Fahrers gegenüber Motorsport-Magazin.com.

"Da stimmt irgendetwas am Setup nicht. Die Reifentemperaturen befinden sich in Höhen, in denen sie nicht sein sollten", so der Österreicher. "Aber wir sind optimistisch, dass wir das hinkriegen." Für den Optimismus sorgte diesmal der Teamkollege, der mit fünf Zehnteln Rückstand auf die Bestzeit von Valtteri Bottas zumindest nicht völlig abgehängt wurde.

Gasly überflügelt Verstappen: Marko erleichtert über positiven Trend

"Wir haben gesagt, er kann das", so Marko über den Aufwärtstrend des Sorgenbullen. "Er muss sich auf das konzentrieren, was er kann. Und das ist das Fahren, und nicht technische Innovationen ans Auto bringen wollen." Die Technik spielte bei Gasly am Freitag aber durchaus eine Rolle, denn anders als vor zwei Wochen war er mit dem gleichen Material wie Verstappen unterwegs.

"Er hat diesmal gleiche Flügel und den gleichen Unterboden wie Verstappen gehabt", sagt Marko. "Es war ein echt guter Tag für mich", freut sich Gasly. "Wir haben seit Österreich viele Änderungen vorgenommen und haben jetzt einfach einen guten Plan wie wir die Dinge von meiner Seite aus angehen müssen."

Red Bull langsamer als Mercedes aber schneller als Ferrari

Die Vorstellung von Gasly reicht unter dem Strich aber nicht aus, um Red Bull Hoffnung auf eine Wiederholung des Spielberg-Sieges zu machen. "Die Longruns von Mercedes waren sauschnell. Ich glaube, unser Gegner ist Ferrari", sagt Marko.

Er zeigt sich von diesem Bild wenig überrascht: "Das ist natürlich ein Mercedes-Kurs mit den schnellen Kurven, die Vollgas gehen. Der Vollgasanteil hier ist einer der höchsten nach Monza." Die Roten sollen aber wieder ein realistisches Ziel sein: "Im Renntrimm sollten wir, glaube ich, schneller als Ferrari sein."

Verstappen traut sich allerdings nicht, so weit zu gehen. Er sieht für sich noch keinen Kampf gegen Mercedes oder Ferrari. "Wenn es so ist wie heute, dann nicht", winkt er ab. Dass Gasly das Potential des RB15 zeigte, gibt ihm zumindest etwas Hoffnung: "Selbst mit meinen Problemen waren wir nicht so weit weg. Das ist positiv."