Nächste Pleite für das Formel-1-Team von Renault. In Barcelona bleiben Daniel Ricciardo und Nico Hülkenberg zum dritten Mal in fünf Rennen punktelos. Gepaart mit einer Ausfalls-Rate von 50 Prozent im Rennen und der ersten Motorenstrafe des Jahres für Nico Hülkenberg wirft das kein gutes Licht auf das vierte und schlechteste Werksteam der Formel 1.

Doch laut Daniel Ricciardo müssten Punkte in Barcelona eigentlich schon möglich gewesen sein. In seinen Augen stand sich Renault vielmehr selbst im Weg. Das Auto war gut, und hätte in Ricciardos Augen die Pace für Punkte gehabt. Fehltritte bei der Reifenstrategie und zu spät ausgesprochene Teamorder verhinderten aber eine finale Attacke auf die Punkteränge. Während Hülkenberg nach einem illegalen Frontflügel-Wechsel im Qualifying praktisch sowieso schon aus dem Rennen war.

"Es ist frustrierend, um ehrlich zu sein", gibt Ricciardo danach zu. "Ich sehe Carlos auf Platz acht, wir hatten ihn im ersten Stint." Für Ricciardo war der am Ende achtplatzierte Carlos Sainz lange Hauptgegner. Doch Strategie-Entscheidungen kosteten ihm seiner Meinung nach viel Zeit. Er wurde nur Zwölfter und blieb punktelos.

"Ich glaube, wir hatten seine Pace heute", ist sich Ricciardo im Hinblick auf Sainz sicher. "Es sind einfach Details im Mittelfeld, es ist so eng, und dann fehlt dir das letzte bisschen Perfektion und du verpasst vier potentielle Punkte."

Ricciardo steckt hinter Sainz: Warum Hard-Reifen?

Daniel Ricciardos Rennen konnte er am Ende nur mit einem Wort beschreiben: Frustrierend. Er war von Platz 13 gestartet, und hatte in der ersten Runde zumindest gleich einmal einen Platz gut gemacht. Dann kam sein Fortschritt ins Stocken - auf dem überhol-unfreundlichen Kurs von Barcelona steckte er hinter dem Elften Carlos Sainz fest.

Zu Beginn der letzten Runde vor dem ersten Boxenstopp schaffte es Ricciardo endlich. Außen in Kurve eins ging er mit einem hervorragenden Manöver an Sainz vorbei. Eine Runde später kamen beide an die Box.

"Dann haben wir Hard montiert, er Medium", erklärt Ricciardo die Reifenwahl beim ersten Stopp. In Runde 24 von 66 Hard aufzuziehen, das entsprach derselben Strategie, die vorne Ferrari bei Charles Leclerc anwandte. Allerdings muss angemerkt werden: Bis auf Ricciardo, Leclerc und Räikkönen steckte niemand zu diesem Zeitpunkt auf Hard um. Alle anderen setzten wie Sainz auf den Medium.

Der bot Sainz auf seiner ersten Runde aus der Box heraus eine leichtere Anwärmphase und mehr Grip. Am Ende der Runde zog er wieder an Ricciardo vorbei. Und dann waren die Positionen wieder eingefroren. Daher wunderte sich Ricciardo danach über die Reifen-Entscheidung: "Wir müssen versuchen zu verstehen, warum wir den Hard anstatt des Mediums aufgezogen haben. Wenn das aus Vorsicht war, sollten wir aufhören, vorsichtig zu sein."

Ricciardo steckt hinter Hülkenberg: Warum keine Teamorder?

Mit einem späten Safety Car in Runde 45 ergaben sich aber für Ricciardo neue Chancen auf die Punkte. So glaubte er zumindest. Aber eine Reihe an Entscheidungen trennte ihn vom Heck von Sainz und ließ ihn weiter zurückfallen.

Zuerst stoppte Ricciardo sofort - hinter Lewis Hamilton, der ihn und Sainz gerade überrundet hatte. Sainz blieb aber eine Runde länger auf der Strecke, überholte den stoppenden Hamilton, rundete sich damit zurück und verlor beim Boxenstopp keine Position. Im Gegenteil: Er gewann sogar eine. Ricciardo blieb hinter Hamilton stecken und bekam die Runde nicht sofort zurück.

Nico Hülkenberg beim Spanien GP, Foto: LAT Images
Nico Hülkenberg beim Spanien GP, Foto: LAT Images

Auf neuen Medium-Reifen kam Ricciardo hinter dem gar nicht stoppenden Nico Hülkenberg auf die Strecke. Hülkenberg hatte sich zehn Runden vorher Soft-Reifen geholt und wollte jetzt mit einer Ein-Stopp-Strategie zu Ende fahren. Beim Restart konnte Ricciardo mit seinen neuen Medium-Reifen schneller, aber nicht vorbei. Erst nach kurzer Wartezeit und einer Nachfrage von Ricciardo an der Renault-Box hielt ihm Hülkenberg in Kurve eins die Tür auf.

Da war wertvolle Zeit verstrichen, der Reifenvorteil dahin. "Wenn ich eine Chance hatte, dann war es in der ersten Runde", meint Ricciardo. "Aber uns wurde gesagt, dass wir kämpfen dürfen. Ich konnte mir aber nicht vorstellen, dass er mit seinen Reifen gleich viele Chancen hatte wie ich mit meinen, also müssen wir es jetzt aussortieren, ob wir strategisch ein Auto dem anderen hätten vorziehen können."

Renault erneut punktelos: Fehler-Litanei killt Chancen

Die Nullnummer von Barcelona ist in Renaults Augen nicht auf das Auto zurückzuführen. Der R.S.19 hätte vom Grundspeed her zumindest im Rennen Punkte einfahren können, glaubt das Team. Auch wenn auf eine Runde im Qualifying ein bisschen etwas fehlte.

Doch verdient haben sie sich keine. Zu den fragwürdigen Strategie-Entscheidungen gesellte sich schließlich Nico Hülkenbergs komplett verhautes Qualifying. Ein Ausritt und der folgende illegale Tausch zu einer alten Frontflügel-Version zerstörten Hülkenbergs Rennen, bevor es überhaupt begonnen hatte. Das Team nutzte die Gelegenheit gleich, um auch noch den Motor zu wechseln. Damit hält Hülkenberg jetzt bei vier von drei erlaubten Motoren. Renault stellt 2019 den ersten Fahrer über dem Limit.

"Das Auto ist definitiv kein Auto für Platz zwölf", schließt Ricciardo am Sonntag seine Interviews ab. "Aber das Mittelfeld ist so eng, und wir müssen es besser machen. Ich werde dem Team heute meine Perspektive geben. Aber wir sollten auch das Positive sehen, um den Kampfgeist von allen hoch zu halten."

"Das Ergebnis heute ist klar: Selbst ohne dem Safety Car wären ein paar Punkte möglich gewesen", beschwört Teamchef Cyril Abiteboul, um dann anzufügen: "Wir liegen nicht auf Kurs zu den Zielen, die wir uns gesetzt haben." Renault hat einiges aufzurollen. Nur zwei Punkteergebnisse, fünf Ausfälle, WM-Plätze zwölf und 13 für Ricciardo und Hülkenberg sowie Platz acht in der Team-WM sind für ein Werksteam mehr als mager.