Für McLaren bricht mit dem Formel-1-Rennen in Spanien die nächste Phase des großen Umbruchs an. Die bisher recht erfolgreiche Kombination aus dem vielversprechenden MCL34 und dem Fahrer-Duo Carlos Sainz und Lando Norris wird ab dem fünften Rennwochenende mit dem Einstand des neuen Teamchefs Andreas Seidl komplettiert.

Der britische Traditonsrennstall hatte den ehemaligen Porsche-LMP1-Teamchef bereits im Januar unter Vertrag genommen. Seidl musste mit seinem Dienstantritt als Leiter des technischen und operativen F1-Geschäftes aber bis zum 1. Mai warten.

"Ich bin froh, jetzt bei McLaren begonnen zu haben und wurde von allen im Team herzlich empfangen", sagt der Deutsche. Mit ihm wird die Position des Teamchefs bei McLaren erstmals seit der Trennung von Eric Boullier im vergangenen Sommer wieder vollständig bekleidet.

Gil de Ferran, der kurz nach Boullier als Sporting Director ins Team geholt wurde, war aufgrund seiner eigenen Vergangenheit als Profi-Rennfahrer in den USA hauptsächlich für die Betreuung der Piloten zuständig. Mit Seidl sitzt nun wieder ein Mann am Kommandostand, der das gesamte Gefüge auf der anderen Seite der Boxenmauer aus dem Effeff kennt.

McLaren-Teamchef Andreas Seidl noch in der Kennenlernphase

Der 43-Jährige war lange vor seinen Erfolgen mit Porsche in der WEC schon einmal in der Formel 1 tätig. Von 2000 bis 2006 wirkte er bei BMW mit, bis 2009 war er in leitender Funktion bei BMW Sauber aktiv.

"Ich habe in meinen ersten Tagen in der Fabrik mit so vielen Menschen wie möglich gesprochen und das wird in den kommenden Wochen erst einmal so weitergehen, während ich das Team kennenlerne", sagt der Neuzugang.

Er darf sich glücklich schätzen, im Mai 2019 ein deutlich gesünderes McLaren vorzufinden als noch vor rund zwölf Monaten. Als de Ferran seine Arbeit aufnahm, befand sich das einstige Weltmeisterteam in einer tiefen Krise. Gerüchte über Mitarbeiteraufstände machten in den Medien die Runde.

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Seidl verhalten: Kräfteverhältnis in Spanien unklar

Aktuell steht McLaren deutlich besser da. In der Konstrukteursweltmeisterschaft liegt das Team auf dem vierten Platz. Sainz und Norris überzeugten bis auf China an jedem Wochenende. "In Spanien wollen wir an die Leistungen der ersten paar Rennen anknüpfen", sagt Seidl.

Barcelona wird für McLaren ein wichtiges Rennen. Im Vorjahr stand das Team in den ersten Saisonrennen zunächst ebenfalls sehr gut da, was aber weniger der Performance des Autos als den Qualitäten Fernando Alonsos zu verdanken war. Mit Updates wollte das Team das Ruder herumreißen. Stattdessen wurde man von der Mittelfeld-Konkurrenz gnadenlos abgehängt.

"Wir wissen, dass es im Feld sehr eng zugeht und der Start der Europasaison markiert traditionsgemäß den Punkt, an dem die Teams Upgrades bringen. Es ist also schwer zu sagen, wie das Kräfteverhältnis dieses Wochenende aussehen wird", gibt Seidl zu bedenken. "Aber wir werden unseren Fokus weiterhin darauf legen, unser Paket zu entwickeln und das Auto in den entscheidenden Bereichen zu verbessern."

Sainz und Norris für Barcelona optimistisch

Die Piloten sind für Barcelona guter Dinge. Sainz wird nach dem Rücktritt Alonsos beim Heimrennen erstmals alleine die Fahne für sein Land hochhalten. Der 25-Jährige ist nach dem ersten Erfolgserlebnis des Jahres in Baku voll motiviert. "Es war eine Erleichterung, in Baku endlich Punkte zu holen", sagt er.

In den ersten Saisonrennen hatte ihm jeweils das Glück gefehlt. In Bahrain riss ihn eine Kollision mit Max Verstappen aus dem Rennen, ohne die er wohl Fünfter geworden wäre. "Wir wussten, dass wir die Pace für Punkte haben. Aber Pech oder Dinge außerhalb meiner Gewalt hatten es verhindert. Jetzt lautet das Ziel, vor meinem Heimpublikum das Punktekonto aufzustocken", kündigt Sainz an.

Rookie Norris hofft, in Europa auf den ihm bereits bekannten Rennstrecken noch eine Schippe drauflegen zu können. "Rennstrecken die ich kenne helfen mir dabei, in der Vorbereitung schnell auf Touren zu kommen. Und es fühlt sich erst wie gestern an, dass wir in Spanien die Wintertestfahrten hatten", sagt der Brite.