P7. Das ist genau das, wo Renault sein möchte. Und nach dem 1000. Grand Prix der Formel-1-Geschichte in Shanghai steht dieser Rang für Daniel Ricciardo auch tatsächlich zu Buche. Gleichzeitig hat man bei den Franzosen mit Nico Hülkenberg schon wieder ein Auto an die quasi nicht vorhandene Zuverlässigkeit der Power-Units aus Viry verloren.

Die gute Nachricht ist, dass die Pace für den Titel des "Best of the Rest" da ist. Einzig Sergio Perez machte Ricciardo nach einem fantastischen Start von zwölf auf acht das Leben schwer. "Ich war etwas überrascht von Perez' Pace", gibt der Honey-Badger nach dem Rennen zu. "Es war nicht leicht, er war sehr schnell und hat mich das ganze Rennen über unter Druck gesetzt. Ich dachte erst, ich könnte ihm davon fahren, aber dann kam er wieder."

Am Ende ging es für den Aussie dennoch gut aus. Ricciardo vermutet, dass Perez, ebenso wie er selbst, Acht auf seine Reifen geben musste. "Ich glaube, er hatte auch etwas mit den Reifen zu kämpfen, daher konnte ich am Ende vorne bleiben." Die schwarzen Gummis waren sowieso mal wieder das große Thema im Mittelfeld-Kampf.

Alternative Einstopp-Strategie geht auf

Renault setzte hierbei auf eine etwas andere Strategie, als der Rest. "Ich glaube, wir waren die Einzigen, die eine Einstopp-Strategie mit Soft-Hard gefahren sind. Die anderen Einstopper waren, soweit ich weiß, mit Medium-Hard unterwegs." Damit hat Ricciardo fast Recht: Einzig der aus der Boxengasse gestartete Alex Albon fuhr die gleiche Strategie.

"Wir haben das dann gut gemanagt. Ein bisschen habe ich mir anfangs fast gewünscht, die Reifen würden schnell einbrechen und wir könnten auf eine Zweistopp-Strategie wechseln" lacht er. "Aber dann hielten sie sehr lang und ich dachte, komm, dann bringen wir das jetzt nach Hause."

Und das funktionierte dann auch wunderbar. Für Ricciardo war es im dritten Rennen die erste Zielflagge im gelben Overall. "Auf der persönlichen Seite fühlt sich das natürlich gut an, auch für das ganze Team. Endlich können wir abklatschen und zufrieden nach Hause fahren", gibt er sich erleichtert. Auch seine anfänglichen Probleme mit dem Auto bekommt der 29-Jährige aus Perth langsam in den Griff.

Ricciardo: Renault führt das Mittelfeld an

In Shanghai hatte er von Anfang an ein gutes Gefühl im Auto. "Es ist immer gut, wenn es im ersten Training schon läuft, denn wir mussten dann nicht mehr viel am Setup ändern und ich konnte stattdessen an meiner Leistung arbeiten", erzählt Ricciardo von einem gelungenen Lernprozess übers Wochenende.

Und während Erzrivale Haas weiter nach einer anständigen Rennpace sucht, zeigt Renault, wozu sie zumindest vom Speed her imstande sind. "Natürlich wären wir lieber noch weiter vor den anderen, wir können also noch einiges verbessern", gibt Ricciardo zu, "aber insgesamt sollten wir das Mittelfeld aktuell anführen." Vor dem Rennen hatte der Australier sogar Pierre Gasly als potentielles Ziel ausgegeben, aber das kann ja noch folgen.

Hülkenberg erneut mit MGU-K-Problemen

Teamkollege Nico Hülkenberg hatte an beiden Rennwochenenden bisher die Nase vor dem Neuzugang. In China erlebte er aber ein rundum schwieriges Rennen mit schwarzem Ausgang. "Es war ein enttäuschendes Rennen für uns, heute", bilanziert er. "Ich hatte schon einen schwierigen Start und verlor eine Position. Danach war es schwierig, den Auto vor mir zu folgen." Nach seinem Stopp landete der Emmericher auch noch im Verkehr.

Der wirkliche GAU kam aber erst nach dem Reifenwechsel. "Ich habe einen Leistungsverlust gespürt. Zuerst sah es aus wie ein Software-Problem, also haben wir unser Bestes versucht, um es auf der Strecke zu beheben, das ging aber nicht und wir mussten aufgeben." Noch sei die Untersuchung nicht abgeschlossen, "aber es sieht wie ein Problem an der MGU-K aus."

Zuverlässigkeit bleibt Achilles-Ferse bei Renault

Das wäre besonders tragisch, da in Hülkenbergs Auto in China nach dem doppelten Motorschaden in Bahrain bereits die zweite und damit letzte erlaubte MGU-K verbaut war. Das würde eine Strafe von zehn Startplätzen beim nächsten Rennen in Baku bedeuten. Schon vor dem Rennen hatte der "Hulk" geunkt, eine erhöhte Motorleistung bringe ja nichts, wenn man damit nie ins Ziel komme. Das scheint sich jetzt zu bewahrheiten.

Teamkollege Ricciardo bekam den Ausfall des Schwester-Renaults nur so halb mit. "Ich wusste es nicht, aber ich habe es vermutet, als ich ihn auf der Liste nicht mehr sehen konnte. Im Rückspiegel war er auch nicht mehr und für einen Stopp war es zu früh." Er selbst habe keine Probleme mit der Zuverlässigkeit gehabt, zumindest in diesem Rennen. "Aber da müssen wir definitiv dran arbeiten", fordert er.

Die beiden Renault-Piloten sind jetzt mit sechs Zählern punktgleich und liegen in der Weltmeisterschaft auf Platz zehn (Hülkenberg) und elf (Ricciardo). Kevin Magnussen auf neun hat nur zwei Punkte Vorsprung, ebenso wie Norris auf acht. In der Konstrukteurs-Wertung liegt Renault mit zwölf Punkten standesgemäß auf dem vierten Rang, allerdings gleichauf mit Alfa Romeo.