Max Verstappen, Sebastian Vettel und die Haarnadel des Shanghai International Circuits. Da war doch was. Ja, da war was. Vor genau einem Jahr hatte Verstappen den Ferrari-Piloten dort völlig unnötig abgeräumt.
Damit nicht genug: Im Qualifying zum China GP der Formel 1 2019 überholte Vettel den Red Bull dort auf der Outlap, Verstappen ärgerte sich über ein gebrochenes Gentlemen's Agreement unter Fahrern, kündigte sogar Revanche an.
Verstappen gegen Vettel: Harter Kampf in China
Im Rennen bekam er seine Gelegenheit früher als gedacht. Die Situation wies Parallelen zu der im Vorjahr auf. Wieder war Verstappen auf der langen Geraden direkt im Windschatten Vettels. Der hatte gerade gestoppt, die Reifen noch nicht auf idealer Betriebstemperatur.
Verstappen nutze die Gunst der Stunde und lancierte eine Attacke. Wie 2018. Wieder versuchte er, sich innen auf der Bremse vorbeizudrücken. Dieses Mal allerdings mit deutlich mehr Maß. Verstappen war nicht viel zu weit zurück. Dementsprechend ging es gut, keine Kollision. Haarig wurde es dennoch.
Vettel: Habe schon mit Verstappen gerechnet …
Denn Sebastian Vettel steckte nicht auf. Weil Verstappen etwas weit ging, Momentum verlor, konterte der Ferrari, der den Scheitelpunkt getroffen hatte und drückte den Red Bull nach Außen, etwas auf die Wiese.
"Ich habe ihn innen gesehen und wusste, dass er etwas probieren will. Deshalb habe ich den Exit vorbereitet, was für mich ja auch funktioniert hat", schildert Vettel seinen starkes Verteidigungsmanöver. "In der letzten Kurve war ich nicht sicher, ob er es nochmal probieren würde. Aber es ging gut."
Hat Vettel Verstappen zu weit rausgedrückt?
Doch war das hart? Hatte Vettel zu wenig Platz gelassen? Manch ein Beobachter war dieser Meinung. Nicht jedoch die Stewards. Die Szene wurde nicht einmal untersucht. Geht es nach Max Verstappen selbst auch völlig zu Recht. "Das war alle okay", bewertet er Vettels Aktion völlig entspannt.
"Ich habe es auf der Bremse versucht, denn seine Reifen waren noch etwas kalt. Er hat es dann am Ausgang echt eng gemacht, aber ich hätte es genauso gemacht. Das war voll in Ordnung", schildert Verstappen die Szene. Noch dazu hätte er Vettel in dieser Phase des Rennens ohnehin nicht lange halten könnten, meint der am Ende Viertplatzierte des China GP.
Verstappen über Vettel-Aktion: Passt, hätte ich genauso gemacht
Verstappen zu Motorsport-Magazin.com: "Er hätte mich wieder überholt. Ich war auf diesem harten Reifen einfach nicht schnell genug." Im ersten und letzten Stint allerdings habe er mit seinem RB15 durchaus über scharfe Waffen verfügt. "Wir waren aber im Fight mit Ferrari, im Mittelstint hat es nur etwas gefehlt. Da sind sie uns etwas weggezogen. Aber im ersten Stint und im letzten war es eigentlich in Ordnung. Auf dem härtesten Reifen waren wir nicht so happy", berichtet Verstappen.
Einzig mit Mercedes habe er nie mithalten können. "Ich hatte schon gesagt, dass Mercedes von Freitag auf Samstag immer einen Schritt nach vorne schafft. Hatte nie erwartet, es mit ihnen aufnehmen zu können", sagt Verstappen. "Dafür waren wir nicht schnell genug, aber wir haben heute das maximale Resultat für uns mitgenommen. Das ist nichts Besonderes, sind aber immerhin wieder gute Punkte für die WM."
Verstappen 2.0: Punktehamster mit WM-Hoffnung
Die habe er trotz des großen Rückstands auf Mercedes nämlich noch kein Stück abgeschrieben. "Da können sich noch viele Dinge ändern über die ganze Saison. Wir müssen gerade einfach sicherstellen, dass wir keine Punkte durch Fehler, dumme Crashs oder Ausfälle durch das Auto und den Motor verlieren. Das funktioniert gerade soweit ja ganz gut", sagt Verstappen zu Motorsport-Magazin.com.
Einfach Punkte mitnehmen also. Nichts erzwingen wollen, wenn man nicht schnell genug ist. Noch im Vorjahr hatte das an Ort und Stelle bei Max Verstappen ganz anders ausgesehen. 2019 hat sich Verstappen hier sichtbar besser im Griff. Der Lohn: Aktuell ist der Niederländer mit 39 Punkten tatsächlich erster Mercedes-Jäger in der WM - nicht Vettel (37) oder Leclerc (36).
Horner lobt reifen Verstappen, Kampfansage an Ferrari
Das ist auch seinem Teamchef positiv aufgefallen. "Er ist dieses Jahr drei reife Rennen gefahren. Er hatte hier diesen Fight mit Seb, aber er hat das Rennen einfach nach Hause gebracht und die Punkte maximiert", lobt Christian Horner. "Bahrain war nur etwas Unglück, dass es nicht auch da ein Podium wurde", erinnert der Brite an das späte Safety Car. Das hatte den ladierten Ferrari von Charles Leclerc vor Verstappens Angriff gerettet.
"Aber die Lücke ist ja nicht groß, in der WM ist er sogar noch vor beiden Ferrari", ergänzt Horner. Den roten Autos komme Red Bull jetzt auch in Sachen Pace näher. "Umso wichtiger ist es, nicht viel wegzuwerfen. Jetzt geht es darum, die Lücke zu schließen. Und das tun wir. Heute haben wir die Ferrari ja schon gesplittet. Wir kommen also näher - und in der zweiten Saisonhälfte kommt noch mehr!"
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