Charles Leclerc war von den Vorgängen beim China GP alles andere als begeistert. Der Ferrari-Neuling ging am Start an Teamkollege Sebastian Vettel vorbei und lag auf Rang drei, beendete das dritte Rennen der Formel-1-Saison 2019 aber nur auf Rang fünf.

Braucht Ferrari einen Nummer-1-Fahrer? (09:46 Min.)

Hauptschuld am Ergebnis hatte die Stallorder, die Ferrari in Runde elf ausgab. Leclerc lag zu diesem Zeitpunkt direkt vor Vettel, der einige Runden im DRS-Fenster fuhr, aber nicht vorbeikam. Leclerc bekam zunächst eine Warnung. "Du musst schneller fahren, sonst musst du Sebastian vorbeilassen", funkte Leclercs Renningenieur.

"Ich habe die Pace angezogen, ich setze mich ab", funkte Leclerc bald zurück. Doch die Bitten des Monegassen wurden nicht erhört, Ferrari ordnete den Platztausch an. Nach dem Rennen wirkte Leclerc in den TV-Interviews angefressen, wollte sich aber vor dem Debrief nicht zu Aussagen hinreißen lassen.

Um 17:00 Uhr Ortszeit, rund anderthalb Stunden nach dem Rennen, stellten sich Leclerc, Vettel und Teamchef Mattia Binotto noch der schreibenden Presse - nach dem Debrief wohlgemerkt. "Im Auto war ich frustriert, aber im Auto hast du nicht das ganze Bild des Rennens. Ich habe es akzeptiert, gemacht und mich dann weiter auf das Rennen fokussiert", gab sich Leclerc verständnisvoll.

"Nach dem Meeting weiß ich, dass es keine einfache Situation war: Ich hatte zu diesem Zeitpunkt Probleme mit den Reifen, wir beide hatten Probleme. Aber Sebastian war schneller", so Leclerc. Doch Vettel fuhr nach dem Platztausch nicht viel schneller. "Weil seine Reifen in der Dirty Air hinter mir schon etwas gelitten haben", erklärt Leclerc.

Teamchef Binotto verteidigt die Entscheidung: "Es ist nicht schön, Teamorder auszugeben. Es ist nicht einfach, aber Charles ist ein guter Teamplayer. Wir haben alles versucht, keine Zeit auf Mercedes zu verlieren, aber es hat leider nicht funktioniert."

Ferrari-Strategie kostet Leclerc Platz vier gegen Verstappen

Die Position an Verstappen verlor Leclerc beim ersten Stopp. Während Vettel direkt nach Verstappen zum Reifenwechsel reingeholt wurde, blieb Leclerc noch vier weitere Runden draußen und verlor dabei wertvolle Sekunden.

"Wir sind so lange draußen geblieben, um den Reifenverschleiß zu verstehen. Wir wollten eine Einstopp-Strategie versuchen ", so Binotto. Ferraris Problem: Weil Vettel direkt nach Verstappen kam, hätte Leclerc frühestens zwei Runden nach dem Red-Bull-Piloten kommen können. Die Position hätte er dann ohnehin schon verloren gehabt.

"Wenn die Einstopp-Strategie geklappt hätte, wäre es einfacher gewesen, die Position zurückzugewinnen", erklärt Binotto und fügt an: "Am Ende war es dann aber sicherer, zweimal zu stoppen." Durch den zusätzlichen Stopp ging der späte erste Stopp nicht mehr auf, Leclerc blieb hinter Verstappen zurück.

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