Im Mittelfeld der Formel 1 hat sich auch nach dem Saisonauftakt 2019 Frust aufgestaut. Renault möchte unbedingt die Regeln zum Technologieaustausch zwischen Teams weiter eingeschränkt sehen. Denn während Teams wie Ferrari und Haas sowie Red Bull und Toro Rosso eng zusammenarbeiten, verkauft Renault nur Motoren an McLaren. Ein echtes Partnerteam haben sie nicht, und sie wollen auch nicht.
Doch für die kleinen Mittelfeld-Teams, die in diesen Partnerschaften mit den Großen stecken, sind solche Forderungen nach Einschränkungen mittlerweile ein rotes Tuch. Haas-Teamchef Günther Steiner zeigte sich schon in Bahrain verärgert, jetzt legte er am freien Wochenende noch einmal nach. Ja, Haas sei in der Formel 1, weil man solche Partnerschaften eingehen konnte. Aber Haas sei gut, weil man ein gutes Team ist.
Steiner zu Kritikern: Glaube, sie verstehen es selbst nicht
"Es ist mir ziemlich egal", sagt Steiner über die jetzt wieder lauter werdende Kritik am Haas-Modell. "Manche Leute, die das sagen - ich verstehe nicht ganz, was sie damit meinen. Ich glaube, sie selbst verstehen nicht, was sie damit meinen. Normalerweise sind das die Leute, die nicht verstehen können, warum wir so gute Arbeit leisten."
Haas fuhr gleich bei ihrem ersten Formel-1-Rennen 2016 in Australien schon in die Punkte. Seitdem haben sie sich als fixe Größe im Mittelfeld etabliert. Das sah bei den ihnen vorangehenden Neugründungen ganz anders aus: Teams wie Virgin, HRT oder Caterham mussten viel mehr selbst bauen, und kämpften gegen enorm hohe Aufbaukosten. Am Ende gaben alle drei auf.
Erfolg versprachen in den letzten Jahren nur Übernahmen von etablierten Teams. Haas hat es aber als Neugründung über die Hürde geschafft, und dank des Systems mit Ferrari mussten sie gar nicht erst im Keller der Formel 1 anfangen. Trotz verhältnismäßig kleinem Budget können sie mitspielen, und eben auch gegen Renault kämpfen.
Das heißt natürlich im Umkehrschluss: Wenn man die Haas-Ferrari-Partnerschaft durch neue Regeln einschränkt, dann wird Haas wahrscheinlich nicht mehr mitspielen können. Je mehr selbst entworfen und gebaut werden muss, desto teurer wird es. Man benötigt mehr Anlagen, mehr Personal, und so weiter. Ohne die Ferrari-Partnerschaft wäre das Team wohl kaum in die Formel 1 eingestiegen, meinte Steiner zuletzt in Bahrain.
Steiner: Wäre Haas Letzter, dann wäre es allen egal
Außerdem hat Haas keine Lust mehr, andauernd als Ferrari-Kopie abgestempelt zu werden. "Sie sagen einfach, wir kopieren Ferrari", sagt Steiner frustriert. Das sei eine grobe Vereinfachung. "Es gibt klar geschriebene Regeln", stellt er klar. "Was du machen kannst und was nicht. Und wir machen alles den Regeln entsprechend."
Das macht Haas eben tatsächlich, diese Regeln existieren. Nichts am Haas-Programm ist illegal. Das Reglement fordert nur bestimmte Teile, sogenannte 'Listed Parts'. Was nicht auf dieser Liste steht, kann von irgendwo kommen. "Es wäre allen egal, wenn wir am Ende des Feldes fahren würden", vermutet Steiner. "Jeder wäre happy. Das haben alle erwartet."
Für Renault funktioniert das Modell daher zu gut, sie wollen es wieder einschränken. Außerdem haben sie Angst, dass in Zukunft bei einer Kostenobergrenze solche Partnerschafts-Teams messbare Ressourcen-Vorteile für beide Beteiligten bedeuten. Sprich, einmal für das Partnerteam, und einmal auch für das Hauptteam.
Doch sie scheinen mit ihrer Kritik gegen eine Wand zu rennen. Zuletzt nahm auch Liberty Medias Sportchef Ross Brawn Bezug auf die Debatte, und stellte sich hinter das Modell. Feintuning wäre laut Brawn noch notwendig, aber grundsätzlich ist man zufrieden. Klar, schließlich will Liberty gerne ein volles Starterfeld sehen.
Steiner stellt klar: Gutes Haas-Personal spielt große Rolle
Steiner legt außerdem viel Wert auf eine weitere Klarstellung: Das Partner-Modell hilft Haas - doch einfach alles von Ferrari und von externen Zulieferern zukaufen ist kein magisches Erfolgsrezept: "Es ist kein großes Geheimnis. Wir haben eine gute Gruppe an Leuten, die sind sehr engagiert. Sie arbeiten hart. So schaffen wir es."
Haas krallt sich also nicht einfach Ferrari-Pläne und kleistert die zu einem Formel-1-Auto zusammen. "Wir versuchen immer, das Beste aus dem zu machen, was wir haben", sagt Steiner. "Wir genießen es, und deshalb können wir diese Ergebnisse herausfahren."
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