Im Vorjahr hieß das Duell um die Vorherrschaft im Formel-1-Mittelfeld Haas gegen Renault. Renault gewann knapp, und für 2019 sagten beide Teams wieder den gleichen Kampf voraus. Doch vor dem China-GP läuft es doch anders. Besonders, da beide Teams in Bahrain punktelos blieben.
Formel 1 2019: Stand Konstrukteurs-WM
Alfa Romeo besetzt mit zehn WM-Punkten jetzt Platz vier in der Konstrukteurs-WM, vor den punktegleichen Teams McLaren und Haas. Dahinter kommt erst Renault. Wenngleich diese Positionen nicht unbedingt dem Potential entsprechen. Sowohl Haas als auch Renault ließen in Australien und Bahrain Punkte liegen, jetzt wollen beide in China eine kleine Wende schaffen.
Renault stellt sich selbst ins Abseits: Weniger Defekte sollen helfen
Renault ist sich ihrer Sache vor dem China-GP auf jeden Fall sicher. "Insgesamt sind wir wettbewerbsfähig genug, um unsere Fahrer in die Top 10 zu bringen und näher an den Top-Teams dran zu sein als im Vorjahr", versichert Teamchef Cyril Abiteboul. Das stellte auch Nico Hülkenberg zuletzt in Bahrain unter Beweis. Von sehr weit hinten gestartet pflügte er durchs Feld und kontrollierte lange Platz sechs.
Punkte-Belohnung gab es dafür keine, denn der Renault rollte mit Defekt kurz vor Rennende aus. "Wir kommen vorsichtig nach China", gibt Abiteboul zu. Schließlich war das nicht der einzige Defekt. Defekt-Geister treiben sich im Qualifying im Heck der Renaults herum, bremsten Hülkenberg sowohl in Australien als auch in Bahrain aus. Ohne diese wäre er in Bahrain schon gar nicht vom hinteren Ende der Startaufstellung losgefahren.
Und da war dann natürlich noch Daniel Ricciardos Defekt, der in einem wahrlich bizarren Zufall in der gleichen Minute und in der gleichen Kurve wie der von Hülkenberg auftrat. Alle diese Defekte verschleiern die eigentliche Renault-Pace, glaubt Hülkenberg: "Wir müssen auf das Positive aufbauen und uns vor China bewusst machen, dass wir, wenn wir ein brauchbares Wochenende zusammenstückeln, mehr als fähig sind, das Mittelfeld anzuführen."
Unterstützung kommt für Hülkenberg aus der Technik-Abteilung. Renault plant 2019 für jedes Rennen neue Teile, das gilt auch für China. "Wir bringen ein paar neue Verkleidungsteile an diversen Stellen sowie ein paar Brems- und Aufhängungsupdates", kündigt der verantwortliche Chassis-Techniker Nick Chester an.
Ricciardo sucht Renault-Komfort: Bahrain-Test soll helfen
Mit den Bremsen des Renault, damit hatte Daniel Ricciardo bis jetzt so unter anderem seine Probleme. In Bahrain schoss er fast seinen Teamkollegen Hülkenberg raus. Der ehemals späteste Bremser der Formel 1 hat einfach noch nicht das Vertrauen in sein neues Renault-Arbeitsgerät gefunden. Anders als Hülkenberg kennt Ricciardo die Charakteristika von Renaults Formel-1-Autos noch nicht, kann daher das Maximum noch nicht abrufen.
Ricciardo kündigt vor China weitere Fortschritte an. "Ich komme auf jeden Fall langsam hin, wenn es darum geht, das Maximum herauszuholen und mich komfortabler zu fühlen", meint er. "Wir haben über das Wochenende erste Zeichen gesehen - von den Problemen am Freitag zu einer Verbesserung am Samstag, und am Sonntag konnten wir mitkämpfen." Die an den Bahrain-GP angeschlossenen Testfahrten will Ricciardo für weitere Verbesserungen genutzt haben.
Ob er es schon in China auf das Level vom alteingesessenen Hülkenberg schafft, weiß er nicht. Aber ewig weit vom Teamkollegen sieht er sich nicht mehr. "Das Auto hat auf jeden Fall Pace", bestätigt Ricciardo die Einschätzungen von Hülkenberg zum Renault R.S.19. "Nur für mich geht es rein darum, alles davon zu finden."
Haas bei Reifen unsicher: Bahrain-Analyse soll helfen
Haas, die vermeintlichen Renault-Gegner im Kampf um WM-Platz vier, haben ebenfalls einen suboptimalen Start in die Saison mit einigen liegengelassenen Punkten erlebt. Romain Grosjean mimte den Pechvogel: In Australien war sein Rad nach dem Boxenstopp nicht festgezogen, in Bahrain wurde er Opfer einer Startkollision mit Lance Stroll.
Doch anders als Renault gibt sich Haas nach Bahrain vorsichtig. Denn Kevin Magnussen entdeckte in Bahrain, dass der neue Haas kein fehlerfreies Auto war. Auf eine schnelle Runde gab es keine Probleme, doch im Rennen war der Grip am Haas plötzlich weg. Magnussen kam mit den McLaren, mit den Renaults und mit Kimi Räikkönen nicht mehr mit und musste danach ratlos eine Nullnummer akzeptieren.
"Es ist ein gutes Auto, aber wir müssen noch immer herausfinden, wo wir wirklich stehen", reduziert Teamchef Günther Steiner daher vor China die Ansprüche. "Es sieht so aus, als ob wir in der Top-Gruppe des Mittelfelds liegen." Dem pflichtet auch Romain Grosjean bei, der für Haas an den beiden Testtagen nach dem Bahran-GP ins Lenkrad griff.
"Es muss mit der Reifen-Abnutzung zu tun haben", zieht Grosjean nach den Tests Bilanz. "Weil das Auto ist das Gleiche wie in Melbourne und beim Wintertest, und da waren wir schnell. Und im Qualifying von Bahrain waren wir auch schnell. Wir haben den Abtrieb, wir haben die Balance, jetzt brauchen wir nur ein bisschen mehr Kooperation von den Reifen. Wenn wir die Infos vom Test verarbeiten können, sollten wir für das Rennen in einer guten Position sein."
McLaren, Alfa Romeo lauern: Es bleibt eng
Sowohl Haas als auch Renault geben sich also für den China-GP zuversichtlich. Als große Mittelfeld-Favoriten sollten sie sich aber noch nicht wähnen. Denn besonders McLaren und Alfa Romeo schicken sich an, es sich in den Top-10 der Formel 1 bequem zu machen. In Bahrain waren die McLaren von Lando Norris und Carlos Sainz sowie der Alfa von Kimi Räikkönen stark unterwegs.
Diese beiden Teams mischen sich also durchaus mit echtem Speed in den Kampf um die Vorherrschaft im Mittelfeld ein. Fazit: Der Kampf um Platz vier in der Team-WM bleibt 2019 weiter eng.
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