Verkehrte Welt bei Red Bull: Nachdem die Bullen die letzten fünf Jahre über Motorenlieferant Renault schimpften und die Franzosen für die mangelnden Ergebnisse verantwortlich machten, sieht die Formel-1-Welt nun anders aus. Red Bull wechselte über den Winter von Renault zu Honda und ist nun Werksteam.

Beim Saisonauftakt in Australien bescherte Max Verstappen Honda gleich das erste Podium für die Japaner in der Power-Unit-Ära. Honda kam 2015 mit McLaren zurück in die Formel 1 und erlebte gemeinsam mit den Briten einen Tiefschlag nach dem anderen. 2018 dann die Trennung, Red Bull bereitete sich mit Toro Rosso auf den neuen Motorenpartner vor. In Melbourne dann die erste Krönung.

Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko war vor lauter Euphorie kaum zu bremsen. "Wir haben einen super Motor!", lobte er im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. Doch letztendlich kann auch der dritte Platz von Max Verstappen nicht darüber hinwegtäuschen, dass Red Bull mehr als 20 Sekunden hinter Sieger Valtteri Bottas ins Ziel kam.

Topspeeds Australien GP 2019: Qualifying

POSFahrerChassisMotorSpeed Trap [km/h]
1PerezRacing PointMercedes322,5
2GiovinazziAlfaFerrari322,4
3AlbonToro RossoHonda322,3
4KvyatToro RossoHonda321,3
5SainzMcLarenRenault320,8
6RäikkönenAlfaFerrari320,8
7BottasMercedesMercedes320,0
8StrollRacing PointMercedes319,7
9NorrisMcLarenRenault319,6
10HülkenbergRenaultRenault319,3
11HamiltonMercedesMercedes319,0
12VerstappenRed BullHonda317,8
13LeclercFerrariFerrari317,7
14GrosjeanHaasFerrari316,5
15RicciardoRenaultRenault316,4
16GaslyRed BullHonda316,1
17MagnussenHaasFerrari316,0
18RussellWilliamsMercedes316,0
19VettelFerrariFerrari315,9
20KubicaWilliamsMercedes314,6

Topspeeds Australien GP 2019: Rennen

POSFahrerChassisMotorSpeed Trap [km/h]
1GaslyRed BullHonda321,9
2VerstappenRed BullHonda319,9
3StrollRacing PointMercedes319,8
4KvyatToro RossoHonda319,8
5PerezRacing PointMercedes318,4
6HülkenbergRenaultRenault318,0
7RäikkönenAlfaFerrari314,6
8NorrisMcLarenRenault313,5
9AlbonToro RossoHonda312,6
10SainzMcLarenRenault312,5
11BottasMercedesMercedes311,3
12GrosjeanHaasFerrari310,2
13RussellWilliamsMercedes309,8
14HamiltonMercedesMercedes309,3
15KubicaWilliamsMercedes308,3
16RicciardoRenaultRenault307,4
17VettelFerrariFerrari303,7
18GiovinazziAlfaFerrari299,9
19LeclercFerrariFerrari297,4
20MagnussenHaasFerrari291,8

Doch wo liegen dann die Defizite? "Wir müssen am Chassis arbeiten", gesteht Marko überraschend. "Wir brauchen mehr Downforce." Binnen weniger Monate wurde Red Bull vom Schlägertyp zum Prügelknaben.

Doch das hat vor allem mit der Beziehung zu Honda zu tun. Im Gegensatz zu McLaren kennt Red Bull den Unterschied zwischen einer Partnerschaft und einem Kunden-Vertrag. Red Bull war bei Renault zahlender Kunde. Mit Honda sind die Bullen zum Werksteam aufgestiegen.

Marko: Chassis wegen Renault-Erfahrung nicht top

Warum aber hat Red Bull nun Defizite am Chassis? Die letzten Jahre preiste man das eigene Chassis noch als den Klassenprimus an. Marko kann sich ein Nachtreten Richtung Renault nicht verkneifen: "Über lang Jahre hinweg hatten wir den Luxus eines starken Motors nicht. Deshalb sind wir bei der Philosophie vielleicht nicht richtig an die Sache rangegangen."

Allzu negativ wollte er die Chassis-Performance aber auch nicht bewerten. "Wir sehen, wo wir Schwächen haben - aber wenn man einen Ferrari auf der Strecke überholt, kann man nicht davon sprechen, dass es schwach ist. Wir wollen aber nicht Dritter werden, wir wollen gewinnen. Und auf Mercedes fehlt uns beim Chassis noch etwas."

Nach den Testfahrten in Barcelona hatte sich Red Bull zwar selbst als zweite Kraft gesehen, allerdings hinter Ferrari und vor Mercedes. Bringt vielleicht die Streckencharakteristik in Bahrain Red Bull wieder vor Mercedes? Marko lässt sich nicht zu einer Kampfansage hinreißen: "Nach Barcelona bin ich mit Prognosen vorsichtig."

Australien GP 2019: Wie stark war Bottas? Wie schwach Ferrari? (08:02 Min.)