Force India hatte es in den vergangenen Jahren in der Formel 1 nicht leicht. Finanzprobleme waren Standard beim Team. In den letzten Monaten vor der Insolvenz und dem Verkauf in der Saison 2018 musste jeder Cent zweimal umgedreht werden. Irritieren ließ sich das Team davon aber nicht.
Im Gegenteil: Force India machte sich als das effizienteste Formel-1-Team einen Namen. 2019 sollen die Geldsorgen schließlich vorbei sein. Nach der Insolvenz übernahm ein vom kanadischen Geschäftsmann Lawrence Stroll geführtes Konsortium den Rest. Unter dem Namen Racing Point geht es 2019 ohne Geldsorgen in die Saison. Zum ersten Mal seit Jahren.
Stroll: Force India ein besonderes Team
Das alte Force India hielt sich trotz aller Geldsorgen seit langen im Mittelfeld immer vorne. Niemand in der Formel 1 machte aus so wenig so viel. 2016 und 2017 holte das Team in der Konstrukteurs-WM den vierten Platz. 2018 wäre es ohne die durch die Übernahme erzwungene formelle Neugründung in Spa noch Platz fünf geworden, zwischen Renault und Haas.
So eine Chance zum Formel-1-Einstieg bietet sich nur sehr selten. Die Chance, ein erfolgreiches Team aus dem oberen Mittelfeld mit Geld noch weiter nach vorne zu bringen, genau darauf zielen Lawrence Stroll und seine neuen Miteigentümer ab.
"Ich wollte nie ein F1-Team kaufen. Dieses hat das Interesse von mir und meinem Konsortium von Investoren erregt, weil es ein phänomenal besonderes Team ist", bestätigt Lawrence Stroll gegenüber Formula1.com. Die letzten WM-Ergebnisse sieht er als Beweis dafür, dass aus dem alten Force India noch sehr viel herausgeholt werden kann.
Stroll: Racing Point als unternehmerische Chance
Lawrence Strolls Sohn Lance wird 2019 neben Sergio Perez die Fahrerpaarung von Racing Point bilden. Für Stroll Senior geht es aber vor allem ums Geschäft - das stellt er mehrmals klar: "Ich habe es als unternehmerische Chance gesehen. Gepaart damit, Zeit mit Gesprächen mit der Formel 1 zu verbringen, um ihre Vision für 2021 zu verstehen. Die ist eine Art Budget-Obergrenze und bessere Gewinnverteilung für die kleineren Teams."
Genau in diesen Versprechen für die Zukunft sieht der Milliardär Stroll eben die große geschäftliche Chance. "Ich bin seit 30 Jahren im Sport dabei", meint er. Eine viel bessere Gelegenheit zum Einstieg wird sich wohl kaum bieten, etablierte Mittelfeld-Teams werden kaum regelmäßig auf dem offenen Markt landen. Und ein neues Team aus dem Boden zu stampfen, das ist schwierig.
Warum also nicht den einfachen Weg wählen, wenn er sich schon so präsentiert. "Es gibt nur zehn Teams. Wenn du dir den Wert eines Teams ansiehst - egal ob NFL, britisches Rugby, Fußball - der Wert von so einer Anlage nimmt mit der Zeit deutlich zu, wenn du sie gut behandelst", erklärt Stroll seine Motive. Er sieht ein Formel-1-Team also wie andere Sportteams. Es geht nicht unbedingt um direkt abgeworfenen Gewinn, sondern um den Wert des Teams an sich. Den Wert, den ein Top-Team in der Formel 1 mit sich bringt.
Stroll hofft auf neue Regeln: In Zukunft Platz 3, dann Top-Team
Kurzfristig - also für die Formel-1-Saison 2019 - will Stroll im Team nicht viel ändern. Der Name ist neu, Force India ist Geschichte. Und statt Esteban Ocon sitzt Lance Stroll im Cockpit. Große personelle Veränderungen sind für Stroll aber unnötig: "Es gibt bereits eine tolle Führungsriege und ein tolles Management. Sie machen das schon lange, und machen es gut."
Es geht Stroll vor allem darum, dieses Arrangement mit Geld endlich so richtig in Schwung zu bringen. Die Teamführung soll sich einfach einmal nur ums Rennfahren kümmern müssen, und nicht um die Finanzen. Das Geld soll für sie immer da sein. "Kurzfristig wollen wir dort weiterkämpfen, wo wir jetzt stehen", so Stroll. 2019 soll Racing Point also wie in den vergangenen Jahren ein Kandidat auf den Titel "Best of the Rest" sein.
Ewig im Formel-1-Mittelfeld bleiben will Stroll mit seiner neuen Investition natürlich nicht: "Mittelfristig wollen wir um Platz drei kämpfen, nicht um Platz vier. Langfristig, wenn sich die Regeln ändern, werden wir hoffentlich eines der besten Teams im Fahrerlager sein." Lawrence Stroll träumt also groß. Ob seine Zukunfts-Träume in Erfüllung gehen, wird sehr stark vom nächsten großen Reglement-Umschwung abhängen. Wie die Formel-1-Vergangenheit gezeigt hat: Es kommt auf unzählige Faktoren an, nicht nur auf das Geld.
Einst wäre es dem Team übrigens schon fast einmal gelungen. 1999, als man noch unter dem ursprünglichen Namen Jordan an den Start ging. Heinz-Harald Frentzen fuhr zu zwei Siegen und vier weiteren Podien - am Ende musste er sich nur Mika Häkkinen und Eddie Irvine in der WM geschlagen geben.
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