McLaren blamierte sich in der Formel-1-Saison 2018 bis auf die Knochen. Der Grund dafür war am Ende nicht das Abschneiden in der Weltmeisterschaft. Dank Fernando Alonso durfte sich der britische Traditionsrennstall über doppelt so viele Punkte wie im Vorjahr freuen. Die Erwartungen waren nach dem Wechsel zu Renault jedoch andere gewesen. Das Urteil von CEO Zak Brown fällt schonungslos aus.
"Ich denke, dass dieses Jahr und diese Ära ein Tiefpunkt in McLarens Geschichte sind", so der US-Amerikaner, dessen Rennstall nach einem soliden Saisonstart eine frustrierende Talfahrt erlebte. In der zweiten Saisonhälfte war für Alonso und Vandoorne meistens im Q1 Schluss. Punkte gab es nur zwei Mal, in Singapur und Mexiko.
52 der insgesamt 62 Zähler holten die Fahrer vor der Sommerpause. "Wir haben das Auto bis zum US Grand Prix weiterentwickelt. Einige der Berichte, die besagten, dass wir nach Spanien aufgehört hätten, waren falsch", beteuert Brown, dass die Entwicklungsabteilung in Woking fast bis zum letzten Rennwochenende unermüdlich daran arbeitete, den MCL33 zumindest halbwegs auf Kurs zu bringen.
2018 für McLaren eine Überraschung
Ursprünglich wollte McLaren nach der Trennung von Honda in die andere Richtung durchstarten. Zurück an die Spitze sollte es gehen, dort wo Red Bull seit Jahren zeigt, was für ein gutes Chassis in Kombination mit einem Renault-Motor drin ist. "Das Jahr war natürlich für uns alle eine Überraschung", gibt Brown zu. Der US-Amerikaner hatte Ende 2016 mit reichlich Ambitionen das Ruder in Woking übernommen.
Den Weg aus der Krise hatte er sich offenbar einfacher vorgestellt: "Ich hätte lieber ein gutes Jahr gehabt." Der Wechsel zu Renault zeigte dem Team seine eigenen Defizite in aller Deutlichkeit auf. Die Konsequenz waren Entlassungen. Erst flog Technikchef Tim Goss, dann war für Renndirektor Eric Boullier die Zeit abgelaufen.
"Es hat dafür gesorgt, dass man in den Spiegel schaut, mit dem Team enger zusammenrückt und einige Änderungen vornimmt", sagt Brown, der jedoch stets betonte, dass die entlassenen Individuen nicht alleine für das Versagen des Teams verantwortlich gemacht wurden. Nicht zur Verantwortung ziehen konnte man anders als in der Vergangenheit diesmal auch den Motorenlieferanten nicht.
Niederlage 2018 für McLaren wegweisend
Zwar hinkte Renault im Vergleich mit Ferrari und Mercedes auch 2018 deutlich hinterher, doch die vier Siege von Red Bull und die Tatsache, dass McLaren das schlechteste der drei Renault-Teams war, sprachen eine klare Sprache. Brown sieht in dieser Niederlage einen wichtigen Wegweiser für die Zukunft: "Ich denke, dass wir langfristig von diesem Jahr profitieren werden, denn wir haben einige Bereiche aufgedeckt, in denen wir Defizite haben."
"Wir haben natürlich einige Änderungen vorgenommen, um zu verstehen und zu identifizieren, wo wir Fehler gemacht haben. Und wir wollen diese nächstes Jahr natürlich nicht wiederholen." Mit Renault glaubt er trotz des Fehlstarts in die Ehe den richtigen Partner an der Seite zu haben. "Wir sind sehr glücklich mit Renault und haben eine gute Beziehung zu ihnen" beteuert Brown.
Die deutlich bessere Punkteausbeute im Vergleich zum Vorjahr war letztendlich auch der Zuverlässigkeit geschuldet. Mit Renault war McLaren nicht weiter vorne unterwegs als zuvor, doch zumindest hielt der MCL33 gerade in der kritischen Anfangsphase der Saison die Rennen durch. Und das, nachdem er bei den Testfahrten in Barcelona fast genauso häufig am Streckenrand stand wie sein Vorgänger.
McLaren baut weiter auf Renault: Sehr zufrieden mit Entscheidung
McLaren hatte auch mit dem Packaging der französischen Power Unit so seine liebe Mühe. "Wir hatten von der ersten Runde an Zuverlässigkeitsprobleme. Ich war überrascht davon, wie zuverlässig wir dann zu Beginn der Saison waren", so Brown, der für die Qualität der Renault-Motoren nur Lob übrig hat: "Sie haben uns dieses Jahr einen zuverlässigen Motor gegeben und wir sind sehr zufrieden mit unserer Entscheidung."
2019 wird McLaren neben dem Werksteam das einzige Auto mit Renault-Motoren sein. Wurde der Mangel an Vergleichsdaten zu Honda-Zeiten noch als Nachteil moniert, erhofft man sich nun einen Vorteil durch diese Konstellation. "Ich denke, wir werden davon profitieren, wenn sie nur zwei Teams auf dem Grid haben. Sie werden sich mehr auf uns und sich selbst fokussieren", hofft Brown.
Brown bleibt zuversichtlich: McLaren auf dem Weg der Besserung
Die Hoffnung des US-Amerikaners in allen Ehren, bisher funktionierte nichts, worauf sich McLaren gestützt hatte. Der große Reglementumbruch 2017 war ein Schuss in den Ofen, genauso der Wechsel von Honda zu Renault. "Ich denke, wir sind jetzt auf dem Weg der Besserung", übt sich Brown in Durchhalteparolen, dass im dritten Anlauf alles anders wird.
"Die Entwicklung läuft gut, Teamwork, Zusammenarbeit, Kommunikation, Verantwortlichkeiten. All diese Dinge, die zu kurz kamen, laufen jetzt gut", versichert der 47-Jährige. Die erste Antwort wird es bei den Wintertestfahrten im Februar geben. Und die sollten nach Möglichkeit anders als zuletzt verlaufen.
"Es ist kritisch. Ich wünschte, wir hätten mehr Tests. Natürlich haben wir keinen Nachteil, denn es ist für alle gleich. Jeder hat nur acht Tage. Du hoffst nur, dass das Auto zuverlässig wird, damit du dich auf die Performance statt auf die Standfestigkeit konzentrieren kannst", so Brown. "Wir machen in dieser Winterpause einige Dinge anders und versuchen, so zuverlässig wie möglich zu sein."
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