Er fährt zwar 'nur' den dritten Wagen des Jordan Teams, doch in den vergangenen Tagen und Wochen stand der Niederländer Robert Doornbos des öfteren im Mittelpunkt der Schlagzeilen. So zum Beispiel, als er am Nürburgring durch Renault-Tester Franck Montagny ersetzt wurde.
Aber auch sportlich wusste Robert als einer der schnellsten Piloten am Ende des Feldes in den beiden Freien Trainings immer wieder zu überzeugen und platzierte er sich mehr als nur einmal vor der Konkurrenz von Minardi sowie seinen beiden Teamkollegen Narain Karthikeyan und Tiago Monteiro. Zudem durfte Robert an den letzten beiden GP-Freitagen als einziger Jordan-Fahrer den überarbeiteten EJ15B auf Herz und Nieren testen, um die anfänglichen Kinderkrankheiten auszukurieren.
Nachdem vor einigen Tagen nun auch noch Gerüchte darüber aufkamen, dass Doornbos schon in Deutschland das Cockpit des Österreichers Patrick Friesacher übernehmen könnte, war es für uns an der Zeit bei Robert nachzufragen, was er von all diesen Entwicklungen hält. Wie er auf die Fragen von motorsport-magazin.com-Chefredakteur Stephan Heublein antwortete, verraten wir Ihnen in unserem Exklusivinterview...

Robert, nach elf Rennen haben wir bereits mehr als eine Saisonhalbzeit gesehen. Wie sind Deine persönlichen Eindrücke von Deiner ersten Saison bei Jordan?
Robert Doornbos: Es ist großartig an jedem Wochenende in der F1 zu sein und dort zu den 24 Auserwählten zu gehören die fahren dürfen. Natürlich macht mich dies glücklich und auch stolz! Aber ehrlich gesagt vermisse ich es Rennen zu fahren... Ich habe in den vergangenen Jahren sehr hart gepusht um in die F1 zu kommen und nun möchte ich wirklich den letzten Schritt schaffen und am Sonntag fahren!
Wie enttäuscht warst Du, als Du beim Europa GP auf dem Nürburgring nicht fahren durftest? Wann hast Du davon erfahren?
Robert Doornbos: Mein Manager wusste von Beginn an darüber bescheid, weswegen wir ganz ruhig blieben. Dass das Team am Freitag sechs Reifensätze für Montagny benutzte, war allerdings nicht in unserem Plan vorgesehen. Es war wirklich schade, dass ich deswegen nicht in Kanada fahren durfte, da die Strecke ziemlich cool aussieht!
Mit Trevor Carlin hat Dein Sportdirektor das Team während der Saison verlassen. Wie sehr hat dies das Team getroffen?
Robert Doornbos: Ich kenne Trevor seit meinen F3-Tagen und er ist ein sehr erfolgreicher Teambesitzer. Es ist schade, dass Trevor das Team verlassen hat, aber er war nicht lange genug dabei um ein großer Gewinn oder Verlust gewesen zu sein. Er verdient in naher Zukunft eine weitere richtige Chance in der F1.

Du hast den neuen EJ15B in Magny Cours und Silverstone getestet. Was waren Deine ersten Eindrücke vom verbesserten Auto?
Robert Doornbos: Das Auto verschafft uns mehr Downforce. Allerdings konnten wir daraus noch keinen Vorteil ziehen, da wir Probleme mit der Kühlung und den neu designten Kühlern haben. Deshalb konnte ich am letzten Freitag in Silverstone nur wenig testen. Wenn wir die notwendigen Veränderungen vornehmen um diese Probleme zu beheben, dann wird das Aerodynamikupdate sicherlich eine große Hilfe sein!
Ist der Wagen definitiv besser als der EJ15 den die Einsatzfahrer einsetzen?
Robert Doornbos: Aufgrund der Einschränkungen sind wir momentan auf dem gleichen Level wie mit dem EJ15. Da das 'alte' Auto so zuverlässig ist, möchte das Team derzeit aber lieber auf der sicheren Seite bleiben.
Du hast die Zuverlässigkeitsprobleme und Kinderkrankheiten des neuen Autos bereits angesprochen. Glaubst Du, dass Ihr diese bis Hockenheim lösen könnt? Oder wird es eine weitere Verschiebung geben?
Robert Doornbos: Ehrlich gesagt ist es am wichtigsten 100% zuverlässig zu sein. In Indianapolis gab es beispielsweise eine gute Chance auf das Podium und Punkte. Aber dennoch mussten wir zuerst ins Ziel kommen! Deshalb ist die Zuverlässigkeit aus kommerziellen sowie sportlichen Gründen sehr wichtig. Wir werden das Auto vor dem Deutschland GP noch einmal testen. Also warten wir es ab!
Tiago hat einen großartigen Zuverlässigkeitsrekord aufgestellt. Damit ist zumindest die Zuverlässigkeit des EJ15 gut...
Robert Doornbos: Das auf jeden Fall. Wir sind glücklich darüber. Aber in der F1 muss man immer noch einen Schritt näher an die Konkurrenz heranrücken wollen oder wenn man das beste Auto besitzt selbst die Konkurrenz sein... [lacht]

In den letzten Rennen kämpfte Dein Team gegen Minardi. Glaubst Du, dass Ihr bis zum Saisonende vor ihnen bleiben könnt?
Robert Doornbos: Ich habe keine einzige Trainingssitzung hinter einem Minardi beendet. Das ist schon einmal gut. Sicherlich ist Minardi mit dem überarbeiteten Auto näher herangekommen und werden meine Teamkollegen im Qualifying manchmal von einem Minardi geschlagen. Aber das hat hauptsächlich mit der Spritladung zu tun. Denn in jedem Rennen sind die Jordan schneller!
Das sportliche Highlight der ersten Halbsaison war für Euch natürlich Indianapolis. Konntet Ihr die doppelte Punkteankunft mit all den Diskussionen um die Reifenaffäre im Hintergrund so richtig genießen?
Robert Doornbos: Normalerweise bin ich nur ein bisschen neidisch auf meine Teamkollegen, wenn sie im Qualifying und Rennen antreten. Aber in Indy (als ich sah, dass nur sechs Autos starten) war ich wirklich richtig neidisch auf meine Teamkollegen! [lacht] Natürlich war es eine schlechte Situation für den Sport und die Fans, aber für uns sind die Punkte sehr wichtig!
Es gab zuletzt Gerüchte wonach Du ein Minardi-Stammcockpit von Patrick Friesacher erben könntest, sollte dieser seine Zahlungsverpflichtungen nicht erfüllen. Was kannst Du uns dazu verraten?
Robert Doornbos: Ich kenne die Situation und es gab darüber sehr viele Gerüchte in Holland. Als Fahrer möchte ich natürlich gerne in der F1 fahren, damit ich der Welt meine Qualitäten während eines kompletten Wochenende beweisen kann. Aber mein Manager sitzt nie still und hält immer Ausschau nach anderen - auch langfristigen - Möglichkeiten. Ich bin glücklich damit eine gute Beziehung zu Midland zu haben, also warten wir es einfach ab!
Wäre ein solcher Wechsel zu Minardi überhaupt möglich respektive wäre er überhaupt nützlich für 2006? Denn wie wir wissen möchtest Du im nächsten Jahr einen Stammplatz haben und werden bereits Gespräche mit MidlandF1 geführt...
Robert Doornbos: Ganz genau, wie ich gesagt habe: Warten wir es ab... und drücken wir dabei die Daumen. [lacht]

Jordan hat in diesem Jahr keine Chance auf den Titelgewinn. Dennoch gibt es an der Spitze einen heißen Kampf zwischen Fernando und Kimi. Was glaubst Du wer den Titel holen wird? Fernando mit seinem großen Punktepolster oder Kimi mit dem besten Auto?
Robert Doornbos: Fernando hatte bislang eine großartige Saison und ein großartiges Auto, aber ich glaube, dass der Kampf um die Fahrerkrone 2005 sehr viel enger wäre, wenn Kimi etwas mehr Glück gehabt hätte!
Genau, Kimi hatte in dieser Saison schon unglaublich viel Pech. Besonders bei den letzten beiden Rennen. Kannst Du uns aus der Perspektive eines Fahrers verraten wie man mit einer solch unbefriedigenden Situation umgeht?
Robert Doornbos: Es gehört einfach dazu... Natürlich sind mechanische Probleme immer sehr frustrierend, aber jeder Fahrer muss damit in seiner Karriere umgehen. Das Beste was ein Fahrer machen kann ist einfach weiter seine Arbeit zu erledigen und das Beste herauszuholen. So wie Kimi das in den letzten Rennen getan hat!
Wie schätzt Du die Probleme bei Ferrari ein? Sie benutzen die gleichen Reifen wie Dein Team. Manche Leute behaupten, dass die Misserfolge nur an Bridgestone liegen würden. Siehst Du das auch so?
Robert Doornbos: Ich weiß es nicht wirklich, da ich noch keines ihres Autos gefahren bin! Aber es ist wahr, dass die Reifen in der F1 in diesem Jahr eine sehr große Rolle spielen. Aber man darf Ferrari und Bridgestone niemals unterschätzen: Sie haben zusammen fünf Weltmeisterschaften in Folge gewonnen und sie werden nicht so schnell aufgeben!

Ein anderes großes Thema der letzten Tage und Wochen waren die unendlichen Diskussionen über die Regeln für 2008, die Konkurrenzserie der Hersteller und FIA-Präsident Max Mosley. Verfolgst Du als Fahrer diese mehr oder minder interessanten Diskussionen? Oder bist Du froh, dass Du keine 60 Seiten starken Briefe und Dokumente lesen musst? Wir könnten jedenfalls auch ohne leben...
Robert Doornbos: Das glaube ich Dir... Als Fahrer bist Du in die offiziellen Fahrerbriefings mit Charlie Whiting während der Rennwochenenden involviert und zudem bin ich Mitglied in der GPDA. Und dort besprechen die Fahrer ebenfalls diese Pläne. Aber all die anderen 'interessanten' Sachen überlasse ich meinen Teamchefs!
Robert, vielen Dank für Deine Zeit und viel Glück für den Rest der Saison.
Robert Doornbos: Es war mir wieder einmal eine Ehre.
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