Vor einigen Jahren erklärte die FIA Testfahrten zur Teamsache und entschloss sich jegliche Testverbote aus dem Reglement zu streichen und die Teams ihre Tests intern regulieren zu lassen.

Trotz des Kostensenkungsfeldzuges von FIA-Präsident Max Mosley blieb dies - abgesehen von der mittlerweile akzeptierten dreiwöchigen Sommerpause - bis zum heutigen Tage unverändert. Denn während neun Teams sich privat auf ein 30-Testtagelimit mit maximal zwei Autos auf einer Strecke einigten, entschloss sich die Scuderia Ferrari - vollkommen legal, aber nicht unbedingt kollegial - dazu unlimitiert zu testen.

Entsprechend drehte Ferrari seit Saisonbeginn - vollkommen regelrecht - mit unlimitierten Autos und Fahrern auf so vielen Strecken wie möglich so viele Testkilometer wie sie nur wollten. Und das zu jeder beliebigen Zeit: Egal ob wochentags, sonn- und feiertags oder in der Woche vor einem Grand Prix.

Die Italiener mögen keine Testkompromisse., Foto: adrivo Sportpresse
Die Italiener mögen keine Testkompromisse., Foto: adrivo Sportpresse

Die anderen neun Teams, die den doppelten 15.000 Testkilometer-Gegenvorschlag der Italiener erwartungsgemäß abgelehnt hatten, hielten sich hingegen strikt an die freiwillige Testselbstbeschränkung.

Unverändert blieb die Testwelt deshalb allerdings nicht. Denn durch die limitierte Anzahl an verfügbaren Testtagen wurden die Testtage immer intensiver: Die Fahrer spulen heutzutage von früh morgens bis spät abends pausenlos und ununterbrochen Testkilometer ab und analysieren danach bis in den späten Abend hinein die gesammelten Daten mit ihren Ingenieuren.

Aber die Tests sind durch die selbst verordnete Limitierung nicht nur härter und länger geworden, sie haben auch den Gedanken der Kostenersparnis schon längst hintergangen.

So begann McLaren während eines Silverstone Tests, bei dem Regen erwartet wurde, damit parallel ein zweites Testteam im sonnigen Spanien zu stationieren. Damit saß entweder die Crew im britischen Regen in der Box und sah der Konkurrenz beim Testen zu, weil in Spanien gefahren wurde, oder spielten die Mechaniker in der spanischen Sonne Fußball, weil die Wetterbedingungen einen Testtag in Silverstone ermöglichten. Von Kostenersparnis kann bei Hotel-, Transport- und Personalkosten für zwei Testteams an zwei Orten wohl kaum die Rede sein.

Das silberne Beispiel machte natürlich schnell Schule: Teams wie Toyota oder British American Racing kopierten die Methode. Während Renault beispielsweise mehrfach Tests wegen schlechter Wettervorhersagen vorzeitig abbrechen und abreisen musste oder gar um einen Tag vorzog, schickten die Kollegen zwei Testteams auf zwei verschiedene Strecken um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein.

Die McLaren-Box ist nicht nur bei Regen geschlossen., Foto: adrivo Sportpresse
Die McLaren-Box ist nicht nur bei Regen geschlossen., Foto: adrivo Sportpresse

Eine ganz neue Variante präsentierten die beiden besagten Teams von Toyota und B·A·R nun in dieser entscheidenden letzten Testwoche vor der Sommerpause: Die Weiß-Roten kreuzten mit drei, die Weißen sogar mit vier Autos in Jerez auf, obwohl sie bekanntlich nur mit zweien auf einmal fahren dürfen.

Der Einsatz der neuen V8-Motoren sowie die laufende Weiterentwicklung machten dies allerdings aus Sicht der beiden Japaner notwendig und beinahe unumgänglich. Dabei hat Toyota eine solche Variante schon einmal vor einigen Wochen angewendet. Und genau wie damals achteten beide Teams - ebenso wie die verärgerte Konkurrenz - mit Argusaugen darauf, das ja nie mehr als zwei Autos auf der Strecke unterwegs waren und somit niemals die freiwillige Selbstbeschränkung umgangen wurde.

Mit Kostenersparnis hat dies jedoch überhaupt nichts mehr zu tun. Mit fairem Wettbewerb übrigens auch nicht: Denn während McLaren und Williams wegen technischer Probleme viel Testzeit verloren, konnten Toyota und B·A·R auf komplett aufgebaute Ersatzautos zurückgreifen und somit den Verlust wertvoller Testerfahrungen verhindern.

Um es klar zu sagen: Diese Vorgehensweise ist genauso wenig verboten oder illegal, wie die unlimitierten Testfahrten von Ferrari. Allerdings werden sie über kurz oder lang dazu führen, dass alle Teams mit Ersatzautos bei den Tests auftauchen - und dann könnte es fast billiger und kostengünstiger sein an mehr als nur 30 Tagen und dafür nur mit ein oder zwei Autos zu testen...