Für Kimi Räikkönen beginnt mit dem Singapur GP, 15. Rennen der Formel 1 2018, die Abschiedstournee im roten Ferrari-Overall. In der Woche vor dem Grand Prix in Südostasien verkündete die Scuderia das Aus des nach Michael Schumacher mit den meisten Rennen für das Traditionsteam aus Maranello dekorierten Piloten nach der laufenden F1-Saison 2018.

Ersetzt wird Räikkönen 2019 durch Ferrari-Junior Charles Leclerc, dessen Platz beim Alfa Romeo Sauber F1 Team überraschenderweise der Iceman selbst einnimmt. Parallel zur Ferrari-Bekanntgabe teilten der Finne selbst und der Schweizer Rennstallmit, dass Räikkönen gleich zwei Jahre für Truppe aus Hinwil, mit der er 2001 in der Formel 1 debütierte, starten wird.

Räikkönen zeigt in PK, was Formel 1 ohne Iceman fehlen würde

Wie gemacht dafür zitierte die FIA Kimi Räikkönen daraufhin zur obligatorischen Fahrerpressekonferenz vor dem Rennwochenende in Singapur. Medientermin - Räikkönens 'Lieblingsbeschäftigung'. Vor allem zu solch einer Zeit, zu der er selbst der klar gefragteste Mann der PK ist. Damit hatte der Iceman offenbar gerechnet, präsentierte sich so typisch für ihn aufgelegt wie es eben nur geht. Heißt: Kurios ging es zu in der PK. Knapp. Trocken. Fast schon sarkastisch. Kimi wie man ihn eben kennt.

Wechsel-Analyse: Kimi Räikkönen wechselt von Ferrari zu Sauber! (11:09 Min.)

Allein das zeigte schon, wie sehr Kimi Räikkönen der Formel 1 fehlen würde, hätte er sich nicht zu diesem Schritt mit Sauber entschlossen. Doch wieso kam der nun überhaupt zustande? Warum Sauber? Kimi: "Warum nicht?" Man müsse es doch nicht immer so kompliziert machen. "Weil ich es eben will", so Räikkönens simple erste Erklärung. "Ich habe meine Gründe und das ist genug für mich. Wenn ich damit glücklich bin, ist das genug. Alles andere ist mir egal."

Räikkönen bestätigt Gerücht: In Monza von Ferrari-Aus erfahren

Eine richtige, ebenso einfache Erklärung, ließ der Iceman dann doch noch folgen. "Racing. Das ist alles", so der Finne. Und seine heiß geliebten Gespräche mit der Presse, wirft Lewis Hamilton von der Seite ein. Kimi: "Yeah! Das ist der beste Teil des Wochenendes!" Ob das Feuer also einfach noch in ihm brenne? "Nein, eigentlich nicht. Ich mach das alles nur, um mit euch Jungs psychologische Spielchen zu treiben. Deshalb habe ich für zwei Jahre unterschrieben, auch wenn ich damit nicht happy bin", scherzt Räikkönen. Der Saal tobt vor Lachen.

Kimi weiter: "Nein - ich habe immer gesagt, dass ich aufhöre, wenn es sich für mich richtig anfühlt. Ich muss nicht herkommen, wenn ich mich nicht mehr danach fühle. Das Racing ist die Hauptsache, warum wir hier sind und ein großer Teil des Rennwochenendes."

Räikkönen in Zukunft Teilhaber bei Sauber?

Die für Räikkönen lästigen anderen Aufgaben seien im Lauf der Zeit zwar mehr geworden, doch ist für den Finnen der Sport eben immer noch zu attraktiv, als das Räikkönen alles andere abhalten würde. Über die Bühne gegangen sei der Wechsel zu Sauber dann ganz schnell. In Monza habe er von seinem Aus bei Ferrari erfahren, bestätigt Räikkönen ein offenes Gerücht. " Alles danach war dann meine Entscheidung. Und dort (bei Sauber, Anm. d. Red.) kenne ich noch Leute aus der Vergangenheit. Es fing dann im Grunde direkt danach an."

Formel 1 2018: Brennpunkte vor dem Singapur GP (11:14 Min.)

Schon immer im Hinterkopf will Räikkönen eine Rückkehr zu seinen F1-Wurzeln aber nicht. "Es ist jetzt einfach so gekommen", sagt der Ferrari-Fahrer. Auch über eine angebliche Zukunftsidee im Management Saubers, mit der Räikkönen bereits in Verbindung gebracht wird, spiele keine Rolle. "Ich habe einen Vertrag als Fahrer unterschrieben und gut. Es gibt dahingehend keine Idee. Spekulationen gibt es immer, aber dafür habe ich keinen Vertrag", sagt der 38-Jährige.

Jetzt noch WM-Hilfe für Vettel: Das sagt Räikkönen

Sein endgültiges Karriereende würde aber mit hoher Wahrscheinlichkeit dann bei Sauber kommen. "Die Chance ist groß, klar", sagt Räikkönen. "Ich interessiere mich nicht für irgendwelche Zahlen, die ich erreiche. Mich interessiert nur, was sich für mich richtig anfühlt", ergänzt der Finne auf Nachfragen zu nun kommenden Start- und Altersrekorden recht wenig interessiert. Und wieder grinst sich Hamilton einen, muss Kimi erstmal erklären wie bewundernswert 16 Jahre Formel 1 doch sein werden.

Seinen Anspruch will Räikkönen auch ohne Ferrari bei Sauber unterdessen kein Stück herunterschrauben. Siege nicht mehr das Ziel? "Ich weiß nicht, ich denke nicht. Das Ziel ist immer da zu sein. Ob das realistisch ist? Wer weiß? Wir können nur die bestmöglichen Positionen anpeilen und schauen was dabei herausspringt. Ich weiß nicht was nächstes Jahr passiert mit dem Speed der Autos und alldem, niemand weiß das. Da kannst du nur spekulieren."

Spekuliert wird in der Formel 1 jedoch auch, was die nahe Zukunft angeht. Wird Kimi Räikkönen seinem Teamkollegen Sebastian Vettel jetzt noch im WM-Kampf helfen? Jetzt, da er weiß, dass ihm mit Ferrari nur noch sieben Rennen bleiben, um endlich noch einmal einen so lange ersehnten Sieg zu feiern? Kimi sorgt für den nächsten Lacher: "Ich kann natürlich nur ein Auto fahren!"

"Aber da gibt es immer viel Gerede. Es gibt auch einige Dinge, die hilfreich sein können oder nicht. Aber es ist immer leicht zu sagen, dies oder das könnte passieren. Aber das ist nur Theorie. Es ist schwer, auf vielerlei Art, es dann beim Rennfahren richtig hinzubekommen. Wir sehen dann was passiert, wenn wir nahe zusammen sind. Aber wir haben unsere Regeln. So einfach ist das."