Aserbaidschan, Frankreich, Deutschland. Bereits dreimal musste Sebastian Vettel in der Formel-1-Saison 2018 seine WM-Führung an seinen schärfsten Rivalen, Mercedes-Pilot und Weltmeister Lewis Hamilton abtreten. Auch zur Sommerpause liegt der Brite jetzt vor dem Ferrari-Star aus Deutschland. Mit 24 Punkten Rückstand ist der Vettel-Rückstand nach 11 von 21 Rennen nun sogar so groß wie nie zuvor in der laufenden F1-Saison.
Besonders schmerzhaft ist der letzte Führungswechsel, ausgerechnet durch einen eigenen Fahrfehler beim Heimrennen in Hockenheim. Nach acht Punkten Vorsprung bei der Abreise aus Großbritannien gingen damit zusammen mit dem folgenden Grand Prix in Ungarn 32 WM-Zähler verloren, gewann Hamilton nicht nur in Deutschland, sondern auch noch auf dem Hungaroring. Beide Male gegen den Trend. Heißt: Beide Male in Rennen, die Ferrari und Vettel, hätten gewinnen müssen nicht können.
Formel 1 2018: Nur selten gewinnt der Schnellste
Doch überrascht das? Satte sieben von zwölf Rennen vor der Sommerpause wurden in der Formel 1 2018 tatsächlich nicht durch das schnellste Auto gewonnen. Schicksal, aber auch Fehler am Kommandostand und von Fahrerseite zeichneten verantwortlich. Heißt: Vorhersehbarkeit gibt es in diesem Jahr eher weniger. Doch eines schimmerte durch: Grundsätzlich ist der Ferrari dem Mercedes im Schnitt ganz leicht überlegen.
Genau das ist der Grund, warum Vettel trotz aus Punkten umgerechnet fast genau eines Sieges Rückstand auf Hamilton kein bisschen mit Magengrummeln in den Urlaub fährt. "Das Pendel ist manchmal in unsere Richtung ausgeschlagen, manchmal nicht. Aus meiner Sicht lief es aber ziemlich konstant", sagt Vettel mit einem Schulterzucken.
Sebastian Vettel: 2017 ging Ferrari Puste aus
"Der eine Fehler (Unfall in Deutschland, Anm. d. Red.) war sehr kostspielig - auch wenn er sehr klein war, weil ich nichts versucht habe, aber von der Strecke geraten bin. Das ist aber Teil des Spiels. Ich kann die Uhr nicht zurückstellen. Es ist passiert", ergänzt Vettel mit Blick auf den bislang vielleicht schmerzhaftesten Moment seiner ganzen Karriere in der Formel 1.
Doch hat Vettel das jetzt abgehakt. Vielmehr gibt sich der Deutsche extrem zuversichtlich - trotz WM-Rückstand sogar zuversichtlicher als mit WM-Vorsprung im Vorjahr. "Es hat uns natürlich geschmerzt, aber ich bin ziemlich zuversichtlich, dass wir - falls wir das Auto haben, um kämpfen zu können - sie unter Druck setzen können und in der zweiten Hälfte Dinge geschehen lassen können", sagt Vettel.
Vettel: 2018 kann Ferrari durchziehen
Falls? Tatsächlich mehr als das. Vettel glaubt an seinen 2018er Ferrari SF71H. Mehr als an der vorherige rote Göttin: "Vergangenes Jahr haben wir die Weltmeisterschaft verloren, weil unser Auto nicht schnell genug war, um im letzten Abschnitt der Saison auf Augenhöhe zu sein - auch wenn das mit den Ausfällen nicht geschehen wäre. Deshalb hoffe ich, dass unser Auto dieses Jahr stärker ist und noch immer jede Menge Potential zu entfesseln hat. Und ich denke, dass dieses Jahr schon gezeigt hat, dass unser Auto jetzt effizienter ist."
Deshalb sei er so zuversichtlich. "Mit alldem, was wir noch in der Pipeline haben, sollten wir uns verbessern können. Es sollte eine aufregende zweite Jahreshälfte werden!" Mercedes unterdessen zittert aus genau demselben Grund, längst schrillen in Brackley und Brixworth die Alarmsirenen. Vor allem, weil Ferrari den Silberpfeilen sein Allerheiligstes genommen hat. Die Power Unit aus Maranello ist jetzt - zum ersten Mal in nun viereinhalb Jahren Hybrid-Ära - besser.
Ferrari sogar dominant? Vettel wehrt sich
Doch ganz so stark will Vettel Ferrari dann doch nicht geredet wissen, weiß, dass das nur noch mehr Druck auf den Kessel bringt. "Ich kann verstehen, dass sie es von der anderen Seite so hinstellen wollen, dass wir dominant sind, aber bis zu Dominanz ist es noch ein langer Weg", meint Vettel. "Wichtig ist, dass wir ein schnelles Auto haben. Ich glaube aber nicht, dass man von Dominanz sprechen kann. Denn eine Zehntel rauf oder runter - so wie man es heute auch im Rennen gesehen hat - ist ziemlich vergleichbar", so Vettel nach dem Rennen in Ungarn.
"Wichtig ist, dass wir dabei sind. Letztes Jahr sind wir in der zweiten Saisonhälfte ein bisschen zurückgefallen und hatten nicht den Speed. Es haben mehrere Zehntel gefehlt. Jetzt wissen wir, dass das Auto noch Ausbaupotential hat und noch schneller werden kann. Deswegen mache ich mir keine Sorgen."
Vettel hofft auf Spaß in Saisonhälfte zwei
Besonders entscheidend dabei: Zuletzt wusste Ferrari seine bestechende Samstagsform zurückzufinden. Nach nahezu überlegenen Qualifikationen zu Saisonbeginn war hier zwischenzeitlich wieder Mercedes an die Spitze geschossen. Doch in Hockenheim und Ungarn schlug Ferrari zurück. "Die letzten Rennen waren wir im Qualifying-Trimm etwas stärker - was wichtig war, da wieder zu der Stärke zurückzukommen, die wir Anfang des Jahres schon hatten", sagt Vettel erleichtert.
"Bis jetzt ist dieses Jahr ganz gut gelaufen. Nach dem Test hatten wir einen Rückstand, konnten in den ersten Rennen trotzdem mehr rausholen als erwartet. Jetzt ist es ziemlich Kopf-an-Kopf. Ich bin zuversichtlich, dass wir da noch etwas auf das Auto draufpacken können. Dann sollten wir auch in der zweiten Hälfte viel Spaß haben."
Dafür spricht: Ferrari revolutionierte zur F1-Saison 2018 seinen Boliden regelrecht, der Mercedes war weitaus mehr eine Evolution. Entsprechend gibt es bei den Roten eben sehr viel mehr Luft nach oben, weil man das neue Konzept auch erst verstehen musste.
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