Während Daniel Ricciardo ein perfektes Wochenende mit dem Sieg krönte, war Monaco 2018 für seinen Red-Bull-Teamkollegen Max Verstappen die nächste große Enttäuschung in der laufenden Formel-1-Saison. Mit seinem Crash im FP3 beraubte sich der 20-Jährige auf der für sein Team vielleicht besten Rennstrecke im Kalender sämtlicher Chancen. Mehr als Platz neun war von der letzten Startposition nicht drin. Verstappen erkennt diese schmerzhafte Lektion an - anders als die heftige Schelte der Fans.

"Das sind sowieso nur all diese Internet-Rambos (im O-Ton "Keyboard Warriors", Anm. d. Red.)", teilt er in der niederländischen Tageszeitung De Telegraaf gegen seine Kritiker in den sozialen Netzwerken aus. In der Saison 2018 zeigte Verstappen noch kein wirklich rundes Wochenende. Mit jedem Fehler sieht er sich mehr Kritik ausgesetzt. Unter Fans genießt er angesichts seines aggressiven Fahrstils seit jeher nicht den allerbesten Ruf. Die Zwischenfälle der vergangenen Rennwochenenden haben was das angeht nicht zum Positiven beigetragen. "Das ist mir egal", winkt er ab.

Dass die Stimmen im Internet dabei nicht selten unter die Gürtellinie gehen, liegt für ihn in der Natur des World Wide Webs. "Die Leute die mich beschimpfen würden sich nicht trauen, es mir ins Gesicht zu sagen", weist er auf die im Netz durch den fehlenden direkten Kontakt mit dem Gegenüber herrschende Distanz hin, aufgrund derer es für viele Menschen keine Hemmschwelle gibt: "Es ist natürlich sehr einfach etwas zu schreiben, wenn man nur vor dem Computer sitzt."

Verstappen: Manchmal braucht es die harte Tour

In Monaco knirschte allerdings selbst die Red-Bull-Teamführung rund um Christian Horner und Dr. Helmut Marko mit den Zähnen. "Er muss daraus lernen und aufhören Fehler zu machen", hatte Teamchef Horner nach dem verheerenden Fahrfehler gemahnt. "Ich brauche diese Kritik nicht", entgegnete Verstappen am Sonntag nach dem Grand Prix. "Ich weiß sehr gut, was ich falsch gemacht habe und was ich verbessern muss."

Was er falsch gemacht hatte, führte ihm Ricciardo spätestens mit seinem Sprung in den Pool von Red Bulls Energy Station vor Augen. Während der Australier seinen Sieg beim legendärsten Grand Prix der Geschichte feierte, guckte Verstappen in die Röhre. "Es ist einfach schade, denn wir hatten in Monaco ein gutes Auto. Wir können das nicht auf jedem Kurs zeigen, denn oft fehlt uns Leistung", weiß der dreimalige Rennsieger.

"Das sind schmerzhafte Momente, die es zu verhindern gilt. Aber manchmal musst du deine Lektion auf die harte Tour lernen", gesteht er. Dass es in seiner vierten Saison nach dem kometenhaften Aufstieg der letzten Jahre von seiner Seite aus auch mal nicht so gut läuft, gehöre außerdem dazu: "Dieses Jahr lief nicht alles gut und manchmal hast du so ein Jahr." Zumal es seiner Ansicht nach Schlimmeres gibt.

Fehlende Pace würde Verstappen mehr quälen

"Die Enttäuschung vom Samstag habe ich schon verarbeitet. Das Schlimmste wäre, wenn ich nicht schnell genug gewesen wäre", erklärt er, was ihn weit mehr als seine Fahrfehler quälen würde. Was die Pace angeht bereiten ihm seine Performances nämlich ein ruhiges Gewissen, denn fehlender Speed ist laut ihm "nicht der Fall."

Im Rennen zeigte er eine eindrucksvolle Aufholjagd und kämpfte sich von der letzten auf die neunte Position vor. "Ich habe versucht das Beste daraus zu machen. Ich konnte mir dabei einfach keinen Fehler leisten", so Verstappen. "Ich wusste, dass es Schadensbegrenzung sein würde, aber ich habe es wirklich genossen. Ich hatte Spaß, habe Autos überholt und jede Runde gekämpft, was besonders hier in Monaco eher selten ist."