Für Kimi Räikkönen endet ein ziemlich konfuser Aserbaidschan GP in Baku mit einem am Ende überraschenden Big Point für den Titelkampf. Platz zwei bringt dem Ferrari-Piloten 18 Punkte und Räikkönen damit zurück auf Tuchfühlung zur WM-Spitze.

Danach sah es für den Iceman jedoch lange Zeit nicht aus. Schon im Qualifying streute Räikkönen Fehler ein, verzockte nach zwei Sektorbestzeiten eine fast schon sicher erscheinende Pole, startete deshalb gar nur von Platz sechs. Und das nur mit den ultrasoften Reifen, weil er auch im Q2 in Probleme geriert, nur so das Q3 überhaupt zu erreichen vermochte.

Für Ocon-Crash nicht einmal Ermittlung gegen Räikkönen

Am Start ging das Übel direkt weiter. Kollision in Kurve drei mit dem Force India von Esteban Ocon. Räikkönen beschädigte sich den Frontflügel, konnte ein frühes Safety Car - auch wegen anderer Unfälle im Startgetümmel auf der Strecke - immerhin für eine zeitsparende Reparatur und einen Wechsel auf Soft-Reifen nutzen.

Doch schwebte dann lange das Damoklesschwert einer drohenden Strafe für den Zwischenfall mit Ocon über dem Finnen. Erst sehr viel später nach dem Rennen stellte sich heraus: Keine Strafe für Räikkönen. Gegen den Ferrari-Piloten war nicht einmal ermittelt worden, nur gegen Ocon.

Räikkönen: Mit Vollgas in die Mauer - Glück, dass kein Abflug

Dennoch hätte Räikkönen, Nutznießer des Total-Aussetzers der Red-Bull-Piloten, des Fahrfehlers von Sebastian Vettel und des unverschuldeten Plattfußes von Valtteri Bottas, beinahe noch den auf diese Weise spät gewonnen zweiten Platz gleich wieder weggeworfen. Nach dem Rennen berichtet der Formel-1-Fahrer von einem weiteren eigenen Verschulden drei Runden vor Schluss, das böse hätte enden können.

"Auf der ersten Runde nach dem Re-Start habe ich in dem kleinen Knick vor dem letzten Teil der Geraden innen die Mauer mit vollem Speed getroffen. Da hatte ich ziemlich viel Glück, dass das Vorderrad nicht weggekickt ist. Ich hatte schon erwartet, dass ich mit ziemlich hohem Tempo abfliegen würde, aber ich hatte Glück", berichtet Räikkönen.

Kimi Räikkönen wechselt in Baku auf Sicherheitstaktik

Das sei jedoch selbst neben dem Ocon-Moment nicht seine einzige brenzlige Situation am Rennsonntag gewesen. "Auf dem Weg ins Grid habe ich schon fast in die Mauer gesetzt", erinnert sich Räikkönen. "Ich hatte einige echt enge Momente. Wir waren ziemlich am Limit, es war nicht das leichteste Rennen. Es hat nicht gerade am meisten Spaß gemacht. Ein paar Runden waren sehr gut, aber auf ein paar musste ich richtig versuchen, einfach die Mauer nicht zu treffen."

Deshalb entschloss sich Räikkönen im Rennen zu einem gewissen Zeitpunkt, auf Nummer sicher zu spielen. "Das Gefühl war da. Aber nicht konsistent, also dachte ich 'Ok, ich versuche einfach so schnell zu fahren wie ich kann, aber ein kleines bisschen mehr auf sicher.'", so Räikkönen. Bis er gegen Rennende voll im Spitzenkampf eben wieder volles Rohr fahren musste, die Mauer einmal zu nahe kam.

Räikkönen: P2 nicht nur Glück

Insgesamt sieht sich Räikkönen jedoch nicht als den großen Glückspilz von Baku. Aus zwei Gründen: Erstens hausgemachte Fehler der Konkurrenz. "Vielleicht sind heute gewisse Dinge in meine Richtung gelaufen. Aber was auch immer vorne passiert ist, waren es in vielen Fällen selbstgemachte Probleme. Schaut euch nur an, was die Red Bull gemacht haben. Da war ich schon ziemlich sicher, dass etwas passieren würde, so eng wie sie die ganze Zeit waren", sagt Räikkönen.

Zweitens: Die zwischenzeitliche, ganz bewusste, Sicherheitstaktik für Baku. Räikkönen: "Ich habe mich aus dem Ärger rausgehalten und das hat sich bei einem Rennen wie diesem - man denke nur an letztes Jahr - ausgezahlt."