Für Esteban Ocon endete in Baku zum zweiten Mal in seiner F1-Karriere ein Formel-1-Rennen mit einem Ausfall. Einem extrem frühen Ausfall. Schon nach drei Kurven war der Aserbaidschan GP für den Force-India-Piloten durch einen Unfall mit Ferrari-Star Kimi Räikkönen gelaufen.

Was war passiert? Ocon hatte den Finnen eingangs der längeren Gerade zwischen Kurve zwei und drei überholt, Räikkönen versuchte am Bremspunkt zur Linkskurve drei einen Konter. Räikkönen war links des Force India, etwa auf halber Höhe, und versuchte, sich innen wieder vorbeizudrücken. Es kam zum Crash.

Droht Kimi Räikkönen Strafe für Baku-Crash mit Ocon?

Räikkönen erwischte den Force India mit seinem rechten Vorderrad am Heck, Ocon drehte sich weg - in die Leitplanke. Räikkönen beschädigte sich den Frontflügel, nutzte unter Safety Car die Reparatur auch gleich zum Reifenwechsel. Durch das Chaos am Rennende spulte es den Finnen sogar noch vor auf Platz zwei. Allerdings drohte lange Zeit noch Ärger. Die Stewards luden Räikkönen und Ocon nach Rennende vor.

Und das nicht zufällig: Force India selbst legte sofort Protest ein, sprach bei den Rennkommissaren vor. "Absolut. Das haben wir bereits getan", berichtete Force Indias Otmar Szafnauer noch während des Rennens bei Sky Sports F1 UK.

Force India schwärzt Räikkönen bei Stewards an

Für den Force-India-Verantwortlichen ist der Schuldige an der Szene also ganz klar der Ferrari-Pilot. "Das war definitiv nicht der Start, den wir haben wollten. Schaut es euch doch an. Ich weiß nicht, was sich Räikkönen dabei gedacht hat. Ich denke auch nicht, dass er weiß, was er sich dabei gedacht hat. Das war ein bescheuerter später Angriff", wettert Szafnauer, fordert eine Strafe.

Auch Ocon ist stinksauer. "Was soll ich denn zu Kimi sagen? Er spricht nicht. Ich will nur sagen, dass er nicht da war, wo er mit einem Ferrari sein sollte. Er hat gestern einen Fehler gemacht und heute noch einen. Das ist alles", poltert der Franzose bei Canal+ gegen Räikkönen.

Ocon stichelt: So weit hinten hat ein Ferrari eh nichts verloren

Er selbst habe alles richtig gemacht, die Schuld liege voll beim Ferrari-Star. Ocon: "Ich hatte einen tollen Start. Ich konnte ihn (Räikkönen, Anm. d. Redaktion) in Kurve zwei überholen und war auf der Gerade vor ihm. Ich war deutlich vor ihm. Ich weiß nicht, was er dann gemacht hat. Er hat die Bremse losgelassen und hat mich berührt."

Räikkönen sieht die Szene anders, schießt allerdings nicht gleich gegen Ocon zurück. "Ich war innen und ich denke, dass Ocon mich nicht gesehen hat. Es ich eben manchmal ziemlich schwierig. Er hat einfach eingelenkt, aber da war ich. Das ist nicht der ideale Start für mich gewesen", so Räikkönen, der offenbar einen normalen Rennunfall sieht.

Der letzte Ferrari-Weltmeister weiter: "Danach war es ein schwieriges Rennen. Ich habe versucht, zurückzukommen. Zu gewissen Zeitpunkten habe ich mich gut gefühlt, aber zu anderen hatte ich ein paar Probleme, die Reifen warm genug zu halten. Ich habe einfach das lange Spiel gespielt und auf Probleme gewartet. Das hat sich ausgezahlt, war aber nicht leicht."

Genauso sahen es in letzter Konsequenz die Stewards. Eine gefühlte Ewigkeit nach der Anhörung um 18:30 Uhr Ortszeit in Baku schickte die FIA erst um 20:53 die Bestätigung raus. Inhalt: Weder Räikkönen noch Ocon erhalten eine Strafe. Ferrari habe argumentiert, es sei doch ein typischer Rennvorfall gewesen während Ocon erklärte, Räikkönen nicht gesehen zu haben. Ocon akzeptierte daraufhin den Hinweis der Stewards, er dürfe nicht annehmen, dass innen kein Auto sei, nur weil er es nicht sieht. Damit schien für die FIA sogar eher Ocon als Räikkönen in der Schuld gestanden zu haben. Aber nicht genug für eine Strafe.

Dieser Artikel wurde um 19:15 Uhr aktualisiert (FIA-Dokument zum Vorfall)