Als absolutes Supertalent wird Sauber-Pilot Charles Leclerc gehandelt. Ferrari brachte seinen Nachwuchs-Piloten nach dem überlegenen Formel-2-Titelgewinn 2017 über Sauber in die Formel 1. Dort konnte der Monegasse bisher aber noch nicht wirklich überzeugen. Warum das so ist, das erklärt der 22-Jährige vor dem großen Preis von China gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Offensichtlich nicht der Start, den du dir gewünscht hattest. Glaubst du, die Qualifikation ist das größte Problem im Moment?
Leclerc: Das denke ich nicht. Ich versuche vielleicht noch ein wenig zu viel rauszuholen in der Qualifikation, aber ich denke das größte Problem im Moment ist es, mich an die ganzen Möglichkeiten zu gewöhnen, die ich im Auto habe und sie richtig zu nutzen. In der Formel 2 musste ich nur fahren. Hier kann man seine Leistung aber auch deutlich mit den Einstellungen am Lenkrad verbessern und das ist für mich noch nicht so einfach. Daran werde ich mich aber mit mehr Erfahrung gewöhnen und daher mache ich mir darüber keine Sorgen. Etwas, bei dem ich mich auf jeden Fall verbessern muss ist der Start. Ich hatte bisher zwei richtig schlechte Starts. Ich hoffe, dass ich mich da noch steigern kann.

Die Einstellungen von denen du sprichst sind die Bremsbalance, wie oft du das in der Runde verstellen kannst, oder noch etwas anderes?
Leclerc: Die Bremsbalance ist zur Formel 2 sehr ähnlich. Aber es gibt viel mehr Dinge wie Brems-Mappings, Differenziale, Motorbremse und viel viel mehr. Da muss ich mich noch leichter tun.

Hast du ein gutes Gefühl mit der Bremse? Einige Piloten sagen ja, dass sie mit dem Brake-by-Wire Probleme haben.
Leclerc: Ich beginne ein Gefühl dafür zu bekommen. Es ist wichtig, sich auf die verschiedenen Kurventypen anzupassen, da kann man viel Zeit gewinnen oder verlieren. Daran muss ich noch arbeiten.

Was ist beim Start passiert? Wir sehen leider nicht jeden Start aus der Onboard-Perspektive.
Leclerc: Ich lasse die Kupplung entweder zu weit kommen oder nicht genug. Beim ersten Rennen war es zu viel, beim zweiten nicht genug. Jetzt hoffe ich, dass ich es beim dritten Mal richtig hinbekomme. Das ist aber einfach ein Gefühl, das man bekommt. Je öfter man etwas tut, desto besser funktioniert es. Im Moment bin ich einfach noch unkonstant, aber ich bin sicher, dass es besser wird.

Ist es schwierig sich daran zu gewöhnen. Die Übungsstarts macht man für gewöhnlich aus der Boxengasse. Da gibt es anderen Asphalt.
Leclerc: Auch, aber ich bin momentan einfach nur unkonstant. Wenn ich es noch ein paar Mal mache wird es besser.

Dein erstes Rennen sah von der Leistung ziemlich stark aus. Im zweiten Rennen haben wir nicht so viel gesehen. Du warst am Ende 12. weil noch zwei Fahrer Strafen bekommen haben. Warst du mit der Rennpace zufrieden?
Leclerc: Ja war ich. Das zweite Rennen war Rennpace betrifft auch sehr positiv. Das Einzige ist, dass wir in Bahrain sehr früh zum ersten Stopp kommen mussten, weil ich einen Bremsplatten hatte. Wir wechselten in der zweiten Runde auf Medium und waren zuversichtlich, dass wir das Rennen auf dem Reifen beenden können. Aber das war nicht realistisch und so musste ich nochmal zum Stopp kommen. Weil wir im Medium-Stint dann antizyklisch unterwegs waren, wurden wir von allen anderen Fahrern, die nach ihren Boxenstopps weichere Reifen hatten, überholt und das hat zusätzlich sehr viel Zeit gekostet. Wenn wir aber freie Fahrt hatten, waren wir sehr schnell. Das ist sehr positiv. Marcus hat das Potenzial des Autos gezeigt und unterstrichen, dass wir gute Ergebnisse mit einer guten Strategie erzielen können.

Wäre ohne den Bremsplatten ein ähnliches Ergebnis wie von Marcus drin gewesen?
Leclerc: Ich mag es nicht zu spekulieren, weil ich es nicht weiß. Was die Pace im Rennen angeht, waren wir auf einem Niveau. Er hatte aber auch noch einen guten Start im Gegensatz zu mir. Wir hätten aber ein deutlich besseres Ergebnis erzielen können. Auf dem Papier sieht es gut aus. Es war ein gutes Rennen im Bezug auf die Performance.

Du kennst Bahrain sehr gut. China kennst du nicht. Was sagst du dazu?
Leclerc: Die Strecke sieht sehr interessant aus. Die Kurven findet man sonst auf keinem Kurs. Die schwierigsten Kurven werden wohl Kurve 1 und 13 sein, die sehr lang sind. Das wird interessant zu erfahren sein. Es ist, wie gesagt, eine neue Strecke für mich, daher muss ich mich da einfach dran gewöhnen.

Bist du sie im Ferrari-Simulator gefahren?
Leclerc: Ja, bin ich im vergangenen Jahr.

Die langen Kurven scheinen sehr technisch anspruchsvoll.
Leclerc: Das sind sie. Zu Beginn des Wochenendes sind es noch mehr zwei verschiedene Kurven, weil der Grip sehr niedrig ist. Je weiter man ins Wochenende kommt, desto mehr verschmelzen die Kurventeile. Man muss sie am Ende als eine Kurve angehen. Das ist sehr schwierig. Ich habe auch gehört, dass man dort viel Zeit gewinnen oder verlieren kann. Meine Konzentration wird also sehr auf diesen beiden Kurven liegen, damit ich dort alles richtig mache und den richtigen Kompromiss zu finden.

Die Wettervorhersage sieht nicht gut aus. Freitag und Samstag könnte es regnen. Für das Rennen gibt es die erste gute Vorhersage. Das könnte das Wochenende beeinträchtigen.
Leclerc: Das macht es sehr schwerer, aber ich bin nicht hier, um es einfach zu haben. Je schwieriger es ist, desto mehr lernt man aber auch und desto schneller lernt man. Das ist gut für mich. Natürlich hätte ich mir im Bezug auf die Performance ein sauberes Wochenende gewünscht, aber so sieht es aktuell nicht aus. Wer weiß schon, wie es wird, ich werde einfach versuchen das Maximum aus den Bedingungen zu machen.

Denkst du nach dem Feedback der Ingenieure, dass dir die Strecke entgegenkommt?
Leclerc: Es sollte ok sein. Wir werden sehen. Die Leistung der Toro Rosso in Bahrain hat niemand erwartet, daher müssen wir schauen, wo wir jetzt sind. Wenn die anderen mit einem neuen Paket kommen, wer weiß schon, wie es dann aussehen wird.

Ihr habt nichts Neues am Auto?
Leclerc: Nein.