Sergio Perez und Esteban Ocon lieferten sich in der Formel-1-Saison 2017 das wohl härteste teaminterne Duell aller Teams. Sowohl im direkten Fight auf der Strecke als auch in der Statistik ging es bei Force India extrem eng zur Sache.

So eng, dass der Rennstall sechs Rennen lang sogar eine teaminterne Nichtangriffsplicht verordnen musste, um den vierten Platz in der Meisterschaft nicht selbst zu verzocken. Zuvor waren Ocon und Perez mehrfach aneinander geraten. Erst durch einen Teamorder-Disput in Kanada, dann durch Crashs in Baku und Spa.

Esteban Ocon: Schonfrist nach Rookie-Jahr vorbei

Der statistische Aspekt: Nur 13 WM-Punkte trennten den arrivierten Perez am Saisonende von seinem Teamkollegen und ersten WM-Verfolger Ocon (100:87 Pkte.). Im Qualifying-Duell stand es am Ende zwar noch recht deutlich 13:7 für den Mexikaner. Doch schon der durchschnittliche Gap von nur 0,073 Sekunden Vorsprung für Perez spricht Bände. Noch knapper war es einzig bei Sauber und beim Fahrerkarussell Toro Rosso.

Besonders der statistische Trend - Ocon lag zur Saisonmitte noch klar 2:9 zurück im Quali-Duell, kam mit zunehmender Saisonlänge im Vergleich zu Perez aber immer besser in Fahrt -, gepaart mit den nach rund einem Saisondrittel zunehmenden Spannungen zwischen Ocon und Perez, zeigt: Hier prallen zwei Piloten aufeinander, die sich beweisen wollen, nein müssen. Und das nicht nur 2017, sondern auch 2018.

Denn: Nach seiner ersten vollen Formel-1-Saison ist dann alle Schonfrist für Esteban Ocon vorbei. Der als ein ähnliches Supertalent wie Max Verstappen geadelte Youngster muss im kommenden Jahr dringend den im Fahrerlager inzwischen ebenfalls sehr hoch geschätzten Sergio Perez schlagen, will er beweisen, die Vorschusslorbeeren verdient zu haben - und sich somit für höhere Aufgaben zu empfehlen.

Esteban Ocon vs. Sergio Perez – Das Duell 2017 in Zahlen

PerezOcon
GP-Starts2020
Siege00
Bestes Rennergebnis45
Podien00
Ø Rennplatzierung8,28,4
Ausfälle21
Schnellste Runden10
Poles00
Beste Startposition53
Ø Position im Qualifying9,310,15
Ø Quali-Gap- 0,073 Sek.0,073 Sek.
Quali-Duell137
Q3 erreicht15x13x
Punkte10087
WM-Position78

Formel 1 2018: Sergio Perez macht Ocon Druck

Immerhin ist Ocon Mercedes-Junior, verfügt somit über gute Karten, 2019 einen Silberpfeil zu fahren. Noch dazu laufen dort gleich beide Fahrerverträge mit Saisonende 2018 aus. Ähnliches gilt jedoch auch für Sergio Perez. Der Mexikaner hat mit Force India nur für ein Jahr verlängert, um sich alle Chancen offen zu halten, nach 2017 endlich den ersehnten Sprung in ein Top-Team zu schaffen.

Eine ähnliche Ausgangslage also. Beide Pink Panther müssen sich 2018 beweisen, durchbeißen, um ihren Wert , ihren Anspruch für höhere Aufgaben zu belegen. Doch Sergio Perez selbst sieht es etwas anders. Schlagen müsse er Ocon auch 2018, keine Frage, so Perez. "Das ist auf jeden Fall mein Ziel. Das ist das Hauptziel", sagt der Mexikaner. "Aber der Druck lastet auf ihm. Es wird sein zweites Jahr, da erwartet jeder von ihm große Dinge. Ich denke aber, es wird wieder sehr eng ..."

Doch wie reagiert Ocon auf diese ihm zugedachte Rolle? Motorsport-Magazin.com konfrontierte den Franzosen mit der Perez-Aussage. Der nahm es gelassen, freute sich sogar. "Ich fühle mich gut damit. Das heißt doch nur, dass die Leute erwarten, dass ich nächstens Jahr meinen Job gut mache. Das ist immer positiv", sagte Ocon.

Ocon reagiert auf Perez: Druck? Wieso mehr Druck?

"Ich habe nicht mehr Druck deswegen. Ich werde genauso weiterarbeiten, sehr engagiert. Aber ändern werde ich nicht viel. Außer, dass ich schon jetzt ein anderer Fahrer bin als ich zu Beginn des Jahres war", sagt Ocon mit Blick auf seine durchgehende Leistungssteigerung im Saisonverlauf, insbesondere im Qualifying.

Dort fügte er Perez zwischen Ungarn und Mexiko binnen acht Rennen sechs Niederlagen zu. "Das wird mir auch Anfang 2018 helfen. Genauso, dass ich die Strecken jetzt alle kennen, auch Australien, China und Monaco", ergänzt Ocon, der sich bislang immer als ausgemachter Spezialist für alte Kurse wie Belgien, Ungarn & Co. bezeichnet hatte.

Noch dazu habe er eine wichtige Lektion gelernt. "Dass du kein Detail vergessen darfst. Selbst das kleinste Problem nicht. Es wird immer auf die zurückfallen – als größeres Problem. Deshalb musst du jedes Detail beheben, das du beheben kannst. Das habe ich dieses Jahr gelernt und das ist es auch, was meine Performance verbessert hat", sagt Ocon zu Motorsport-Magazin.com.

Perez: Keine Leistungsexplosion bei Ocon, ich hatte Probleme

Sergio Perez jedoch glaubt - oder hofft - nicht daran, dass dieser Erfahrungsgewinn tatsächlich eine große Rolle spielen wird. "Er ist sehr talentiert und kam schon gut vorbereitet in die Formel 1. Seit dem ersten Test war er schon ziemlich vertraut und wusste viel. Er war direkt bei der Musik und hat sofort einen guten Job gemacht", widerspricht Perez einer gewaltigen Entwicklung des Franzosen.

Für Perez macht es das jedoch nicht leichter. "Es ist kein Geheimnis, dass er ein sehr guter Fahrer ist. Ein Fahrer für die Zukunft. Er war dieses Jahr eine echte Herausforderung." Dafür, dass er Ocon nicht klarer im Griff hatte, hat Perez eine ganz andere Erklärung als Fortschritte des Franzosen: Das Regelkorsett Force Indias samt einer kurzweiligen eigenen Schwäche durch ein neues Upgrade.

"Durch die Rules of Engagement konnten wir ein paar Rennen nicht kämpfen und im Qualifying fehlte mir durch ein paar Upgrades von uns die Balance", schildert Perez. "Da fühlte ich mich auf einer Runde nicht wohl und hatte ein paar Probleme", gesteht Perez nach einem Jahr, das er wegen eines diesmal verpassten Podiums nicht als sein bestes bezeichnen würde . "Ich bin aber froh, dass wir es wieder in den Griff bekommen haben", so Perez. Tatsächlich qualifizierte sich der Mexikaner in den beiden letzten GP wieder vor Ocon, wenngleich nie mit mehr als 0,07 Sekunden Vorsprung.