Beim Großen Preis von Belgien hat es zwischen den beiden Force India-Piloten erneut gescheppert. Die Folge: Das Rennen war für beide Fahrer zerstört. Nachdem Force India-Geschäftsführer Otmar Szafnauer ein Machtwort gesprochen und mit Konsequenzen gedroht hat, trafen die beiden Streithälse heute erstmals nach Spa in der Öffentlichkeit aufeinander.

Mittlerweile haben sich die Beiden ausgesprochen. Einsichtig zeigte sich das Force India-Duo bei der offiziellen Donnerstags-Pressekonferenz der FIA. "Wir beide wissen, dass wir im Sinne des Teams einiges falsch gemacht haben und mein Ziel ist es nicht, vor etwas wegzulaufen", so Perez. Allerdings klingen die Worte des Mexikaners bei weitem nicht wohlgesonnen, eine Freundschaft zu seinem Teamkollegen wird es in der Form keine mehr werden. "Ich denke, es ist immer noch möglich, mit Esteban zusammenzuarbeiten. Es kann eine erfolgreiche Partnerschaft sein und ich denke nicht daran, irgendwo anders hinzugehen."

Ocon spricht die Probleme mit seinem Teamkollegen deutlich an: "Ich denke, wir beide haben die Grenze überschritten, das steht außer Frage. Wir haben uns berührt, also lief da etwas falsch. Ich werde aber nicht darüber streiten, denn es liegt jetzt hinter uns und wir wollen uns nach vorne bewegen." Der Einlauf, den die beiden von der Teamführung verpasst bekommen haben, scheint Früchte zu tragen. "Wir haben die Grenze überschritten und wir können das dem Team zulieben in Zukunft nicht nochmal tun", so Ocon weiter. Es habe Donnerstagmorgen in Monza ein klärendes Gespräch zwischen den beiden gegeben, daher sieht der Franzose das Thema als abgehakt.

Wieder alles gut zwischen Ocon und Perez, Foto: LAT Images
Wieder alles gut zwischen Ocon und Perez, Foto: LAT Images

Doch weder bei Perez noch bei Ocon scheint es, als hätte sich an der Haltung zum jeweils anderen etwas geändert. Der Burgfrieden ist demnach nicht aus freien Stücke zustande gekommen. "Wir arbeiten hart für das Team. Das ist das wichtigste und das ist das, was das Team verdient hat: Dass wir uns wie Profis verhalten und wir die anderen herausfordern wollen, uns gegenseitig pushen und bis zum Schluss WM-Vierter bleiben", so Ocon.

"Ich bin zu Estebans Zimmer gegangen und mich mit ihm unterhalten", erklärte Perez. "Die Ingenieure haben ihre Sichtweise, die Fans haben ihre und wir haben unsere. Daher hat es wenig Sinn gemacht, jeden Zwischenfall erneut durchzugehen, weil jeder seinen Standpunkt vertritt. Daher haben wir einfach gesagt 'Lasst uns zusammen weitergehen, lasst uns vergessen, was passiert ist, damit wir wieder nach vorne schauen können.'" In dem Schlussstrich sieht Perez eher einen Neuanfang als einen Bruch. "Ich glaube, von jetzt an kann eine neue Beziehung beginnen und ich hoffe, dass wir von jetzt an als Team zusammenarbeiten können und die Teaminteressen an oberste Stelle stellen."

Die Entscheidung sei auf beiderlei Mist gewachsen. "Wir beide haben dieses Einverständnis getroffen und es war sehr einfach", so Perez. Als eine Drohung sprach Szafnauer vor knapp einer Woche in Spa neben einer teaminternen Rennsperre eine mögliche Teamorder an. Sein Schützling Ocon hofft, dass die Fahrer mit ihrer Aussprache dem nun entschieden entgegen getreten sind. "Wir haben nun das Vertrauen der Chefs zurückgewonnen und ich hoffe, dass sie uns wieder offen gegeneinander Rennfahren lassen werden", so der Franzose.

Spa: Was genau ist passiert zwischen Ocon und Perez?

Gleich zweimal kamen sich die beiden Force India-Piloten beim Großen Preis von Belgien in die Quere. Nach einem verpennten Start verlor Perez einiges an Boden und befand sich nach La Source im Pulk. Darunter auch Teamkollege Ocon, den der Mexikaner allerdings nicht gesehen haben will. Er zog nach rechts, und es kam zur ersten Berührung zwischen den beiden, die allerdings noch glimpflich ausging.

Ocons Tweet direkt nach dem Rennen, Foto: Twitter/Screenshot
Ocons Tweet direkt nach dem Rennen, Foto: Twitter/Screenshot

Im weiteren Verlauf waren die zwei auf einem soliden Punktekurs, als es zum eigentlichen Aufreger kam. Perez durfte wegen einer ihm aufgebrummten Strafe seinen Boxenstopp vorziehen, obwohl er hinter Ocon lag. Durch den Undercut gelang es dem Mexikaner, an seinem Teamkollegen vorbeizuziehen, der fortan am Heck von Perez klebte. In Runde 29 dann der große Krach. Ocon kam nach La Source besser heraus und setzte sich neben Perez. Der Mexikaner zog darauf nach rechts und drückte seinen Teamkollegen damit an die Mauer. Der spektakuläre Unfall zog sich dann noch durch die gesamte Eau Rouge.

Die beiden lieferten sich darauf einen öffentlichen Social-Media-Krieg. Ocon zum Beispiel sprach per Twitter davon, dass ihn Teamkollege Perez zweimal versucht habe, umzubringen. Eine Aussprache war also mehr als überfällig, zumal die beiden in Spa nicht zum ersten Mal aneinandergeraten sind. In Aserbaidschan beispielsweise sorgten die Ocon und Perez nach einem Zwist mit einer folgenschweren Berührung für eine Rennunterbrechung. Der Eklat in Spa hat das Fass nun zum Überlaufen gebracht. Es wird interessant sein, zu sehen, inwieweit sich die Aussprache auf das Rennverhalten der beiden auf der Strecke auswirken wird oder ob Force India intern nicht doch schon eine inoffizielle Teamorder ausgesprochen hat.