Um Lewis Hamilton ranken sich nicht erst seit Erringen seines vierten WM-Titels in der Formel 1 diverse Gerüchte: Ein mögliches F1-Karriereende oder ein Wechsel von Mercedes zu Ferrari - nichts, das es schon zuvor nicht gab. Nicht zuletzt, weil der Brite das Feuer mit zweideutigen Aussagen immer wieder mal selbst anfacht. Doch jetzt hat Hamilton für seine Verhältnisse zu beiden Punkten mehr als nur Klartext gesprochen.

"Nein" winkt Lewis Hamilton in einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung auf die Frage ab, ob ein Wechsel zu Ferrari überhaupt vorstellbar wäre. "Ich bin stolz, bei Mercedes zu sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das ändert. Im Leben soll man niemals nie sagen. Aber ich hoffe, dass ich meine Karriere in einem Silberpfeil beende", stellt Hamilton klar.

Hamilton: Emotion und Perspektive sprechen nur für Mercedes

Immerhin sei er bereits seit seinem 13. Lebensjahr mit Mercedes verbunden. "Also länger als manche Leute, die hier im Werk in Sindelfingen arbeiten. Seit zehn Jahren fahre ich mit Mercedes in der Formel 1, länger als jeder Mercedes-Pilot zuvor. Das bedeutet mir wirklich etwas", sagt der Weltmeister, dessen Vertrag bei Mercedes nach der Saison 2018 ausläuft.

Nicht nur die Gefühle sorgen für dieses klare Bekenntnis Hamiltons zu Mercedes, sondern auch seine sportlichen Erwartungen. "Mercedes ist in einer Topform derzeit, und ich sehe nichts, was das ändern könnte", sagt Hamilton. Knapp werden könne es zwar schon im nächsten Jahr wenn Red Bull vielleicht auch McLaren von Anfang an voll in den Kampf Mercedes vs. Ferrari einsteigen könnten, doch sieht der Brite bei Mercedes noch immer die beste Ausgangsposition. "Alles, was ich dazu besteuern kann, werde ich tun", sagt Hamilton.

Karriereende? Lewis Hamilton hat noch viel vor

Das klingt nicht gerade nach einem schnellen Karriereende, dem zweiten gerne gesäten Gerücht neben einem Ferrari-Wechsel. Entgegen aller Spekulationen sei ihm ein Karriereende nach dem vierten Titel tatsächlich nie in den Sinn gekommen. "Nein. Ich mag diese Herausforderung, dass man mir nächstes Jahr den Titel wegnehmen will . denn ich kann mich auf meine Fähigkeiten voll verlassen. Ich fahre seit 25 Jahren Rennen, ich liebe diesen Job viel zu sehr", stellt Hamilton klar. Familie und Kinder seien für ihn zwar auch wichtig. "Aber noch setze ich andere Prioritäten", so Hamilton.

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Noch dazu sei er schlicht nicht fertig damit, Geschichte zu schreiben. "Ich glaube nicht, dass ich bereits eine Legende bin. Diesen Status erhält man für gewöhnlich nach dem Karriereende oder gar erst nach dem Tod. Ich habe aber noch einiges vor", sagt Hamilton. Zumal er sich alleine durch Titel Nummer vier nicht in einer anderen Liga als Ayrton Senna oder Niki Lauda (je drei Titel sieht). "Ayrton hätte zum Beispiel ohne den Unfall viel mehr gewonnen. Deswegen fühlt sich die Zahl allein für mich auch nicht als etwas Besonderes an", relativiert Hamilton seine Erfolge.

Hamilton: Bin (noch) keine Legende wie Senna

Generell scheint die Anzahl der WM-Titel für Lewis Hamilton nicht die wahre Stärke eines Formel-1-Piloten spiegeln zu müssen. Beispiel: Fernando Alonso. "Er sollte mehr Weltmeister-Titel besitzen als diese zwei", meint Hamilton über seinen Ex-Kollegen. Ein Mercedes-Wechsel an die Seite Hamilton war in der vergangenen Saison vor der Verlängerung Alonsos bei McLaren ebenfalls ein gerne gestreutes Gerücht gewesen.

Doch sei es nie mehr, nie realistisch gewesen, so Hamilton. Er gemeinsam mit Alonso in einem Team werde nie wieder passieren, versichert Hamilton. Er brauche sich diesbezüglich nicht einmal mit der Mercedes-Teamführung beraten. Toto Wolff wisse selbst, was er sich sonst zusammenbrauen würde. Hamilton: "Toto versteht, wie die zwischenmenschliche Dynamik eines Teams funktioniert. Ich würde es mit einem Magneten vergleichen: Wenn zwei Nordpole aufeinander treffen, stoßen sie sich ab. Man braucht einen Nord- und einen Südpol. Zweimal das gleiche ergibt negative Energie, so wie 2007 zwischen mit und Alonso."

Hamilton: Top-Teamkollegen wie Alonso/Rosberg bringen mir nichts

Dasselbe sei mit Rosberg der Fall gewesen, mit dessen Nachfolger Valtteri Bottas jedoch nicht mehr. "Toto hat erkannt, was man für eine gesunde Team-Atmosphäre benötigt. Denn ich habe mich in diesem Jahr im Vergleich zu 2016 in meinem Charakter nicht verändert – und nun passt es, wie jeder sehen konnte", berichtet Hamilton in dem Interview.

Für seine eigene Performance mache ein zweites Alphatier im Team, eine höhere Messlatte jedoch keinen Unterschied. "Ich brauche keinen Teamkollegen, der mir Druck macht. Ich setze mich ins Auto und ich bringe es ans Limit. Ich brauche keinen Maßstab. Das ist meine Stärke. Es gibt Leute, die brauchen eine Messlatte, an der sie sich orientieren können. Mir persönlich war das nie so wichtig. Den Druck, den ich brauche, das ist der, ein anderes Team zu besiegen. Und das liebe ich", sagt Hamilton.