Lewis Hamilton gelang es auch beim letzten Rennen der Formel-1-Saison 2017 in Abu Dhabi nicht, an seine Siegerform anzuknüpfen. Wie schon im Qualifying musste er Mercedes-Teamkollege Valtteri Bottas den Vortritt lassen und beendet damit ohne Sieg in den letzten drei Rennen die Saison. Hamilton gibt zu, dass er nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft nachgelassen hat.

"Es ist schon klar, dass etwas passiert wenn du die WM gewonnen hast", sucht Hamilton gar nicht erst nach Ausflüchten. Genau wie 2015, als er erstmals vorzeitig die WM gewann und danach ebenfalls ohne Sieg blieb, meldeten sich auch dieses Jahr einige Experten zu Wort, die dem 32-Jährigen Lustlosigkeit nachsagten - darunter auch Ex-Rivale Nico Rosberg.

"Alles was ich sagen kann, ist, dass ich in der Woche nach dem Titelgewinn viel Party gemacht habe. Ich habe mit meiner Familie gefeiert, das machst du halt so. Ich kann aber auch sagen, dass das vor den anderen Rennen nicht der Fall war", erklärt Hamilton, was seit dem Grand Prix von Mexiko bei ihm anders läuft. Mit Lustlosigkeit habe das aber nichts zu tun.

"Was meinen Schlaf und meine Energie anbelangt, war das bei den letzten paar Rennen definitiv anders. Aber trotzdem habe ich versucht, sie auf dieselbe Art und Weise anzugehen. Nur wenn du dich nicht genauso vorbereitest, ist es natürlich auch nicht dasselbe", so der viermalige Champion. Vor zwei Jahren zog sich die Sieglosigkeit sogar bis in die neue Saison.

Dass sich dieses Szenario wiederholen könnte, glaubt Hamilton allerdings nicht. "Ich mache mir da keine Sorgen. Nächstes Jahr fangen wir wieder so an, wie wir es in der zweiten Saisonhälfte gemacht haben." Trotz des Geständnisses ist die Mercedes-Teamführung nicht der Ansicht, dass Hamilton in Abu Dhabi nur mit Halbgas fuhr.

DHL Fastest Lap Award 2017: Der Weg des Pokals für Hamilton (01:35 Min.)

Mercedes-Teamchef Toto Wolff: Lewis gab alles

"Er gab für den Sieg alles, denn der Instinkt ist auch nach dem Titelgewinn noch da. Im Funk hat er uns gebeten, den Motor aufdrehen zu dürfen. Wir entschieden, ihnen beiden die volle Power zu erlauben, auch wenn wir damit ein Risiko eingehen würden. Aber wir hatten das Gefühl, dass es sich lohnt und dass wir ihnen das schuldig sind", erklärt Teamchef Toto Wolff.

Gegen Rennende schaffte Hamilton es einmal für kurze Zeit ins DRS-Fenster. Den Rest des Grand Prix über fuhr er jedoch mit einem konstanten Rückstand von etwa anderthalb Sekunden hinter Bottas her. "Wenn du bei der Pace nah zusammen liegst und dir die Ingenieure sagen, dass du ein Zeit-Delta von 1,4 Sekunden brauchst um das Auto vor dir zu überholen, ist es egal, welches Auto da vor dir fährt. Es wäre immer schwer gewesen, zu überholen", so Hamilton.

Die Tatsache, dass er bis auf unter eine Sekunde an Bottas heranfuhr, spricht für ihn eine deutliche Sprache. "So nah heranzukommen, wie es mir gelang, zeigt, dass ich eine gute Pace hatte", sagt der Brite. Ein Angriff war wegen der Dirty Air aber schlichtweg nicht drin: "Sobald du auf etwa 1,2 Sekunden dran bist, ist es so, als ob du gegen eine Wand fährst. Das Auto fängt über alle vier Reifen an zu rutschen. Ich bin heute viel Rallye gefahren."

Hamiltons Saison 2017 in einem Wort: Episch

Nach 20 kräftezehrenden Rennen, die ihm den absoluten Pole-Position-Rekord sowie den vierten WM-Titel bescherten, fällt es Hamilton einfach, seine Saison in einem Wort zusammenzufassen. "Episch. Es war irgendwie episch", so der Weltmeister, der sich jetzt auf die Winterpause freut. "Ich denke viele Leute realisieren nicht, dass es eine lange Saison für uns alle hier ist. Sowohl für die Fahrer als auch für das gesamte Team."

"Ich werde vor Mitte Dezember nicht frei haben, erst dann kann ich mit meiner Familie zusammenkommen und Weihnachten feiern. Aber ich freue mich jetzt drauf, Zeit mit ihnen zu verbringen und über das gesamte Jahr nachzudenken. Es war ein sehr starkes Jahr. Das Team hat die ganze Saison über phänomenal gearbeitet", fügt Hamilton an.

Nach dem Ausgleich gegen Sebastian Vettel geht es 2018 zwischen ihm und dem Ferrari-Piloten um WM-Titel Nummer fünf. Wenn es kommendes Jahr im März wieder zur Sache geht, will er auf diese Herausforderung abermals perfekt vorbereitet sein: "Ich freue mich auf das nächste Jahr und genau wie die anderen Jungs hier daran arbeiten, fit und bereit zu sein."

Mercedes-Piloten Hamilton und Bottas über die F1-Saison 2017 (08:55 Min.)