Nico Hülkenberg unfair? 3 Gründe, warum Force India falschliegt: (03:03 Min.)

Renault hat es beim Formel-1-Rennen in Abu Dhabi tatsächlich noch geschafft und Toro Rosso vom sechsten Platz in der Konstrukteurswertung verdrängt. Dabei machten es sich die Franzosen in der arabischen Nacht selbst schwerer als nötig: Carlos Sainz fiel mit einem unzureichend montierten Reifen aus, bei Nico Hülkenberg hielt der Pirelli zwar, doch gab es auch bei dessen Stopp ein Problem beim Reifenwechsel.

Hülkenberg-'Strafe' erhitzt Gemüter in Abu Dhabi

Damit nicht genug: Noch dazu musste der Deutsche - am Rennende umjubelter Renault-Held dank eines starken sechsten Platzes - zuvor fünf Strafsekunden verbüßen. Warum? Weil Hülkenberg sich schon in der Startrunde durch Abkürzen der Rennstrecke im Komplex Schikane T11-T13 einen unfairen Vorteil verschafft, nach einem schwachen Start so Sergio Perez wieder überholt hatte.

Ein Manöver, das nach Rennende die Emotionen mehr hochkochen lässt, als es zunächst den Anschein erweckt hatte. Doch ist es nicht Renault, das sich über die Szene beschwert - obwohl Nico Hülkenberg durchaus kritisch anmerkt: "Ich hatte ja keinen Platz mehr, in meinen Augen hat er mich da etwas rausgedrängt. Ich war bereit, die Kurve zu nehmen. Aber er ist weit gegangen."

In Ordnung gehe die Strafe aber durchaus, sieht der Emmericher ein. Immerhin habe er am Ende ja nur durch Abkürzen überholt. Doch hätte Hülkenberg der Strafe leicht vorbeugen können, hätte er Perez die Position einfach wieder zurückgegeben. Doch Hülkenberg votierte dagegen. Und genau das bringt jetzt Force India völlig auf die Palme.

Force India unterstellt Hülkenberg pure Berechnung

"Er wusste genau, was er da macht. Er wusste, dass er die Schikane abkürzen muss, um zu überholen, weil er hier sonst nicht vorbeikommt. Er wusste, dass es eine 5-Sekunden Strafe bedeutet, wenn er abkürzt", prangert Technikchef Andrew Green an. Und unterstellt seinem ehemaligen Fahrer Hülkenberg damit pure Berechnung. "Die Strafe hat ja nichts bewirkt", sagt Green.

Denn: Hülkenberg gelang es dank Track Position daraufhin, sich ausreichend Polster auf Perez herauszufahren, um selbst mit der Strafe und auch noch der klemmenden Mutter wieder vor dem Mexikaner auf die Strecke zurück zu kommen. Deshalb habe er von Hülkenberg erwartet, die Position zurückzugeben. "Das ist, was man erwartet. Wenn sie aber diese Spiele weiter treiben, hoffen wir, dass es Konsequenzen gibt. Hier gab es keine richtige Strafe. Es wurde eher belohnt und dann wird es wieder gemacht. Das ist Müll", wütet Green.

Auch Formel-1-Regeln am Pranger: Hohn für den Sport

Force India klagt damit nicht nur Renault und Hülkenberg an, sondern auch die Regelmacher. "Da sind die Regeln fehlerhaft, denn wenn man nicht vorbeikommt, kürzt man ab und fährt sich den Vorsprung raus. Das kann es nicht sein", poltert Green. "Das verhöhnt den Sport", wettert bei Sky Force Indias Geschäftsführer Otmar Szafnauer. Denn: Das Ergebnis wäre sonst anders ausgefallen, so Green: "Er musste uns überholen, indem er abkürzt. Ich denke nicht, dass er genug Topspeed hatte, um uns auf der Geraden zu überholen."

Entsprechend klagt auch Sergio Perez seinen ehemaligen Teamkollegen an. "Das war schon eine merkwürdige Strafe. Ich war vor ihm und er hat einfach die Strecke verlassen und sich einen Vorteil verschafft. Und das ist ein ziemlich guter gewesen wenn du mehr Pace hast, als das andere Auto. Ich denke nicht, dass diese Strafe gut war. Er hätte besser die Position zurückgegeben", meint Perez.

Force India fürchtet sich vor Renault

"Das ist ein Rennen, in dem Track Position entscheidend ist und wir wussten, dass Renault etwas schneller war als wir, weshalb wir vor sie kommen mussten und vorne bleiben mussten", bestätigt Szafnauer. Was den Geschäftsführer zusätzlich ärgert: Am Ende des Liedes stärkte Renault durch die Aktion seine Position für 2018. "Hülkenberg kürzt die Kurve ab, die FIA interessiert das überhaupt nicht und stellt euch vor: Sie gewinnen einen Platz in der Konstrukteurs-WM, was bedeutet, dass mehr Geld gekommen und nächstes Jahr konkurrenzfähiger sein können", so Szafnauer.

Ob das bei einem Werksteam allerdings tatsächlich einen entscheidenden Unterschied ausmacht, ist fraglich. Für Force India selbst wäre das durchaus der Fall gewesen. Aber für einen Multi-Millionen-Konzern wie Renault?

Renault-Chef verteidigt Hülkenberg

Genauso lässt sich die Vorsatz-Beschuldigung hinterfragen. Konnte Hülkenberg überhaupt sicher wissen, die fünf Sekunden auf Force India herausfahren zu können, um überhaupt derart berechnend eine Strafe in Kauf zu nehmen?

Renault-Teamchef Cyril Abiteboul widerspricht. "Den Regeln entsprechend hätte er die Position zurückgeben müssen, deshalb haben wir ja auch die Strafe bekommen, die wir anstandslos absolviert haben", sagt der Franzose. "Nur dank unserer Erfahrung haben wir es dann geschafft, den Schaden zu begrenzen. Das hat unsere Arbeit natürlich sehr viel schwieriger gestaltet, aber ich denke, wir haben alles richtig gemacht", verteidigt der Teamchef seinen Fahrer und Renault-Rennstall.