Alles nur ein Missverständnis? Kürzlich erwähnte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff, dass Pascal Wehrlein in Sachen Formel-1-Zukunft auf eigenen Beinen stehen müsse. Wolffs Aussagen wurden als Ansage an Wehrlein interpretiert, dass Mercedes nicht einfach genügend Geld auf den Tisch legen wird, um ihm ein Cockpit bei Williams zu kaufen. Druck auf den 23-Jährigen oder ein Versuch, den Preis zu drücken?

In Mexiko wurde Wehrlein mit Wolffs Ansage konfrontiert. Der Noch-Sauber-Pilot wiegelte ab. "Viele haben das vielleicht ein bisschen falsch interpretiert", sagte Wehrlein. "Mercedes hat jetzt zwei Jahre investiert für mich in der Formel 1, damit ich lerne. Und das zwei Jahre hintereinander in dem Team, das auf dem letzten Platz abschneiden wird in der Konstrukteurs-Meisterschaft."

Wehrlein: Ausbildung abgeschlossen

Wehrlein wollte Wolff nicht so verstanden haben, dass er keine Hilfe mehr von Mercedes erwarten kann. Schließlich ist er noch immer Silberpfeil-Junior. "Aber nach zwei Jahren ist meine Ausbildung sozusagen abgeschlossen", sagte Wehrlein weiter. "Da sollte man nicht mehr zahlen müssen, dass man fahren darf. Das sehe ich genauso."

Allerdings sind Teams wie Williams auf eine gewisse Mitgift ihrer Fahrer angewiesen, um konkurrenzfähig bleiben zu können. Siehe Lance Stroll, der sich für viele Millionen beim Rennstall eingekauft hat. Wenn aber nicht das Geld entscheidet, dass muss es die Leistung sein. Nicht umsonst führt Williams derzeit mit Robert Kubica und Paul Di Resta eine Art Shootout durch, um ihre Möglichkeiten auszutesten. Eines, dem sich auch Wehrlein gern anschließen würde.

Das wird ein bisschen hochgeschaukelt

Dass der Deutsche zuletzt vermehrt Schwierigkeiten gegen Sauber-Teamkollege Marcus Ericsson hatte und ihm deshalb weniger Chancen aufs Williams-Cockpit eingeräumt worden waren, wollte er nicht überbewerten. "Das wird immer ein bisschen hochgeschaukelt", meinte Wehrlein. "Ich habe als einziger Fahrer von uns Punkte geholt. Im Qualifying bin ich auch vorne, obwohl ich eigentlich mit null Erfahrung in die Saison gestartet und erst beim dritten Rennen eingestiegen bin."

Wehrlein wurde beim Saisonauftakt nach dem Unfall beim Race of Champions durch seinen möglichen Nachfolger Antonio Giovinazzi ersetzt. Der Italiener kämpft mit Ferrari-Teamkollege Charles Leclerc und Ericsson um ein Cockpit bei Sauber - Wehrlein werden hingegen kaum Chancen auf einen Verbleib beim Rennstall aus Hinwil eingeräumt.

Wie viel müsste Mercedes zahlen?

Seine letzte Möglichkeit, 2018 in der Formel 1 zu bleiben, wäre demnach Williams. Alle anderen Cockpits sind bereits vergeben. Mit Mercedes als Motoren-Lieferant dürfte in jedem Fall Geld nach Grove fließen, wenn Wehrlein kommt. Ausschlaggebend ist die Summe. Die kann Wehrlein selbst nur mit guten Leistungen auf der Strecke drücken, um Wolff ein Verhandlungsargument an die Hand zu geben.

Mercedes sitzt am Tisch, aber im Hintergrund kann Wehrlein zumindest seine Kontakte spielen lassen. Etwa zu Williams-Technikdirektor Paddy Lowe, den er aus gemeinsamen Mercedes-Zeiten kennt. "Vertragssachen regelt Mercedes für mich", bestätigte Wehrlein. "Aber ich bin mit vielen Leuten bei Williams in Kontakt, weil ich viele aus meiner Manor-Zeit kenne. Von dort sind viele Techniker zu Williams gewechselt. Mein ehemaliger Physio ist dort und Paddy kenne ich ja auch."

Ob diese Beziehungen ein Vorteil für Wehrlein im Cockpit-Kampf gegen Kubica, Di Resta und Massa seien, wollte Motorsport-Magazin.com wissen. Wehrlein: "Ich weiß nicht, was Vor- und was Nachteil ist in der jetzigen Situation." Bis seine Zukunft geklärt ist, dürfte noch eine ganze Weile vergehen. Bis dahin muss er auf eigenen Beinen stehen und Ergebnisse abliefern. Zumindest dabei kann ihm auch Mercedes nicht helfen.