Auch wenn es fast sicher ist, dass sich Lewis Hamilton beim Mexiko GP zum Formel-1-Weltmeister 2017 krönt, die Schlagzeilen beherrscht weiterhin Max Verstappen. Genauer gesagt die Strafe, die gegen den Red-Bull-Piloten beim USA GP in Austin ausgesprochen wurde.

Verstappen erhielt eine Fünf-Sekunden-Strafe, weil er in der letzten Runde drei Kurven vor dem Ziel Kimi Räikkönen außerhalb der markierten Strecke überholt hatte. Diese Strafe warf ihn wieder hinter den Ferrari-Piloten zurück, statt Platz drei gab es nur noch Rang vier.

Max Verstappen wurde anschließend deutlich, beschimpfte einen Steward als Idioten, Vater Jos Verstappen erhitzte mit einem Wut-Tweet die Gemüter. Auch Formel-1-Experten schlossen sich an und kritisierten die Entscheidung.

Die FIA sah sich deshalb beim Rennen in Mexiko dazu genötigt, die Entscheidung zu erklären. Dazu nahm sich Rennleiter Charlie Whiting Zeit, zeigte den Medienvertretern noch einmal alle Kamerabilder der strittigen Szene und verglich sie auch mit anderen Szenen des Rennens.

FIA: Entscheidungen der Stewards nicht inkonsequent

Vor allem das Argument, die Stewards würden inkonsequente Entscheidungen treffen, nicht alle Vergehen nach gleichen Maßstäben beurteilen, wies Whiting entschieden zurück. Im Internet kursierten nach der Entscheidung zahlreiche Screenshots, auf denen viele Piloten zu sehen waren, die im Rennen die Strecke verlassen hatten - und keine Strafe erhielten.

"Die Strecke zu verlassen ist auch kein Vergehen", stellt Whiting klar. "Es heißt in dem entsprechenden Artikel aber, dass man wieder sicher zurückfahren muss und keinen bleibenden Vorteil daraus ziehen darf." Besondere Betonung legte Whiting auf das Wort 'bleibenden'. "Es gab viele solche Szenen, ja, aber es gab nur einen einzigen Fall, in dem sich der Fahrer einen bleibenden Vorteil verschafft hat - und der wurde bestraft."

Doch zunächst ist fraglich, ob Verstappen durch das Verlassen der Strecke überhaupt einen Vorteil hatte. Die FIA sagt eindeutig ja. Die Stewards entschieden sich mit 4:0 für eine Strafe. Deshalb konnte die Entscheidung auch so schnell gefällt werden. "Weil die Situation so eindeutig war", so Whiting.

Aus der Heckperspektive von Kimi Räikkönen ist klar zu erkennen, wie weit Verstappen die Strecke verlässt. "Die Stewards meinen, dass er einen Vorteil hatte, indem er klar von der Strecke fuhr und jemanden überholt hat. Am Eingang der Kurve war Verstappen auf Höhe der Hinterachse von Räikkönen, danach war er vorne. Deshalb war die Entscheidung technisch einfach, emotional nicht."

Verstappen trotz Abkürzen nicht schneller

Die Auswertung der Mini-Sektoren ergab allerdings, dass sich Verstappen rein zeitentechnisch keinen Vorteil verschaffen hatte. Das allerdings war in diesem konkreten Fall kein Maßstab. Derlei Vergleiche würden bei Vergehen im Qualifying herangezogen werden.

Das Argument, Verstappen hätte eine Kollision mit Räikkönen vermeiden wollten, lässt Whiting nicht gelten. "Es sah für mich zunächst auch so aus, als würde Kimi rüberfahren. Man kommt von außen und fährt in Kurve 17 hinein normalerweise enger. Aber es war ein großer Abstand zwischen Max und Kimi. Ich finde nicht, dass Kimi die Tür geschlossen hat. Er hat nicht die Linie gewählt, von der Max dachte, dass er sie nimmt."

Interessant: Whiting selbst sah den Zwischenfall zunächst gar nicht. Erst die Stewards berichteten dem Formel-1-Renndirektor davon, der daraufhin die Stewards dazu bemächtigte, den Fall auch zu untersuchen. "Ein solches Vorgehen ist aber keine Seltenheit", meint Whiting. Dass die Szene sofort und ohne Anhörung der Fahrer bewertet wurde, ist kein Problem. "Wäre es strittig gewesen, hätten sie sich die Zeit genommen."

Verstappen hätte übrigens noch die Möglichkeit gehabt, die Strafe abzuwenden. Hätte er die Position noch vor der Linie freiwillig zurückgegeben, wäre er der Strafe - und auch dem Strafpunkt - entkommen. Genau aus diesem Grund wurde vor ein paar Jahren der Vorteil im Reglement mit dem Wort 'bleibend' noch genauer definiert.

Abkürzen in Mexiko nun schwieriger

In Mexiko wurden Änderungen an der Strecke vorgenommen. Zwischen Kurve 1 und 2 und zwischen Kurve 2 und 3 befindet sich nun jeweils ein zwei Meter langer und fünf Zentimeter hoher Kerb. "Das ist aber keine Reaktion auf USA", versichert Whiting. Im vergangenen Jahr gab es zahlreiche Diskussionen um Tracklimits, seither tüftelten die Verantwortlichen an einer besseren Lösung. "Daran arbeiten wir auch für Austin im nächsten Jahr", versichert der Renndirektor.

FIA stellt klar: Darum war Strafe für Max Verstappen richtig (04:15 Min.)