Ferrari-Defektserie: Kosten Ausfälle Vettel den F1-Titel 2017?: (03:44 Min.)

Lange sah es so als, könnte Ferrari 2017 in der Formel-1-Weltmeisterschaft ein ernstes Wörtchen mitsprechen. Doch nach den letzten drei Rennen sieht die Welt ganz anders aus: Sebastian Vettel holte in Singapur, Malaysia und Japan nur insgesamt 45 Punkte, während Titelrivale Lewis Hamilton im gleichen Zeitraum 118 Zähler einfuhr. Schon beim nächsten Rennen in Austin kann Hamilton nun Weltmeister werden.

Dabei ging Vettel noch als WM-Leader in die Sommerpause. Doch seit dem Ungarn GP im Juli konnte Ferrari kein einziges Rennen mehr gewinnen - was allerdings nur bedingt an der Pace liegt. In Spa, Singapur, Sepang und Suzuka hätte Ferrari zumindest theoretisch um den Sieg mitfahren können. Während in Singapur eine Kollision nach wenigen hundert Meter alle Träume beendeten, war es in Sepang und Suzuka die Technik.

In Japan versagte eine Zündkerze im V6-Motor des Ferrari SF70-H und sorgte dafür, dass Vettel nach vier Runden aufgeben musste. Präsident Sergio Marchionne, der schon nach der Ferrari-Schlappe in Monza mit seinen deutlichen Äußerungen für Aufsehen sorgte, lässt auch die aktuelle Defekt-Serie nicht kalt.

Auto kostet Millionen, defekte Zündkerze 59 Euro

Marchionne im Interview mit Milano Finanza: "Wenn ein Teil, das 59 Euro kostet, bei dem Wert eines aktuellen Formel-1-Autos von ein paar Millionen, uns das Rennen kostet... Einen Grand Prix wegen eines solch dummen technischen Problems zu verlieren, wegen etwas, worüber man normalerweise nicht einmal nachdenkt, das nervt das sehr."

Die Defekte in Sepang waren zwar technisch anderer Natur, haben aber dennoch etwas mit dem Ausfall in Japan zu tun: In beiden Fällen versagten Zuliefer-Teile den Dienst. "Wir hatten in den letzten Wochen viele Probleme, das müssen wir angehen. Wir müssen auch auf kleinste Details maximale Aufmerksamkeit wenden, auf alle Komponenten, die beim Formel 1 Team landen und ans Auto kommen", fordert Marchionne.

Offenbar hat der Fiat-Chrysler Präsident die Qualitätskontrolle seines Formel-1-Rennstalls im Visier: "Es ist wahrscheinlich etwas, das wir eine lange Zeit ignoriert haben. Die letzten Geschehnisse in dieser Hinsicht hatten leider eine verheerende Auswirkung auf das Team, auf unsere Leistung, auf kleine Dinge, die einen großen Einfluss haben. Wir werden diese Probleme angehen und lösen."

Ferrari Präsident: Formel 1 Team hat gute Arbeit geleistet

Obwohl Vettel und Ferrari beide Weltmeisterschaften seit dem bitteren Aus beim Japan GP 2017 nicht mehr in der eigenen Hand haben, glaubt Marchionne noch an die Chance: "Die Saison ist noch nicht zu Ende. Beide Meisterschaften sind noch nicht verloren, es ist noch keine Entscheidung gefallen."

Nachdem es zuletzt harsche Kritik von Marchionne am Rennteam gab, gibt sich der Italo-Kanadier nun trotz der Geschehnisse versöhnlicher: "Bei aller Bescheidenheit, die wir normalerweise an den Tag legen: Wir haben einen großartigen Fortschritt gemacht. Ohne arrogant sein zu wollen: Wir sind auf dem gleichen Level wie Mercedes, wenn nicht sogar noch schneller. Wenn wir in den letzten drei Rennen nicht all diese Probleme gehabt hätten, würden wir jetzt über andere Dinge sprechen."

"Die Fehler der Fahrer in Singapur, einige lächerlich kleine Probleme in Sepang und die Zündkerze in Japan - ich spreche nicht von Pech, weil ich daran nicht glaube, diese Dinge sollten passieren, vor allem in der Formel 1. Wichtig ist aber jetzt, dass wir unsere Zuversicht, die uns hierher gebracht hat, nicht verlieren. Wir müssen uns daran erinnern, dass wohl im letzten Jahr niemand darauf gewettet hätte, das wir in dieser Saison so nah an der Spitze sind. Ich bin wirklich glücklich, was das ganze Team geschafft hat und ich bin mir sehr sicher, dass wir die nächsten vier Rennen die Lücke zu Mercedes wieder schließen können."