Medien-Ärger nach dem Technik-Ärger für Sebastian Vettel: Der Ferrari-Pilot musste beim Japan GP der Formel 1 in Suzuka das Rennen schon nach vier Runden in der Garage beenden. Schuld daran war eine defekte Zündkerze im Ferrari-V6-Motor.

Während Lewis Hamilton dem Suzuka-Sieg und damit wohl auch der Weltmeisterschaft 2017 entgegenfuhr, war der Arbeitstag für Vettel fast beendet. Fast, weil nach dem Ausfall eigentlich noch Interviews auf dem Plan standen.

Auf Medientermine ist Vettel allerdings schon unter normalen Umständen nicht besonders heiß - erst recht nicht nach einem solchen Rückschlag in der Weltmeisterschaft. Die deutschen TV-Zuschauer konnten erste Statements des vierfachen Formel-1-Weltmeisters zwar recht zeitnah auf RTL und Sky hören, allerdings erging es nicht allen Zuschauern so.

Alle Piloten sind vertraglich dazu verpflichtet, den TV-Teams nach den Rennen Rede und Antwort zu stehen. Das geschieht in der Regel im sogenannten TV-Pen, einem kleinen Bereich im Fahrerlager, um den alle TV-Teams stehen. Die Piloten gehen dort von Kamera zu Kamera und müssen meiste immer wieder die gleichen Fragen für unterschiedliche TV-Stationen beantworten.

Im sogenannten TV-Pen warten die Reporter auf alle Fahrer, Foto: Sutton
Im sogenannten TV-Pen warten die Reporter auf alle Fahrer, Foto: Sutton

Ferrari änderte aber kurzerhand den Plan und ließ Vettel nicht in den TV-Pen gehen, sondern informierte nur wenige TV-Teams darüber, dass der WM-Zweite hinter der Ferrari-Garage Auskunft gibt. Das ist nicht nur unüblich, sondern auch gefährlich, weil im Fahrerlager schon während des Rennens hektisch abgebaut wird und reger Betrieb herrscht.

Die meisten TV-Sender erhielten so keine Möglichkeit, nach dem Ausfall mit Vettel zu sprechen. Das Problem: Auch kollegiale Hilfe jener TV-Stationen, die Vettel vor der Kamera hatten, bringt wenig, weil die Sender nur Bilder der Weltregie und selbst gedrehte Bilder ausstrahlen dürfen. Somit sah ein Großteil der TV-Zuschauer beim Japan GP keine Interviews von Vettel.

Wegen TV-Flucht: Geldstrafe für Vettel und Ferrari?

Ob Vettels und Ferraris Verhalten Konsequenzen hat, steht noch nicht fest. Der kommerzielle Rechteinhaber, der die TV-Rechte teuer an die Sender verkauft, ist jedenfalls nicht besonders glücklich. In extremen Fällen gab es schon Geldstrafen für solche Vergehen, allerdings nur, wenn sich Piloten gänzlich den TV-Teams entzogen hatten. Vettel stellte sich immerhin 4:47 Minuten.

Medientermine sind nicht Vettels liebste Aufgabe, Foto: Sutton
Medientermine sind nicht Vettels liebste Aufgabe, Foto: Sutton

Im Gegensatz zu den TV-Interviews sind Medienrunden für die schreibende Presse nicht vorgeschrieben. Viele Teams halten am Sonntag nach dem Rennen Medienrunden ab, sofern ihre Piloten nicht in der offiziellen Pressekonferenz saßen - dort können schreibende Journalisten Fragen stellen.

Vettel allerdings ließ die Medienrunde für schreibende Journalisten einmal mehr platzen, obwohl er nicht unter die ersten drei kam und somit nicht in die Pressekonferenz musste. Auch in Singapur sagte Ferrari die Medienrunden nach der Startkollision ab. Zu Beginn der Saison sorgte Ferrari für großen Unmut bei den schreibenden Medien, weil es am Medientag Donnerstag überhaupt keine Stimmen mehr gab.

Verwarnung: Vettel zu spät bei Japan-Hymne

Zu allem Überfluss kassierte Vettel noch eine Verwarnung für ein anderes Vergehen: Nach den Motor-Problemen, die sich bereits auf den Runden in die Startaufstellung zeigten, fand sich Vettel nicht rechtzeitig zur japanischen Nationalhymne ein. 15 Minuten vor Rennstart wird vor jedem Rennen die Hymne des Austragungslandes gespielt, die Piloten müssen sich dazu vor der Startaufstellung einfinden.

Für Vettel ist es die zweite Verwarnung. Bei der dritten Verwarnung gibt es eine Strafversetzung um zehn Plätze beim nächsten Formel 1 Rennen. Mindestens zwei der drei Verwarnungen müssen dafür aber für sportliche Vergehen ausgesprochen worden sein.