Viel zu Lachen hatte Sebastian Vettel nach dem Qualifying zum Japan GP 2017 eigentlich nicht. Der Ferrari-Pilot hatte nach dem letzten Schlagabtausch gegen Lewis Hamilton eine halbe Sekunde Rückstand auf den Mercedes-Piloten. Nur dank der Strafversetzung von Valtteri Bottas darf Vettel das Formel 1 Rennen von Platz zwei aufnehmen.

Die Ausgangssituation ist eigentlich ideal: Mit Hamilton, Vettel und Daniel Ricciardo stehen drei unterschiedliche Autos auf den ersten drei Plätzen. Das Auto, das zuletzt am meisten Probleme hatte, ganz vorne und das Auto, das vor einer Woche noch Siegte, auf dem letzten Platz des Dreierpackes. Die beiden WM-Kontrahenten stehen nebeneinander in der ersten Startreihe.

Doch die Ausgangssituation täuscht, Bottas' Strafe und die schwache Leistung von Kimi Räikkönen verzerren das Bild. Tatsächlich waren die Performance-Unterschiede zwischen den drei Teams größer als an den meisten Rennwochenenden. Vettel fehlte eine halbe Sekunde auf Hamilton, Ricciardo eine halbe Sekunde auf Vettel. Dazu gehört Überholen in Suzuka nicht zu den einfachsten Aufgaben.

Doch trotzdem verspricht der Japan GP Spannung. Aus mehreren Gründen: Für Vettel ist der Rückstand im Qualifying nicht wirklich repräsentativ. "Ich habe mehr gepusht als normal, weil ich durch Valtteris Strafversetzung nach hinten Luft hatte. Dabei bin ich in den Esses etwas weit herausgekommen und habe Zeit verloren."

Auch Red Bulls Rückstand von einer Sekunde ist nicht repräsentativ für das Rennen. Der Qualifying-Modus der anderen Formel 1 Motorenhersteller kostet Red Bull nach eigenen Aussagen rund eine halbe Sekunde. Damit wäre der Abstand im Renntrimm zumindest halbiert. Doch ob das für Ferrari oder gar Mercedes reicht?

Formel-1-Duell: Mercedes vs Ferrari, Hamilton vs Vettel (09:24 Min.)

Vettel glaubt auch in Japan an Ferraris Stärken

Ferraris Chancen stehen jedenfalls besser. "Unsere Starts waren zuletzt ganz gut", meint Vettel. Doch auch die Starts von Mercedes waren in dieser Saison konstant. Die große Start-Schwäche der Vorsaison konnte Mercedes ausmerzen. Hamilton fiel 2016 in Suzuka mit einem katastrophalen Start auf Platz acht zurück.

"Auch wenn ich am Start nicht vorbeikomme, ist das Rennen noch offen", verspricht Vettel und fügt den Grund gleich selbst an: "Unsere Rennpace ist generell etwas besser." Auch wenn das Kräfteverhältnis in dieser Saison von Strecke zu Strecke extrem schwankt, eine Konstante ist tatsächlich, dass Ferrari im Rennen tendenziell stärker wird im Vergleich zum Qualifying.

Auf einen Faktor hofft Vettel ganz besonders: Das Wetter. Zwar soll es am Sonntag nur um drei Grad wärmer werden, ein anderer Faktor spielt aber eine deutlich größere Rolle. Mercedes fürchtet die Sonne. Von der Umgebungstemperatur wird die Asphalttemperatur nur geringfügig beeinflusst. Direkte Sonneneinstrahlung kann allerdings größere Auswirkungen haben.

"Wenn der Asphalt im Vergleich zu heute zehn Grad wärmer ist, macht das einen großen Unterschied", meint Formel 1 Pilot Vettel. "Dann ist es wichtig, als Fahrer das richtige Gespür zu haben, denn man muss den Frontflügel entsprechend einstellen." Frontflügel und Reifendrücke dürfen trotz Parc-ferme-Regeln noch justiert werden. "So kann man das Auto noch ausbalancieren und den richtigen Schliff geben."

Schnellste Strategien für den Japan GP

Bei warmen Temperaturen: Zwei Stopps - 16 Runden Supersoft, 16 Runden Supersoft, mit Soft bis ins Ziel
Bei kühleren Temperaturen: Ein Stopp - 22 Runden Supersoft, mit Soft bis ins Ziel

Mercedes und die Angst vor der japanischen Sonne

Dabei geht es nicht nur um die absolute Pace, sondern vor allem um Reifenverschleiß. Laut Formel 1 Alleinausrüster Pirelli ist es am schnellsten, zweimal zu stoppen. Allerdings soll auch eine Einstopp-Strategie möglich sein. Ist Vettel nah genug an Hamilton, kann er ihn in die Zwickmühle bringen: Undercut covern oder das Risiko eingehen, dass Vettel mit nur einem Stopp durchfährt und Track Position verlieren?

"Wir haben ein paar Regentänze aufgeführt", scherzt Mercedes Motorsportchef Toto Wolff. "Wir haben zumindest auf kälteres Wetter gehofft. Die Hitze ist ein Punkt, der uns in Malaysia Probleme bereitete. Es ist nicht optimal für unser Auto."

Laut Vorhersagen wird es während des Rennens 25 bis 26 Grad warm. Auch Red Bull hofft auf den Wetter-Faktor. "Die Temperaturen hier kamen uns heute nicht entgegen, sie bevorzugen eher Mercedes", weiß Verstappen. "Das könnte uns morgen schon helfen", hofft Teamkollege Ricciardo, "aber es müsste wohl schon über 30 Grad haben, damit es einen wirklichen Einfluss hat. 25 Grad sind besser, aber nicht gut, um den Rückstand herumzuschwingen."