Schwere Vorwürfe von Force India an das halbe Starterfeld der Formel 1 nach dem Malaysia GP 2017. Schon vor dem Start in Sepang soll ein großer Teil der Konkurrenz die Regeln gebrochen haben, aber ungestraft davon gekommen sein.

Hintergrund: Vor dem Rennstart hatte es kräftig geregnet, viele Teams versuchten mit Handgebläsen die Startboxen ihrer Fahrer zu trocken, um den Grip am Start zu verbessern. Ein Regelverstoß, so Force Indias Geschäftsführer Otmar Szafnauer.

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"Bei der Hälfte der Autos im Grid haben sie den Kurs getrocknet - das ist nicht erlaubt - und wir haben es nicht gemacht. Wir haben uns an die Regeln gehalten", sagt Szafnauer. Dabei beruft sich der COO offenbar auf Artikel 22.3 des Sportlichen Reglements. Dort heißt es: "Den Wettbewerbern ist durch nichts anderes als das Fahren auf der Strecke gestattet, zu versuchen, den Grid auf jedwedem Teil der Strecken-Oberfläche anzupassen."

Man habe das Thema bereits bei der Rennleitung vorgebracht, doch nur Erstaunen geerntet. " Ich habe nicht mit Charlie gesprochen, aber mit einigen anderen FIA-Mitgliedern. Ich weiß nicht ... sie hat es verblüfft", berichtet Szafnauer. "Ich weiß nicht, was sie tun werden. Wir haben es ja schon im Grid angesprochen, dass sie es getan haben. Du darfst das nicht machen. Bei vielen Autos haben sie es getan", poltert der Rumäne.

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Darum regt sich Force India so auf

Warum Force India das Thema überhaupt derart aufregt? Ganz einfach: Nur so sei es im ersten Kurvenkomplex und weiterem Rennverlauf zu nachteiligen, heiklen Situationen für seine Fahrer, gekommen, so Szafnauer. "Natürlich bekommen alle anderen, die den Kurs abgetrocknet haben einen viel besseren Start als wir auf der nassen Seite der Startaufstellung. Und dann passieren all diese Dinge", deutet Szafnauer vielsagend an.

Tatsächlich spielte das Thema Startseite in Malaysia eine gewichtige Rolle, betrachtet man nur Positionsgewinne und - verluste in der ersten Runde. Nahezu jeder, der auf der nassen - der geraden - Seite der Startaufstellung losfuhr, verlor Plätze. Bei Esteban Ocon war es eine Position, bei Nico Hülkenberg satte vier, bei Jolyon Palmer zwei, bei Carlos Sainz eine, bei Grosjean drei - und das obwohl alle Piloten durch den leeren Startplatz Kimi Räikkönens (P2) automatisch eine Position gutgeschrieben bekamen.

Nur deshalb vermochte auch Daniel Ricciardo seine vierte Startposition zu halten. Einzige Gewinner auf der gerade Startseite: Pascal Wehrlein mit einer Position, also nur dem Räikkönen-Geschenk, und Sebastian Vettel, der sich um gleich sieben Plätze verbesserte. Allerdings verzerrt hier der Faktor Ferrari vom Ende des Feldes deutlich.

Esteban Ocon gerät mehrfach in Trouble

Aber zurück zu den Force-India-Vorwürfe. Insbesondere Esteban Ocon sei hier das große Opfer der Regelverstöße bei der Konkurrenz gewesen, so Szafnauer. Sein Punkt: Von P6 gestartet verlor der Franzose am Start an Boden, geriet im ersten Kurvenkomplex mit Felipe Massa aneinander. "Ich denke, dass ein Teil des Problems der Fakt war, dass er keinen guten Start erwischt hat", betont Szafnauer. Nur so sei Ocon überhaupt in diese schwierige Position gekommen, in den ersten Kurven von Massa eingequetscht zu werden.

Damit nicht genug: Durch einen halb abgerissenen Frontflügel musste Ocon früh an die Box, war somit erst recht nicht mehr auf Position. Nur so habe es überhaupt zur späteren Kollision mit Toro Rossos Carlos Sainz kommen können. "Esteban hätte da gar nicht gegen Sainz fahren sollen. Er hätte gar nicht in seiner Nähe sein sollen. Aber so hat er sich dann einen Plattfuß eingehandelt, musste reinkommen - und das alles nur, weil andere einen besseren Start hingelegt haben als er und er nicht mehr auf seiner Position war", wettert Szafnauer.

Immerhin: Unter dem Strich wurde der Malaysia GP für Force India dennoch ein Erfolg. Sergio Perez gelang es trotz fieser Erkrankung als Sechstem einmal mehr als einzigem Fahrer abseits von Mercedes, Red Bull und Ferrari nicht überrundet zu werden. Esteban Ocon steuerte als Zehnter immerhin noch einen Zähler bei. Szafnauer: "Es hätte besser laufen können, aber es hat sich am Ende gar nicht mal als zu schlecht herausgestellt. Bei Autos waren in den Punkten, wir haben drei mehr geholt als Williams, neun mehr als Toro Rosso und Renault. Das ist kein schlechter Tag!"