Red Bull verpasste die Pole Position beim Qualifying für den Singapur Grand Prix 2017 nur wegen Ferrari und Sebastian Vettel. Max Verstappen und Daniel Ricciardo konnten ihre Enttäuschung nach dieser Niederlage nicht gänzlich verbergen. Der Rückschlag tut dem Ehrgeiz der Bullen jedoch keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil: Am Rennsonntag wird die Jagd auf Vettel eröffnet.

Nachdem Verstappen und Ricciardo sämtliche Trainingssessions auf dem Marina Bay Street Circuit bestimmt hatten, fehlten am Ende des Qualifyings stramme drei Zehntel auf die Bestzeit von Vettel. "Ich will jetzt nicht wieder die Ausrede mit dem Quali-Modus bringen, den die anderen haben", erklärt Red-Bull-Berater Dr. Helmut Marko am Mikrofon von Sky. Angesichts Vettels Bestzeit lag die Vermutung nahe, dass Renaults Power Unit im entscheidenden Moment nicht genügend Saft lieferte.

"Wenn das Qualifying startet, geben wir von Anfang an alles. Da gibt es keine Geheimnisse mehr", stellt Ricciardo auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com klar, dass Red Bull im Q3 keine Briketts mehr nachlegen kann. "Wir machen nur ein bisschen Feintuning. Es ist natürlich noch nicht da, wo Ferrari und Mercedes sind", fügt Verstappen an. Marko gesteht, dass Vettels Pace den Druck auf Red Bull enorm erhöhte: "In Sektor 1 hat man gesehen, wie schnell Vettel war. Das hat uns etwas nervös gemacht."

Beim letzten Run im Q3 setzte Red Bull im ersten Streckenabschnitt alles auf eine Karte, doch Verstappen und Ricciardo verloren schon dort jeweils drei Zehntel. "Beide Fahrer sind bei der Abstimmung ins Extreme gegangen, denn sie wussten, dass sie die Zeit in Sektor 1 holen mussten. Aber es sind keine guten Runden geworden", fügt der Österreicher an. Die Piloten nahmen die Niederlage zähneknirschend zur Kenntnis.

"Ich hätte es geliebt, morgen in Sebastians Position zu sein und ich habe wirklich daran geglaubt, dass die Pole für uns drin war. Aber wir haben es nicht geschafft, mit ihm mitzuhalten. Am Ende waren drei Zehntel schon erheblich", erklärt Ricciardo. "Wenn man in allen Sessions vorne steht und in der entscheidenden nicht, tut es schon ein bisschen weh", kann auch Marko seine Enttäuschung nicht ganz verbergen.

Verstappen setzte sich mit 0,026 Sekunden gegen Ricciardo durch und erhöhte damit im teaminternen Duell auf 9:4. Wie schon in den Trainings lief sein RB13 aber nicht ganz rund. "Mir hat wie das ganze Wochenende etwas Power gefehlt. Ich weiß nicht genau warum, wir konnten das Problem bisher nicht wirklich lösen. Das war nicht ideal", erklärt der Niederländer.

Singapur-Attacke von Red Bull: Ferraris WM ist uns egal

Red Bulls Sieges-Ambitionen beim 14. Rennen der Saison sind angesichts der Startpositionen zwei und drei allerdings hoch wie eh und je. "Für heute akzeptiere ich die Niederlage, aber morgen ist noch alles drin. Ich bin zuversichtlich, dass wir gewinnen können", sagt Ricciardo. Sein Teamkollege hat sich schon Gedanken darüber gemacht, wie der einsame Ferrari an der Spitze überrumpeln werden kann.

"Im Rennen wird es schwierig, ihn zu überholen. Aber wir müssen uns mal die erste Runde anschauen", so Verstappen, der in der Startphase erfahrungsgemäß zielstrebig zu Werke geht. Dieser Moment des Rennens ist für die Bullen oft die einzige Möglichkeit, die Konkurrenz von Mercedes und Ferrari zu erwischen. Dass Vettel mitten im WM-Kampf mit Hamilton steckt, spielt für Red Bull in dieser Hinsicht keine Rolle.

"Ich denke, wenn ich immer noch die WM gewinnen könnte, würde ich konservativ an die Sache herangehen und mich mit Platz sechs oder so zufriedengeben", scherzt Ricciardo, als Motorsport-Magazin.com hinsichtlich des Vettel-Szenarios bei ihm und Verstappen nachhakt. "Du greifst immer voll an, wenn es eine Lücke gibt. Aber immer kontrolliert. Wenn nicht, dann steckst du zurück", fügt Verstappen an.

Helmut Marko wird, was die mögliche Einflussnahme auf den WM-Fight angeht, etwas direkter: "Das ist uns völlig egal. Es dürfen natürlich keine unfairen Manöver sein. Aber beide Fahrer wissen, dass sie ein Auto haben, mit dem man hier gewinnen kann - und denen ist die WM völlig egal." Sollte es beim Start nicht schon klappen, schwört Red Bull auf die Rennpace des RB13.

"Sollte der Start nicht so ausgehen, dass wir vorne sind, haben wir von der Strategie her glaube ich viele Möglichkeiten", fügt Marko an. "Es wird dann eine Frage der Boxenstopps sein, ob einer oder zwei gemacht werden", sagt Ricciardo, der ebenfalls davon überzeugt ist, den ehemaligen Teamkollegen vom Kommandostand aus bezwingen zu können.