Kommando zurück hieß es zuletzt bei Sauber. Im Zuge der Trennung von Teamchefin Monisha Kaltenborn und der Verpflichtung von Frederic Vasseur als Nachfolger wurden auch die Pläne des Rennstalls für die kommende Saison über den Haufen geworfen. Die langjährige Partnerschaft mit Ferrari sollte eigentlich beendet werden, schließlich erhält man schon in dieser Saison nur noch Vorjahresmotoren. Mit Honda stand der neue Motorenlieferant schon bereit, die Vereinbarung wurde unterzeichnet.

Doch nach dem Motto 'Alles neu macht der Fred' folgte die Kehrtwende. Die Übereinkunft mit Honda wurde in beiderseitigem Einvernehmen beendet, stattdessen ging man zu Ferrari zurück. Und ab 2018 erhält Sauber dann auch wieder brandaktuelle Motoren. Nun äußerte sich Vasseur in Belgien erstmals detaillierter zur neuen Ausrichtung des Schweizer Rennstalls.

Kein zweites Haas

Die Unterstützung seitens Ferraris soll dabei wieder deutlich intensiver werden. Mit dem Einstieg des amerikanischen Haas-Teams im vergangenen Jahr geriet Sauber ein wenig auf das Abstellgleis, Haas bekam volle technische Unterstützung und diente zudem als erster Anlaufpunkt für die Ferrari-Junioren. Sauber aber will im Zuge der Neuausrichtung keine bloße Haas-Kopie sein. Schließlich habe man ganz andere Voraussetzungen, Stichwort Windkanal in Hinwil.

Sauber in der Krise: Ist ein Wunder zu erwarten? (10:07 Min.)

"Der beste Kompromiss für uns ist es, von Ferrari unterstützt zu werden. Ich denke, wir haben eine starke Infrastruktur, vermutlich ist das bei Haas nicht der Fall", zielt er auf die Philosophie der Amerikaner ab, möglichst viel von außen zu beziehen und möglichst wenig selbst zu produzieren. Das Chassis etwa wird von Dallara gebaut.

"Vermutlich haben wir einen der besten Windkanäle auf dem Markt. Wir müssen den besten Kompromiss für die Zusammenarbeit finden, aber ich will die Führung an der Entwicklung behalten", skizzierte Vasseur die Kooperation mit der Scuderia.

So sollen von Ferrari zwar Teile wie der Motor oder auch das Getriebe geliefert werden, doch Elemente, die direkten Einfluss auf die Aerodynamik des Autos haben, will Sauber selbst bauen. "Um ehrlich zu sein ist es nicht einfach, ein Teil von einem Auto auf ein anderes zu packen. Denn die Aerodynamik entwickelt man ja im eigenen Windkanal", erklärt er.

Noch offen sei laut Vasseur, wer 2018 für Sauber fährt. "Wir haben bislang keinen Fahrer unter Vertrag. Alles ist offen. Sicher müssen wir die Entscheidung recht bald treffen", so Vasseur, der als Zeitraum die "nächsten Tage und Wochen" nennt. Da Haas weiter auf das Duo Grosjean/Magnussen setzt, schien es zuletzt mehr als wahrscheinlich, dass Ferrari mindestens einen Junior aus dem eigenen Programm bei Sauber platziert.

Entwicklung für 2017 noch nicht eingestellt

Neben der Fahrerfrage für kommende Saison beschäftigt Sauber aber auch noch die Weiterentwicklung des aktuellen Boliden. Diese wurde noch nicht ganz eingestellt, wie Vasseur erklärt. "Es ist ein bisschen anders als letztes Jahr. Letztes Jahr wusste man, dass ein neues Reglement kommt, da gab es nur Schwarz oder Weiß. Man konnte fast keine Teile von 2016 zu 2017 übernehmen. Für nächstes Jahr ist es anders, wir können weiter an gewissen Teilen arbeiten, an der Aufhängung etwa", sagte der ehemalige Renault-Teamchef.

Zudem gehe es in dieser Saison auch noch darum, die Motivation der Mitarbeiter aufrechtzuerhalten. Auch oder gerade weil man in dieser Saison das schwächste Team im Feld ist. In Ungarn wurde dies zuletzt wieder deutlich. "Wir müssen weiterkämpfen, die Motivation und den Duck aufrechterhalten. Es wäre ein Albtraum für uns, wenn wir jetzt aufgeben würden. Denn wir müssen das Team schon für die kommende Saison aufstellen", erklärte Vasseur.

"Daher müssen wir den Druck beibehalten, auch den Workflow, damit wir weiterhin neue Teile liefern, auch wenn wir nicht um die Pole kämpfen", stellte er klar. Schließlich werde auch die Sauber-Crew von dem besonderen Motorsport-Geist geleitet. "Das ist eine psychologische Herangehensweise. Wir sind alle Racer, auch wenn wir hinten sind", stellte er klar.

Für die laufende Saison habe man noch zwei Aero-Updates in der Pipeline, eines für Singapur, ein weiteres für Japan. An weiteren werde man nicht mehr arbeiten, zu lange würde es dauern von der Entwicklung im Windkanal bis hin zum fertigen Teil.