Eine vierte Saison bei Toro Rosso? "Nein, danke" hieß es da vor wenigen Wochen noch seitens Carlos Sainz, der 2018 bei Red Bull nicht noch einmal die zweite Geige spielen wollte. Angeboten der Konkurrenz gegenüber zeigte er sich in dieser Zeit mehr als zugetan, was bei seinen Förderern überhaupt nicht gut ankam. Nachdem sich die Wogen geglättet zu scheinen haben, zeigt sich der Spanier hinsichtlich seiner Ambitionen wieder handzahm.

"Es ist mein einziges Ziel, in der Zukunft ein Red-Bull-Pilot zu sein. Das ist es, was ich will und was ich schon hundert Mal gesagt habe", so Sainz, der für 2018 wiederholt mit einem Wechsel zu Renault in Verbindung gebracht wurde und derartige Gerüchte zum Anlass genommen hatte, etwas Druck auf seine Förderer auszuüben. Die Androhung eines Wechsels zur Konkurrenz wurde für ihn zu einem Bumerang in Form einer Abreibung durch Teamchef Christian Horner und Berater Dr. Helmut Marko.

Red Bulls Motorsport-Oberhäupter hatten Sainz' Aussagen als hinterhältig bezeichnet und dem Youngster Undankbarkeit vorgeworfen. Schließlich hätte der Energydrink-Hersteller hohe Summen in die Karriere ihres Piloten investiert. Es sei daher äußerst unangebracht, seine Förderer mit derartigen Aussagen bloßzustellen. "Ich weiß nicht, was er sich einbildet, wo er heute sonst wäre!", hatte Horner geschimpft.

"Ich habe einfach meine Meinung und die habe ich in dem Moment gesagt", weicht Sainz nicht von seinem Wunsch ab, Toro Rosso für besseres Material verlassen zu wollen. "Von meiner Seite aus war es nichts weiter als purer Ehrgeiz. Und aus diesem Ehrgeiz heraus sagst du manchmal solche Dinge. So bin ich halt, ich habe Ziele. Derart hohe Wellen wollte er mit seinen Aussagen jedoch nicht schlagen.

"Vielleicht hätte ich es anders ausdrücken können. Ich habe es nicht genossen, wie Helmut Marko und Christian Horner mich zurechtgewiesen haben", so der 22-Jährige, der die Standpauke seiner Chefs durchaus nachvollziehen kann. "Ich kann ihren Punkt schon verstehen. Aber das passiert manchmal in einer Karriere. Jetzt das Thema ist durch."

Kein Stress zwischen Kvyat und Sainz

Red Bull und Toro Rosso wissen, was sie an Sainz haben. Von den in der laufenden Saison bis dato 39 eingefahrenen Punkten für die Nachwuchsbullen, hat Sainz deren 35 sichergestellt. Teamkollege Daniil Kvyat wurde eher mit Strafpunkten auffällig und geriet dabei auch mit Sainz aneinander. In Montreal, Baku und Silverstone kamen sich die Garagen-Nachbarn bei der Scuderia Toro Rosso in die Quere.

"Das Team macht einen guten Job dabei, uns beiden zu sagen, dass sie nicht besonders glücklich darüber sind und sicherzustellen, dass es nicht nochmal passiert" so Sainz, in dessen Augen derartige Situationen eher Ausnahmen als die Regel sind: "Solche Situationen passieren einmal im Leben. Es passierte in Silverstone. Das war hoffentlich das eine Mal für mich."

Demensprechend geht er nicht davon aus, dass die wundersame Anziehungskraft der beiden Toro-Rosso-Boliden sich in Zukunft nochmal auf selbstzerstörerische Art und Weise bemerkbar machen wird: "Nach ein paar Wochen kannst du nach vorne blicken und hörst auf, darüber nachzudenken. Wir sind beide erwachsen genug, um es so anzugehen."