Aus deutscher Sicht lieferte der Großbritannien GP 2017 ein Wechselbad der Gefühle. Maßgeblichen Anteil daran hatte natürlich Sebastian Vettel mit seinem Reifen-Desaster: Für die deutsche Nummer eins begann das Rennen in Silverstone schon durchwachsen und endete in besagtem Ferrari-Fiasko. Doch auch Nico Hülkenberg und Pascal Wehrlein sorgten in Silverstone für jede Menge Licht und Schatten für Schwarz-Rot-Gold.

Für das Licht zeichnete ganz klar Nico Hülkenberg verantwortlich. Mit neuen Bardgeboards und einem neuen Unterboden an seinem R.S.17 ausgestattet lief das Wochenende für den Renault-Piloten von Start weg wie am Schnürchen. Im Qualifying knallte der Emmericher eine Top-Zeit auf den Highspeed-Kurs in Silverstone - Platz sechs und damit Best of the Rest hinter den unantastbaren Ferrari, Mercedes und dem einzig verbliebenen Red Bull von Max Verstappen.

Durch die Strafversetzung gegen Valtteri Bottas wurde aus P6 effektiv sogar noch Startplatz fünf. Doch blieb eine große Sorge: Ein drastischer Performance-Abfall im Rennen wäre für Renault nicht das erste Mal in dieser Saison gewesen. Und so ging es schon am Start nicht ideal los: Da verlor Hülkenberg gleich auf den ersten Metern wieder eine Position an Force Indias Raketenstarter Esteban Ocon.

Doch mit dieser Kleinigkeit schon genug der Rückschläge. Den Franzosen konnte der Renault-Pilot mit einem beherzten Manöver allerdings rasch wieder einfangen und sich mühelos von seinen Verfolgern, ob Force India oder Williams, absetzen. "Wir hatten eine gute Pace im Rennen und konnten uns vor beiden Force India halten, was sehr positiv ist", sagte Hülkenberg. Lange halten können sollte Hülkenberg Platz fünf jedoch nicht, zu übermächtig war Aufholjäger Bottas. Damit steuerte Hülkenberg jedoch noch immer dem besten Saisonergebnis für Renault entgegen.

Hülkenberg: Pech vs. Ricciardo, Glück vs. Vettel

Dasselbe galt auch für Daniel Ricciardo. Der Australier allerdings kassierte Hülkenberg nach furioser Comeback-Fahrt erst ganz kurz vor Schluss. Und das auch nur wegen eines technischen Defekts am Renault. "Wir haben zum Ende hin etwas Leistung verloren, was es Daniel erleichtert hat, mich zu überholen", schilderte Hülkenberg. Somit lag Hülkenberg 'nur' noch auf P7, also nicht mehr auf Kurs, das beste Saisonergebnis, Platz sechs in Spanien, einzustellen.

Doch des einen Deutschen Pech war des anderen Glück: Weil Sebastian Vettel nach seinem Reifenschaden mehr als eine halbe Runde lang auf im Grunde nur drei Reifen zurück an die Box rollen musste, gewann Hülkenberg massiv an Boden - und locker auch die Position. Am Ende sah Hülkenberg die Zielflagge 25 Sekunden vor dem Ferrari-Star und freute sich insbesondere darüber, nach starkem Qualifying nicht wieder klar zurückgefallen zu sein.

"Wir sind sehr happy mit dem Rennergebnis. P6 ist ein großer Erfolg für das Team. Wir waren in der Lage eine gute Qualifying-Runde hinzulegen und konnten das auch im Rennen rüberbringen", sagte Hülkenberg. Hauptverantwortlich dafür seien sicherlich die neuen Teile gewesen. "Die Upgrades haben richtig gut funktioniert. Wir konnten das Auto pushen", lobte Hülkenberg. Platz sechs, bestes Saisonergebnis eingestellt also und in der WM zwei Positionen gutmacht. Dort liegt Hülkenberg nun mit insgesamt 26 Zählern auf Top-10-Kurs, knapp hinter dem Neunten Carlos Sainz (29 Punkte) und vor Felipe Massa (23).

Wehrlein: Sauber-Risiko unbelohnt

Schatten gab es dagegen nicht nur bei Hülkenbergs Teamkollege Jolyon Palmer, der bereits in der Formationsrunde wegen eines Hydraulik-Defekts an seinem R.S.17 das Auto ganz bitter, weil vor heimischer Kulisse, abstellen musste, sondern auch beim dritten Deutschen im Feld, Pascal Wehrlein. Mit Sauber in Silverstone einmal mehr in Sachen Performance chancenlos, setzte das Traditionsteam zu Beginn des Rennens alles auf eine Karte.

Unmittelbar nachdem das Safety Car infolge der Kollision zwischen Carlos Sainz und Daniil Kvyat auf die Strecke gekommen zitierte Sauber Wehrlein an die Box und wechselte von Soft auf Medium. Damit war der Pflichtboxenstopp erledigt. Weil die Performance des Medium-Reifen in Silverstone aber einfach zu schlecht war, nutzte Sauber das SC, um direkt wieder zurück auf Soft zu wechseln. "Mit dem Ziel, bis zum Rennende zu fahren", berichtete Wehrlein. "Leider haben die Reifen mehr und mehr an Haftung verloren, weshalb ich ein weiteres Mal zum Reifenwechsel musste." Die Folge: Nur Platz 17, letzter Platz.

Einziger Mini-Trost: Auch mit einer Standard-Strategie war für Teamkollege Marcus Ericsson nichts Zählbares drin: Platz 14. Somit bleibt Sauber und Wehrlein nichts weiter, als auf das etwas größere Ungarn-Update-Paket zu hoffen.