Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo durfte sich in Silverstone nicht nur über einen fünften Platz, sondern auch über den 'Driver of the Day'-Titel freuen. Letzteren erhielt er beim Fan-Voting nicht zweifellos nicht ohne Grund: Vom 19. Startplatz aus kämpfte sich der Australier von der ersten bis zur letzten Runde kompromisslos durchs Feld - und das sogar zweimal. Die geballte Honey-Badger-Action beeindruckte Ricciardo sogar selbst.

"Ich hoffe, sie haben ganz viel davon im Fernsehen gezeigt", kann Ricciardo seine Begeisterung über die eigene Leistung kaum verbergen. "Man muss Lewis Hamilton einfach ein bisschen von seiner TV-Zeit wegnehmen und das habe ich heute gemacht. Ich wollte mich ins Rampenlicht stellen", fügt er scherzhaft an, nachdem er aus der letzten Startreihe bis auf den fünften Platz nach vorne gefahren war. Am Vortag hatte Ricciardo noch von einem radikalen Abschuss-Pakt mit Fernando Alonso gescherzt, der ihm den Weg durchs Feld ebnen sollte.

Tatsächlich schaffte er es aber auch ohne fragwürdige Taktiken. "Ich hatte das Gefühl, das ganze Rennen über Autos zu überholen und ich hoffe, die Fans haben es genossen", sagt der 28-Jährige, dem die Zuschauer ihre Anerkennung mit der Wahl zum Fahrer des Tages aussprachen. Schon nach der ersten Runde war der Red Bull mit der Startnummer 3 auf dem 14. Platz zu finden. Durch die Safety-Car-Phase nach der Kollision zwischen Daniil Kvyat und Carlos Sainz musste Ricciardo seine Aufholjagd kurzzeitig ruhen lassen, machte sich dann aber sofort wieder an die Arbeit.

"Wir konnten gleich am Anfang einen Batzen Positionen gutmachen", so der fünfmalige GP-Sieger, der sich in der fünften Runde im Duell mit Romain Grosjean jedoch selbst ins Knie schoss. "Ich wurde etwas zu gierig und bin von der Strecke abgekommen", gibt er zu und nimmt den Ausritt ausgangs Luffield damit auf seine Kappe. "Danach war ich wieder am Ende des Feldes." Somit begann der Spaß für Ricciardo zwar von vorne, aber dafür auch so richtig.

"Es hat richtig Spaß gemacht, von hinten durchs Feld zu kommen und ich habe einfach alles gegeben", erklärt Ricciardo, der sich kurz nach seinem Boxenstopp in Runde 32 schon auf der siebten Position wiederfand. In den letzten zwei Runden konnte er dann, begünstigt durch das Pech der Konkurrenz, noch zwei weitere Plätze gutmachen. "Ich habe Hülkenberg eingeholt und dann hatte Seb ein Problem, was mir Platz fünf einbrachte", so der Red-Bull-Pilot, der sich mit einem "danke Sebastian" brav in der Landessprache seines ehemaligen Teamkollegen bedankte.

Daniel Ricciardo war bei der Aufholjagd zu Rennbeginn etwas zu gierig, Foto: LAT Images
Daniel Ricciardo war bei der Aufholjagd zu Rennbeginn etwas zu gierig, Foto: LAT Images

Ricciardo vom Gejagten zum Jäger: So mag ich das

Nachdem Ricciardo zuvor auf einer Welle des Erfolges geschwommen war und in Österreich seinen fünften Podiumsplatz in Serie feierte, schien das lockere Formel-1-Leben mit einem Getriebe- und einem Motorschaden am Samstag in Silverstone fürs Erste sein Ende gefunden haben. Die erschwerten Bedingungen hinderten ihn dann aber doch nicht daran, an seine bisherige Form nahtlos anzuknüpfen. "Ich bin wirklich glücklich damit, wie ich meine Sonntage bei der letzten Handvoll Rennen hinbekommen habe."

Red Bulls Stimmungskanone kann sich offenbar nicht nur über Top-Resultate, sondern auch über Erfolgserlebnisse anderer Art freuen. Seine Silverstone-Herausforderung war zwar eine gänzlich andere als zuletzt, doch keineswegs weniger befriedigend. "Letzte Woche war ich der Gejagte und diese Woche der Jäger", so Ricciardo, der sich in Spielberg bis zum Zielstrich den Attacken Lewis Hamiltons ausgesetzt sah. "Ich liebe den Kampf in diesem Sport und heute konnte ich das wirklich richtig genießen", schwärmt er. "Was den Spaßfaktor angeht, würde ich diesem Rennen zehn von zehn Punkten geben."

Obwohl er seine Podest-Serie nicht fortsetzen konnte, war er mit dem Ergebnis unter dem Strich mehr als zufrieden. "An die anderen Jungs weiter vorne hätte ich sowieso nicht näher herankommen können. Ich bin gut drauf und heute von dort hinten Fünfter zu werden - ich könnte wirklich nicht mehr verlangen", so Ricciardo, der seiner Ansicht nach seinem Spitznamen momentan in jeder Beziehung gerecht wird: "Man kann sagen, dass der Honey Badger bei den letzten sechs Rennen am Sonntag auf jeden Fall am Start war."

High-Speed-Mekka: So geil ist Silverstone mit den neuen F1-Autos: (02:48 Min.)