Kimi Räikkönen hat ein durchwachsenes Rennwochenende in Spielberg mit Platz fünf beim Österreich GP beendet. Schon im Freitagstraining war der Finne nicht recht in Fahrt gekommen, das Qualifying lief zumindest zeitweise besser. Das Rennen selbst sei dann ein hartes gewesen, berichtete Räikkönen am Sonntagsnachmittag selbst.

Da musste er sich in seiner Medienrunde allerdings nicht nur Fragen zum Rennen an sich stellen, sondern sah sich auch mit einer Aussage seines höchsten Vorgesetzten, Ferrari-Präsident Sergio Marchionne, konfrontiert. Der hatte bei einem seiner vereinzelten Abstecher zur Formel 1 unmittelbar vor Rennbeginn dem Finnen zeitweise mangelnden Einsatz vorgeworfen.

"Ich denke, dass Kimi einen höheren Level an Engagement für die Sache zeigen muss. Es gibt Tage, an denen er ein bisschen wie ein Nachzügler ist, glaube ich. Aber warten wir ab. Ich werde heute mit ihm sprechen. Wir werden sehen, was passiert", zitierte 'Reuters' Marchionne - auch mit Blick auf einen neuen Ferrari-Vertrag für Räikkönen. Dessen Kontrakt läuft genauso wie jener Sebastian Vettels mit Ende der Saison 2017 aus.

Marchionne trotz Kritik: Ich liebe Kimi

Gänzlich unzufrieden zeigte sich Marchionne allerdings nun auch wieder nicht mit Räikkönen. Im Gegenteil: "Ich liebe Kimi. Er muss weiterarbeiten, er ist ein guter Kerl, er arbeitet hart. Was wichtig ist, ist, die Chance, die WM zu gewinnen, zu wahren. Der Konstrukteurstitel ist wichtig für Ferrari", ergänzte der Italo-Kanadier. Die Schlagzeilen machte allerdings naturgemäß die negative Kritik. Doch was entgegnet Kimi Räikkönen dem Bummel-Vorwurf? Immerhin ist es nicht das erste Mal, dass sich Räikkönen mit Fragen zur Motivation auseinander setzen muss.

"Natürlich möchte ich gut abschneiden - so wie es auch das Team gut machen will. Ich kann nur mein Bestes geben. Es ist nicht so, dass ich es nicht versuchen würde", widersprach Räikkönen einmal mehr allen Zweifeln an seinem Einsatz. Seine Erklärung: "Es läuft manchmal leider einfach nicht alles glatt. Aber das gehört in der F1 dazu. Wir pushen weiter, es wird auch wieder besser. Da bin ich sicher."

Ohnehin zeigte sich Marchionne nach Rennende bereits wieder zufriedener mit seinem Piloten. "Kimi hat einen guten Job gemacht, es gab eine Verbesserung. Er hat fast die schnellste Rennrunde gesetzt", sagte Marchionne. Teamchef Maurizio Arrivabene indessen verband Kritik mit Lob: "Ärgerlich für Kimi, dass er in der ersten Kurve weit gegangen ist. Aber er hat seine Position sehr gut verteidigt."

So lief der Österreich GP für Kimi Räikkönen

Tatsächlich hatte Räikkönen nach einem ähnlich schwachen Start wie Teamkollege Vettel in Kurve eins alle Mühen, den heran preschenden Daniel Ricciardo zu halten. Auf dem langen Weg hoch zu Kurve drei setzte sich der Ferrari-Pilot allerdings wieder nach vorne, doch Ricciardo bremste unwahrscheinlich spät, sodass sich der Australier innen in der Remus an Räikkönen vorbeiquetschte. Der geriert daraufhin so weit über den Außenkerb, dass innen auch noch Romain Grosjean durchschlüpfte, mit dem Räikkönen wenig später aber kurzen Prozess machte.

"Ich habe am Start ein paar Plätze verloren und dann einen zurückbekommen. Aber ich hatte im ersten Teil der Runde etwas mit der Balance zu kämpfen", schilderte Räikkönen seine Startschwierigkeiten in Spielberg. "Später wurde es besser. Nach dem Boxenstopp war es dann richtig gut, ich hatte einen ordentlichen Speed, aber da waren wir schon recht weit hintendran. Da konnte ich mich nicht mehr wirklich zurückkämpfen", ergänzte Räikkönen.

Die großen Diskussionen im Boxenfunk um diverse Einstellungen an seinem Boliden hätten ihn in Sachen Performance unterdessen kaum beeinträchtigt. "Ich weiß nur noch nicht genau, was da das Problem war. Wir haben dazu erst noch das Meeting. Aber das hat nicht viel ausgemacht", sagte Räikkönen. Auch sein sehr später Stopp - wohl, um Valtteri Bottas für Vettel leicht auszubremsen - sei kein großes Problem gewesen. "Das hat nicht so viel verändert. Mein Speed war da noch ganz okay", sagte Räikkönen.

Sergio Marchionne sprach in Spielberg über Kimi Räikkönen, Foto: Motorsport-Magazin.com
Sergio Marchionne sprach in Spielberg über Kimi Räikkönen, Foto: Motorsport-Magazin.com

Räikkönens Überrundungsärger zahlt sich aus: Strafe für Vandoorne

Zunächst sei aber der Plan gewesen, direkt nach Hamilton zu stoppen. "Aber dann haben sie (die Ferrari-Strategieabteilung, Anm. d. Red.) glaube ich realisiert, dass sie uns da schon überholt hatten. Deshalb ist die Entscheidung gefallen, draußen zu bleiben und nicht direkt hinter ihn zu fallen", schilderte Räikkönen. Nach dem Stopp sei der Speed dann richtig gut gewesen. "Ich habe da etwas auf Hamilton aufgeholt, aber dann hat er wieder angezogen. Wir waren aber sowieso zu weit dahinter", sagte Räikkönen.

Noch dazu plagten den Finnen einmal mehr unaufmerksame Überrundungen. Zu seiner Befriedigung kassierte dieses Mal immerhin jemand eine Strafe dafür: Stoffel Vandoorne musste einmal durch die Boxengasse fahren, weil er mindestens zwei Mal die blauen Flaggen missachtet hatte. Einen Unterschied machte jedoch auch das nicht wirklich. In der WM liegt Kimi Räikkönen nach dem Österreich GP mit nun 83 Punkten weiter auf P5.