Offiziell ist die Ära von Bernie Ecclestone in der Formel 1 Geschichte. Mit der Übernahme durch Liberty Media musste der über Jahrzehnte agierende Geschäftsführer der Königsklasse seinen Hut nehmen und wurde mit dem mehr oder weniger symbolhaften Posten des Ehrenpräsidenten bedacht. Doch auch wenn Ecclestone keinen Einfluss mehr auf die Entwicklung in der Formel 1 hat, so werden Äußerungen seinerseits genau beachtet.

Vor ein paar Wochen konterte er die Kritik vom neuen Geschäftsführer Chase Carey, der dem 86-Jährigen einen zu konservativen und wenig innovativen Führungsstil vorwarf. Nun erklärte Ecclestone im Interview mit der Schweizer Zeitung "Blick", was über die vielen Jahre sein vorrangiges Ziel war.

"Ich wollte das Formula One Management als Geschäftsführer so führen, dass sie für den Anteilseigner Profit abwirft. Am Ende waren die Anteile so hochwertig, dass dies der Grund für den Kauf durch die Liberty Group war. Sonst hätten die Amis die Formel 1 sicher nicht erworben", stellt er klar, dass rein wirtschaftlich seine Arbeit der letzten Jahrzehnte erfolgreich war.

Bernie Ecclestone und Chase Carey kritisieren sich gegenseitig, Foto: Sutton
Bernie Ecclestone und Chase Carey kritisieren sich gegenseitig, Foto: Sutton

Ecclestone zweifelt an Kompetenz von Liberty

Nach so vielen Jahren fällt es Ecclestone immer noch schwer, loszulassen. Entsprechend scharf ist auch seine Tonlage, wenn er über die neue Führung der Formel 1 spricht. Besonders zu Chase Carey scheint der Draht nicht allzu gut zu sein. "Na ja, er braucht mich nicht. Er sagt, dass er weiß, was er tut. Dazu hat er sich mit Menschen umgeben, die behaupten auch zu wissen, was sie tun", holt er zum Verbalschlag gegen das neue Trio bestehend aus Carey, Sean Bratches, der die kommerzielle Seite der Formel 1 verantwortet sowie Ross Brawn, der für die sportlichen Belange verantwortlich zeichnet, aus.

Obwohl der frische Wind in der Königsklasse bereits nach wenigen Monaten spürbar ist, hält Ecclestone gerade von der in den Fokus gerückten Präsenz in den sozialen Medien weiterhin nichts. "Sie verwenden viel Geld und Zeit zum Thema soziale Medien. Ich war und bin es immer noch nicht - ein Freund von dieser Art Kommunikation. Ich sehe keinen guten Beitrag zum Thema Formel 1. Außer dass es eine Menge der bis dahin zuständigen TV-Anstalten verunsichert und verärgert", so der ehemalige Zampano.

Konkret meint er damit die Exklusivität der TV-Sender, auf Bewegtbilder zurückgreifen zu dürfen. Bei den Testfahrten vor der Saison war es den Teams plötzlich gestattet, kurze Sequenzen auf Twitter hochzuladen. Ecclestone sieht hier Probleme auf Liberty zukommen. "Wir haben nämlich einen Vertrag mit diesen TV-Sendern, der sehr exklusiv ist. Aber momentan sieht es so aus, dass man Dinge aus der Formel 1 ohne dafür zu bezahlen frei Haus geliefert bekommt", stellt er klar.

Ross Brawn (hier mit Lewis Hamilton) kümmert sich um die sportlichen Belange der Formel 1, Foto: Sutton
Ross Brawn (hier mit Lewis Hamilton) kümmert sich um die sportlichen Belange der Formel 1, Foto: Sutton

Brawn fehle das große Bild

Während Ecclestone die Formel 1 über viele Jahre beinahe diktatorisch führte, setzt Liberty Media bewusst auf eine Aufteilung der Kompetenzen. Ross Brawn wurde installiert, um die sportliche Ausrichtung der Serie für die nächsten Jahre festzulegen. Allen voran die Frage des Motors ab 2021 steht ganz oben auf der Agenda. Trotz seiner langjährigen Erfahrung als Ingenieur und auch Technikdirektor zweifelt Ecclestone an der Eignung Brawns, um seine aktuelle Position erfolgreich ausführen zu können.

"Er hatte nie einen Einblick in unser Geschäft. Er hat als Ingenieur mit Flavio Briatore bei Benetton gearbeitet. Dann ging er zu Ferrari... und ich möchte hier nicht darüber sprechen, wie er später sein Team installierte und geleitet hat", so Ecclestone geheimnisvoll. "Er verfügt nicht über das große Bild der Politik und der kommerziellen Abläufe." Er traue es Brawn aber zu, "in seine Arbeit hineinzuwachsen."

Ecclestone: Auch Liberty geht es nur ums Geld

Grundsätzlich wünsche er der neuen Führung aber Erfolg, denn die Formel 1 sei für ihn weiterhin eine Herzenssache. "Ich habe eben eine sehr persönliche Einstellung zur Formel 1. Ich möchte, dass sie besser wird und wächst. Denn am Ende geht es auch den neuen Besitzern nur um das Geld", ist für ihn klar, welche Motive im Vordergrund stehen.

Und sollte der neue Weg tatsächlich zum Erfolg führen, habe Ecclestone auch keine Probleme, das anzuerkennen, wie er betont. "Ich bin der erste, der den Verantwortlichen dann gratuliert. Doch noch ist es nicht soweit. Zurzeit kommt mir die Formel 1 so vor wie das Geschäftsmodell von Starbucks", meint er. "Da ist immer jemand da, der Milch in den Kaffee gießt. Es ist immer jemand ansprechbar in einer Sache, die bereits da ist und deren Abläufe immer funktioniert haben", so Ecclestone.