Ferrari-Festspiele in Monaco! Was es seit 16 Jahren nicht mehr gegeben hat, wird in der Formel 1 2017 endlich wieder Realität: Die Scuderia triumphiert im Fürstentum. Und das in Perfektion: Während Sebastian Vettel den Glamour-GP gewinnt, macht Polesetter Kimi Räikkönen den Ferrari-Doppelsieg in Monte Carlo perfekt!
Ein Ferrari-Sieg von historischer Bedeutung
Zuvor hatten sich die Teamkollegen zumindest über die Strategie ein enges Duell geliefert. "Unglaublich", prustet ein erschöpfter, aber umso erleichterter Vettel in einer ersten Reaktion ins Mikrophon von Podiumsinterviewer Nico Rosberg. "Es war ein sehr intensives Rennen!"
Wie viel Vettel dieser Sieg in Monaco bedeutet trägt er dann wenig später sehr deutlich vor. "Wenn du vom Podium runterschaust und siehst, wie die Jungs voller Freude singen, den Moment einfach genießen, dann ist das einfach ein richtig großartiger Moment. Erinnerungen, die ich niemals vergessen werde. Ferrari ist eine so besondere Truppe, es ist unmöglich, keine Gänsehaut zu haben, hier heute zu stehen und sie zu repräsentieren", schwärmt der Deutsche.
Auch Ferrari-Chairman Sergio Marchionne findet angesichts des roten Doppelvernichtungsschlags gegen den Monaco-Fluch hoch emotionale Worte. "Etwas, auf das wir für eine lange Zeit gewartet haben, ist nurn endlich geschehen: Ein Rennen, das Teil unserer Geschichte werden wird. Nicht nur ein Sieg, sondern ein Doppelsieg bei einem Grand Prix mit einer so glorreichen Tradition wie Monaco, wo Ferrari das bisher letzte Mal auch einem Doppelsieg gewonnen hatte - damals mit Schumacher und Barrichello. Es war ein spannendes Rennen, in dem wir die echte Scuderia gesehen haben", sagt Marchionne.
Der CEO weiter: "Meine Glückwünsche gehen an die Fahrer und, einmal mehr, das ganze Team - beide, sowohl an der Strecke als auch all jene in Maranello, die jeden Tag so hart an diesem Auto arbeiten, das unseren Tifosi endlich die Befriedigung schenkt, die sie verdienen."
Vettel fliegt Hamilton davon, Ferrari erobert Spitze
Nicht nur historisch ist der Doppelsieg für Ferrari und Sebastian Vettel von besonderer Bedeutung. Auch ganz aktuell bringt die Monaco-Gala die Scuderia gewaltig voran. Weil die schärfste Konkurrenz von Mercedes in Monaco in Probleme gerät - kein Silberpfeil auf dem Podium, Lewis Hamilton nach Horror-Qualifying gar nur Siebter -, erobert Ferrari in der Konstrukteursweltmeisterschaft die Führung. Vettel derweil fliegt Hamilton in der Fahrerwertung davon, hat jetzt 25 Punkte Vorsprung - einen ganzen Sieg.
Doch Vettel interessiert sich dafür nicht - noch nicht. "Ich schaue das bis zur Sommerpause nicht an. Ich denke von Rennen für Rennen. Aber du musst kein Genie sein, um zu wissen, dass du auch die WM gewinnst, wenn du alle Rennen gewinnst. Wenn wir das ab jetzt machen können, dann brauche ich mir die Zahlen nicht anschauen. Aber das wird schwer zu erreichen sein", sagt der Ferrari-Mann. "Punkte hier oder da, Vorteil hier - wir fahren hier Rennen! Da würde es den Spaß daran nehmen, sich die Punkte dauernd anzusehen."
"Ich muss Sebastian gratulieren für seine Performance. Er hat hier von Anfang an dominiert", sagt Niki Lauda bei RTL. "Jetzt steht es 3:3, aber er hat mehr Punkte. Nach dem Training war klar, dass Ferrari hier das beste Auto hat. Hier war der Unterschied wesentlich größer, eine halbe Sekunde zwischen Mercedes und Ferrari - das ist das Alarmierende. Lewis ist natürlich nicht zufrieden damit. Aber die WM dauert noch lange, wir müssen jedoch darauf achten, dass wir unser Auto schnell hinbekommen."
Horner warnt Mercedes: Das ist wieder der 2013-Vettel!
Doch reicht das gegen diesen Vettel? Ein alter Weggefährte des Deutschen warnt Mercedes vor einem unaufhaltsamen Vettel. "Vettels Selbstvertrauen ist jetzt wie 2013. Es wird tough für Mercedes, ihn so zu schlagen", sagt Red Bulls Teamchef Christian Horner bei RTL.
Tatsächlich ist 2017 von dem Sebastian Vettel des Vorjahres nichts mehr zu spüren. Gerade in der zweiten Saisonhälfte wirkte der Deutsche 2016 frustriert, fehleranfällig. Ganz anders ein Jahr später. Mit einer regelrechten Waffe von Rennauto ausgestattet findet Vettel zurück zu alter, weltmeisterlicher Dauerform zu Beginn des Jahrzehnts.
Besonders gut zeigt sich dieser neue, alte Vettel zu Beginn des Monaco GP. Kein überhastetes Manöver gegen Kimi Räikkönen. "Eigentlich hatte ich am Start schon die Hoffnung vorbei zu kommen. Ich habe die ganze Nacht davon geträumt, wie", sagt Vettel zwar. "Aber Kimi hatte einen guten Start, da konnte ich nichts machen und musste mich einordnen. Dann musst du geduldig sein ...
Vettel schildert seine Fahrt zum Monaco-Sieg
Zunächst war jedoch lange Zeit nichts zu machen, die Ferrari zogen dem Feld sukzessive weg, eine Angriffschance auf Räikkönen bot sich Vettel im gesamten ersten Stint aber nicht. "Es gab eine Phase, in der wir beide weggezogen sind, ich hatte das Gefühl, dass ich noch etwas Luft hatte, ein bisschen schneller gehen konnte. Wir konnten aber schön die Lücke aufreißen zum Valtteri dahinter. Dann gab es aber eine schwierige Phase, die Reifen haben angefangen zu rutschen und Valtteri ist uns ganz schön nahe gekommen", schildert Vettel den Anfang dessen, was in seinem dritten Saisonsieg münden sollte.
Denn: "Dann ging ein Fenster auf, weil Valtteri an die Box ging und Kimi reagierte. Für mich war dann nur klar: Alles oder Nichts, alles in die Waagschale werfen! Ich wusste und hatte gespürt, dass ich schneller fahren kann. Wie viel ist schwer zu sagen, aber dass es so schnell ging in den zwei Runden ...", sagt Vettel. "Da habe ich irgendwie alles ausgeschaltet und versucht alles herauszuquetschen, nicht viel nachgedacht und möglichst fliegen lassen. Es war unglaublich, die zwei, drei Runden waren gut genug, um ganz vorne rauszukommen, was mich selbst überrascht hat."
Überglücklich sei er in diesem Moment gewesen. Danach sei alles entspannter gelaufen. "Mit dem zweiten Reifensatz lief es dann sofort richtig gut. Ich habe richtig gepusht und gedacht, dass ich das Rennen gewinnen kann", sagt Vettel. "Das Team hat heute echt einen super Job gemacht, vielen Dank."
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