Beim Saisonauftakt in Melbourne beschäftigen die Formel-1-Welt an diesem Wochenende viele offene Fragen. Eine davon ist, welcher der beiden Red-Bull-Piloten sich beim ersten Schlagabtausch 2017 um die Vormachtstellung im Team durchsetzen wird. Beim Duell zwischen Shooting Star Max Verstappen und Red-Bull-Routinier Daniel Ricciardo rechnen nicht wenige mit einem Mercedes-ähnlichen Super Gau. Verstappen hält die Spekulationen für völlig übertrieben.

"Das wird meiner Meinung nach alles ziemlich aufgeblasen. Ich denke darüber nicht einmal nach, um ehrlich zu sein", reagiert der junge Niederländer fast schon genervt auf die Frage nach einem möglichen Verhaltenskodex innerhalb des Teams. Bevor er sich damit beschäftigt, müssen erstmal gewisse Voraussetzungen gegeben sein: "Die Saison hat ja noch nicht einmal angefangen. Wir sollten erstmal konkurrenzfähig sein."

Bis dahin sind Überlegungen über eine deeskalierende Strategie für den Fall eines teaminternen Clashes sowohl bei ihm selbst als auch beim Team nicht an der Tagesordnung. "Ich stelle nur sicher, dass ich einen guten Job mache. Über derartige Abläufe haben wir noch nicht einmal gesprochen", fügt Verstappen an, der solche Statuten für den Kampf gegen den Teamkollegen ohnehin nicht für notwendig hält: "Ich denke, wir können da einander vertrauen. Wir sind glaube ich beide gute Racer."

Verstappen und Ricciardo kämpften 2016 hart aber fair, Foto: Sutton
Verstappen und Ricciardo kämpften 2016 hart aber fair, Foto: Sutton

Verstappen geht es nur ums Racing

Bei Red Bull gibt es also kein internes Regelwerk. Am sportlichen Regelwerk wurde für die neue Saison allerdings schon geschraubt. Nachdem Vettel, Räikkönen & Co. sich 2016 über Verstappens raue Gangart im Zweikampf beschwert hatten, wurde der Verhaltenskodex zunächst verschärft. Da die Regeln bei Fans und Fahrern nicht gut ankamen, wurde sie für die kommende Saison wieder gelockert. Manch einer könnte glauben, dass dies für Verstappen eine Genugtuung ist.

Als "gut" bewertet er die Lockerung der Regel auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com zwar, macht jedoch im selben Atemzug klar, dass es ihn der Name 'Verstappen-Regeln' nie in irgendeiner Weise persönlich getroffen hat: "Es hat mich sowieso nie wirklich gekümmert. Außerdem Stand es ja auch so nie im Regelwerk", stellt der 19-Jährige klar. Die Abschaffung der Regel ist aber dennoch in seinem Sinne: "Ich denke, sie sollten uns racen lassen. Darum geht es doch beim Racing. Das steckt doch schon im Wort, Racing."

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Mercedes immer noch vor Renault

Das neue Technische Regelwerk sollte eigentlich ebenfalls dafür sorgen, dass es mehr Racing in der Königklasse gibt - und zwar in der Form, dass die Gegner die Lücke zu den Mercedes-Dominatoren schließen. Verstappen hat vor dem ersten Saisonrennen aber nicht das Gefühl, dass das funktioniert hat. "Ich denke, dass es bei Regeländerungen in der Vergangenheit so war, dass die Motoren näher beieinander waren. Ein Team konnte so einen großen Sprung machen. Jetzt haben wir zwar auch Teams mit besseren Autos als letztes Jahr, aber die Motoren sind immer noch sehr unterschiedlich, was die Leistung angeht", zeigt er sich skeptisch.

Red Bulls Rückstand ist für ihn demnach auch auf die Power Units aus Frankreich zurückzuführen: "Ich würde sagen, wir liegen immer noch hinter Mercedes und Ferrari. Das kann man sehr deutlich sehen. Wir müssen also aufholen." Auf der Chassis-Seite gibt es bei Red Bull allerdings auch noch Arbeit. "Wir müssen uns definitiv noch verbessern, aber jeder will sich überall noch verbessern", fügt er an. Beim ersten Auftritt erhofft er sich zumindest schon einmal den ersten kleinen Sprung nach vorne. "Ich denke, wir müssen das Rennen hier erstmal abwarten. Es ist eine andere Strecke als Barcelona, also wird sich das Auto anders verhalten", so seine Hoffnung.