Während der Auto-Präsentation von Renault in London hatte ein kleiner Mann einen überraschend großen Auftritt. Plötzlich stieg Formel-1-Legende Alain Prost auf die Bühne. Der vierfache Weltmeister - bislang Renault-Markenbotschafter - wird ab sofort mehr ins operative Geschäft des Rennstalls aus Frankreich einbezogen. Ein großer Name, der die Erwartungshaltung des Herstellers weiter steigern dürfte.

In der Rolle des so genannten Special Advisor soll Prost künftig im F1-Geschäft mitmischen. Wenn auch eher im Hintergrund, wie der vierfache Weltmeister selbst sagte. Trotzdem gab Prost seinen Einstand mit markigen Worten. "Es ist wichtig, dass Renault wettbewerbsfähig ist und bald wieder gewinnen kann", sagte der Franzose auf der Bühne, direkt vor dem neuen R.S.17-Boliden, mit dem Renault den Anschluss finden will.

Klare Ansage

Gelb und neuerdings schwarz kommt der neue Rennwagen aus Enstone daher - ein aggressiver Auftritt des runderneuten Autos. Weniger aggressiv waren die Ziele, die sich Renault zur kommenden Saison 2017 gesetzt hat. Immerhin: Renault Sport-Präsident Jerome Stoll wurde konkreter als erwartet. "Unser Ziel ist Platz fünf in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft", sagte er. "Wir wollen bei der Performance und den Ergebnissen einen deutlichen und greifbaren Fortschritt erzielen."

Platz fünf ist nicht gerade eine Kampfansage an die Konkurrenz - jedoch eine ziemlich realistische Einschätzung. Mercedes, Red Bull, Ferrari und McLaren dürften - Stand heute - die Nase vorn haben. Klar ist aber, dass es nach der katastrophalen Rückkehr-Saison aufwärtsgehen muss bei Renault. 2018 soll der Großangriff erfolgen, 2017 sollten es aber doch bitte ein paar Highlights sein.

Mit dem R.S.17 will Renault den nächsten Fortschritt machen, Foto: Sutton
Mit dem R.S.17 will Renault den nächsten Fortschritt machen, Foto: Sutton

Hülkenberg: Sexy!

Mit Nico Hülkenberg hat Renault einen Fahrer verpflichtet, der durchaus in der Lage ist, Höhepunkte zu erreichen. Auch, wenn die hässliche Bilanz von 115 F1-Rennen ohne Podestplatz über ihm schwebt. Doch nie zuvor hatte er potenziell bessere Möglichkeiten, endlich an der Spitze mitzukämpfen. Von seinem neuen Arbeitsgerät war Hülkenberg erst einmal beeindruckt. "Der sieht sexy aus", fand der 29-Jährige. "Ich war beeindruckt, als ich ihn zum ersten Mal im Windkanal gesehen habe."

Von Hülkenberg wird nicht erwartet, ab dem ersten Rennen gegen die Großen zu kämpfen. Dennoch soll er mit all seiner Erfahrung eine Führungsrolle innerhalb des Teams übernehmen. Teamkollege Jolyon Palmer sollte er im Griff haben. Auch Hülkenberg wusste, wie schwierig es Renault nach dem Einstieg in einer wahren Nacht-und-Nebel-Aktion hatte. "Natürlich kommt 2017 nach dem Aufbaujahr 2016, als es in vielen Bereichen Verbesserungen für die Zukunft gab", sagte er während des Launch.

Der neue Renault kommt breit wie nie daher, Foto: Sutton
Der neue Renault kommt breit wie nie daher, Foto: Sutton

Ein Fortschritt nach dem anderen

Hülkenberg weiter: "Das Ziel lautet, im Verlauf der Saison weiter ins Mittelfeld vorzustoßen und für einen weiteren Fortschritt 2018 bereit zu sein." Langfristig kann es sich Renault nicht mehr erlauben, kleine Brötchen zu backen. Ein Hersteller ist zum Erfolg verpflichtet - oder er schmeißt hin. "Für mich ist das eine tolle Gelegenheit, denn ich möchte um Weltmeisterschaften und Siege kämpfen", sagte Hülkenberg. "Renault hat die gleichen Ambitionen wie ich, deshalb ist es auf beiden Seiten eine großartige Möglichkeit."

Ob Punkte oder Podium: Von Hülkenberg wird erwartet, dass er abliefert - und zwar sofort. Soll Platz fünf das Ziel sein, muss er regelmäßig in die Top-10 fahren. "Wir erwarten, dass er ab Tag eins abliefert", sagte Managing Director Cyril Abiteboul. "Wir sind zuversichtlich, dass das auch der Fall sein wird. Um Fünfter in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft zu werden, müssen wir konstant Punkte einfahren. Das ist das Ziel insgesamt für das Team und individuell für unsere Fahrer. 2017 wird die zweite Saison unseres Langzeitplans. Wir erwarten keine Wunder über Nacht, aber es ist klar, wo wir ultimativ hinkommen wollen."

Was können Hülkenberg und Palmer in der Saison 2017 erreichen?, Foto: Sutton
Was können Hülkenberg und Palmer in der Saison 2017 erreichen?, Foto: Sutton

Strategie: Siegerteam

Dafür hat Renault tief in die Taschen gegriffen. Die Fabriken in Enstone sowie in Viry-Chatillon wurden massiv aufgerüstet. Laut Abiteboul habe Renault genauso viel invstiert wie die Top-Teams. "Und in manchen Bereichen haben wir nicht nur aufgeholt, sondern führen sogar schon", sagte er vollmundig.

Das wird auch Prost gern hören, der selber mit Renault keinen Titel holen konnte. Klappt es diesmal? "Zusammen mit Jerome Stoll und Cyril Abiteboul wird es wichtig sein, dem Team guten Input zu geben und die beste Strategie zu finden, damit wir zu einem Siegerteam werden", sagte er. Da waren sie doch wieder, die großen Worte.