Mercedes' Suche nach einem geeigneten Nachfolger für Nico Rosberg bringt teilweise absurde Situationen hervor. Die ganzen lustigen Bewerbungen mal ausgeklammert, sorgte der Name Fernando Alonso zuletzt für Heiterkeit. Nicht, weil er sich besonders kreativ beworben hatte, sondern weil er sich angeblich gar nicht für den vakanten Sitz interessiere.

Alonso, so versicherte er diese Woche beim Werksbesuch in Woking, habe nur ein Ziel: Weltmeister mit McLaren zu werden. Flavio Briatore, der noch immer im Hintergrund die Geschicke des Spaniers lenkt, sagte zuletzt, dass sein Schützling überhaupt nicht zu haben sei - schließlich hat er noch einen McLaren-Vertrag bis einschließlich 2017. Briatore beschwerte sich sogar nach dem Motto: 'Warum wird immer Alonso in den Raum geworfen?'

Um Briatores Frage zu beantworten, sollte er sich nicht mehr erinnern können: Briatore selbst war einer der ersten, die Toto Wolff nach dem Bekanntwerden von Rosbergs Rücktritt kontaktiert haben. Er wollte alle Hebel in Bewegung setzen, um Alonso das Mercedes-Cockpit zu ermöglichen.

Dass das nur von Briatore ausging, ist eher unwahrscheinlich. Auch Alonso selbst würde 2017 liebend gerne im Silberpfeil sitzen - dafür lege ich meine Hand in die Brennkammern der Mercedes Power Unit. Alonso will gewinnen, nichts anderes. Der Mythos eines Teams gibt ihm - spätestens seit Ferrari - überhaupt nichts mehr.

Alonso kassiert Abfuhr von Mercedes

Das Problem ist nur: Alonso wäre gerne zu Mercedes und hat es auch versucht. Blöd nur: McLaren will ihn nicht einfach hergeben und Mercedes will ihn nicht so sehr, wie Alonso sich das wünschen würde. Von den fahrerischen Qualitäten braucht der Spanier niemanden zu überzeugen, aber in Kombination mit Lewis Hamilton könnte es interessant werden.

Als Hamilton und Alonso 2007 gemeinsam bei McLaren fuhren, endete das im Abgang des Spaniers nach nur einer Saison und im größten Technik-Skandal, den die Formel 1 je gesehen hat - und der daraus resultierenden höchsten Geldstrafe, die es in der Formel 1 je gab. 100 Millionen Euro kostete Alonsos Erpressung Mercedes - das vergisst man nicht. Zumindest nicht der Daimler-Vorstand, den Toto Wolff bei der Entscheidung gerne an Bord hätte.

Auch blöd, dass so etwas nicht geheim bleibt. Also mussten Briatore und Alonso nun gegensteuern. Um selbst nicht blöd dazustehen und um McLaren zu besänftigen, haben Briatore und Alonso jetzt so getan, als wäre nie etwas gewesen. Ich kaufe den beiden das nicht ab - McLaren wohl auch nicht, sonst hätte man diese Statements nicht selbst veröffentlicht. Aber McLaren braucht Alonso.