Der große Coup für Red Bull blieb am Ende aus. Im Qualifying für den US GP in Austin blieb Mercedes unerreichbar, mehr als eine halbe Sekunde fehlte am Ende auf Polesetter Lewis Hamilton. Erfreulich aus Sicht der Österreicher war jedoch der Abstand auf Ferrari, der sich in ähnlicher Größenordnung bewegte. Ein Kampf um den Status als zweite Kraft existierte nicht. Geschlossen kam Red Bull in Reihe zwei und war der Scuderia damit haushoch überlegen.

Intern hatte Daniel Ricciardo gegenüber Max Verstappen die Nase vorne. Etwa zweieinhalb Zehntelsekunden umrundete der Australier den Kurs in Texas schneller als sein junger Teamkollege. "Ich bin glücklich mit dem Qualifying. Es war so ziemlich das Beste, was wir heute herausholen konnten. Wir haben gute Fortschritte erzielt und sind immer schneller und schneller geworden", fasste Ricciardo zusammen. Verstappen musste sich im Red-Bull-Duell dagegen geschlagen geben. "Der erste Versuch in Q3 lief gut, darauf konnte ich aufbauen. Auch die zweite Runde verlief gut, bis ich in der letzten Kurve Übersteuern hatte und viel Zeit verloren habe", erklärt Verstappen.

Obwohl der Rückstand auf Mercedes groß war, richtet sich der Blick bei Red Bull nach vorne. Am Sonntag soll auch nach den starken Eindrücken in den Longruns am Freitag der Angriff auf Mercedes gestartet werden. "Sie können ja nicht den Quali-Modus fahren. Daher muss man dann schauen, wie sich das ausgeht. Wir werden auf jeden Fall Druck ausüben und das bewehrt sich ja, wie man gesehen hat", kündigte Dr. Helmut Marko im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com an.

Red Bull schielt auf den Sieg in Austin, Foto: Sutton
Red Bull schielt auf den Sieg in Austin, Foto: Sutton

Red Bull splittet die Strategie

Dafür spielen die Bullen auch die taktische Karte aus. Im zweiten Abschnitt der Qualifikation, wo die Entscheidung getroffen wird, mit welchen Reifen man den Rennstart absolviert, teilte Red Bull die Strategien auf. Max Verstappen qualifizierte sich mit den gelben Softs für Q3, Ricciardo dagegen wählte die superweichen Reifen. Mercedes entschied sich ebenfalls für die mittlere Mischung, wodurch Ricciardo im ersten Stint einen eigenen Weg geht.

"Ich starte auf den Supersofts, die Jungs um mich herum sind auf den Softs. Ich hoffe, das zahlt sich für mich aus", so Ricciardo. Gerade am Start sollten die weicheren Reifen extra Grip bieten. Zudem fährt Ricciardo von der sauberen Seite los. Nachteil: er muss dadurch deutlich früher an die Box kommen. "Die Supersofts haben nicht die Reichweite, wie die Softs. Daher muss ich versuchen, zumindest eine Handvoll Runden hinzukriegen. Aber idealerweise bringt es mich am Start in eine bessere Position und ich kann in der Folge mein eigenes Tempo fahren, statt im Verkehr zu sein", peilt der Australier ganz klar die Führung nach den ersten Kurven an.

Verstappen dagegen ist auf derselben Strategie wie die beiden Mercedes in Reihe eins unterwegs. Die Entscheidung habe er nach dem dritten Training getroffen. "Es kommt darauf an, womit man sich wohlfühlt. Und nach dem dritten Training habe ich zusammen mit dem Team gesagt, dass es besser wäre, auf Softs zu starten. Mercedes hat dasselbe getan, daher wird es morgen interessant sein zu sehen, wo die Unterschiede in der Strategie liegen", blickt der Teenager voraus. Für Red Bull bedeutet das vor allem mehr Flexibilität und Handlungsspielraum.

Dabei seien die Fahrer in ihrer Entscheidung absolut frei gewesen, wie Helmut Marko betont. Hätten sich beide für dieselbe Vorgehensweise entschieden, hätte man das auch akzeptiert. "Das wäre auch in Ordnung gewesen, aber so ist es uns lieber", stellt er klar. Somit kann der Druck auf Mercedes aufrecht erhalten werden. Eine Rücksichtnahme aufgrund des immer noch laufenden WM-Kampfes brauchen Nico Rosberg und Lewis Hamilton nicht zu erwarten. "Das interessiert uns überhaupt nicht. Wir fahren unser Rennen und wollen das bestmögliche Ergebnis holen", erklärt Marko die Prioritäten.

Ferrari war am Samstag kein Gegner für Red Bull, Foto: Sutton
Ferrari war am Samstag kein Gegner für Red Bull, Foto: Sutton

Ferrari fest im Griff

Noch vor zwei Wochen in Suzuka sah sich Red Bull starken Ferraris gegenüber gestellt, am Ende hatte Verstappen seinen zweiten Platz auch der mangelhaften Strategie der Scuderia zu verdanken. Nun scheinen die Roten keine Gefahr zu sein. Ein Umstand, für den Verstappen keine Erklärung hat. "Unser Auto hat einfach gut funktioniert. Das ist ein Kompliment für uns. Ich weiß nicht, was bei Ferrari schiefgelaufen ist", so der 19-Jährige. Ein bisschen mehr Licht ins Dunkle bringt Helmut Marko. "In Suzuka dominieren die Geraden mehr als hier und unser Auto wird einfach besser und besser", so Marko im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.