Was war es für ein Fest in Monza! Ein rotes Meer an Tifosi und ein strahlender Sebastian Vettel am Podium. Doch mit dem Ende der Europasaison, sind auch bereits zwei Drittel der Saison vorüber. Sieben Rennen stehen noch am Plan. Nächster Stopp: Singapur. Doch die Ausbeute für Ferrari lässt bisher zu wünschen übrig: Kein Sieg, zehn Podien. Dabei wollten die Roten mit dem SF16-H in diesem Jahr endlich auf Augenhöhe mit Mercedes fahren.
Eine Pleiten-, Pech- und Pannen-Saison für Rot
Nach drei Siegen im Vorjahr ging Ferrari mit großer Erwartungshaltung in die neue Saison. "Unser Ziel ist es natürlich besser als letztes Jahr zu sein", erklärte ein ambitionierter Sebastian Vettel bei den Testfahrten vor Saisonstart. "Wir haben ein gutes Gefühl und haben über den Winter gute Fortschritte gemacht", bestätigte auch Kimi Räikkönen in Barcelona. Und die Premieren-Ausfahrt des SF16-H machte Hoffnung: Die Tests liefen erfolgreich.
Die ersten Probleme begannen jedoch bereits beim Saisonauftakt in Melbourne. Während Vettel in Australien zwar um den Sieg kämpfen konnte, musste Kimi Räikkönen das Rennen aufgrund eines Motorschadens aufgeben. "Ja, wir haben verloren", zeigte sich Teamchef Maurizio Arrivabene nach Melbourne gedrückt. Danach begann auch für Vettel eine wahre Serie von Pleiten, Pech und Pannen: Motorschaden in Bahrain, Startkollision in China, Strategiefehler in Barcelona und ein weiterer Crash in den Anfangsminuten in Russland mit Torpedo Daniil Kvyat.
Die Szene im Video:
Einzig in Kanada hatte Ferrari die Pace um erneut Mercedes ärgern, bevor an den folgenden Rennwochenenden die Pleiteserie fortsetzte: Strafversetzungen aufgrund von Getriebewechseln, Reifenplatzer in Österreich und in Hockenheim offiziell nur noch die zweite Kraft hinter den Silberpfeilen. Zur Sommerpause hatte die Scuderia weder einen Sieg eingefahren, noch Platz zwei hinter Mercedes verteidigen können - Red Bull war in der Kontrukteurswertung nach vorne gerutscht.
"Wir sind hier, um Rennen zu fahren und versuchen in jedem Rennen die maximalen Punkte zu machen. Das beinhaltet auch, dass wir die Meisterschaft vor Red Bull beenden wollen. Die letzten Rennen waren hart für uns und besser für sie", erklärte Vettel in Deutschland. "Es ist nicht so einfach, die Dinge über Nacht zu ändern, aber es gibt einen Plan und die zweite Saisonhälfte sollte stärker werden."
Sommerpause bringt Aufschwung
Gestärkt von der Sommerpause konnte man in Belgien wieder erste Erfolge feiern. Beim Qualifying fand der rote Renner zurück zu alter Stärke: Vettel und Räikkönen reihten sich auf Platz drei und vier ein, die Pace machte Hoffnung.
Der Rückschlag folgte dann aber beim Start: Kollision in der ersten Kurve mit Max Verstappen. Zwar fanden beide Ferraris ins Ziel, doch ein Platz am Podium blieb aus. Dafür tankte man aber Zuversicht: "Wir können erhobenen Hauptes die Strecke hier verlassen. Natürlich nicht, was das Ergebnis angeht, aber der Speed ist da und das Auto ist schnell. Wir konnten einen Schritt nach vorne machen", so Vettel in Spa.
Erster Abgang: Trennung von Technikchef Allison
Ferrari-Präsident Sergio Marchionne sah das jedoch anders. Er fand deutliche Worte: "Jeder, der keine Leistung bringt, sollte das Team verlassen. Diese Regel gilt für alle - mich eingeschlossen. Wir sind dazu verpflichtet, die Ziele zu erreichen, die wir uns gesetzt haben."
Erste Umstrukturierungsmaßnahmen wurden in dieser Saison auch bereits getroffen: Nach wochenlangen Spekulationen um den Technischen Direktor des Teams, James Allison, wurde vor dem Großen Preis von Deutschland die Trennung von ihm bekanntgegeben. Nach drei Jahren war Schluss für den Briten. "Während der Jahre bei Ferrari zu unterschiedlichen Zeitpunkten und in verschiedenen Rollen habe ich den Wert dieses Teams schätzen gelernt", sagte Allison zu seinem Abschied.
Teamchef Maurizio Arrivabene sagte damals: "Das Team möchte James für seine Hingabe und Aufopferung während der gemeinsamen Zeit danken." Sein Nachfolger ist der langjährige Ferrari-Ingenieur Mattia Binotto, seit 1995 in Maranello beschäftigt.
Die Angstprognose: Eine sieglose Saison für die Scuderia
Zwar stehen in diesem Jahr noch sieben Rennen im Kalender, doch in der Scuderia beginnt bereits das Zittern. Droht erneut eine Saison ohne Siege? Das wäre eine Katastrophe für die stolzen Italiener. Seit 1950 gab es für Ferrari nur 13 Saisons ohne Sieg, zuletzt 2014. Was damals folgte war eine große Umstrukturierung 2015 inklusive der Verpflichtung von Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel, der die Scuderia wieder zurück auf WM-Kurs bringen sollte. Und der erste Eindruck sollte dies bestätigen: Drei Siege in der letzten Saison - aber wo bleiben die Erfolge in diesem Jahr?
Ferrari wieder auf Spur
Doch noch hat die Scuderia nicht aufgegeben. Ganz im Gegenteil. Am vergangenen Wochenende in Monza präsentierte sich Ferrari wieder konkurrenzfähiger. Der Abstand zu Mercedes war kleiner, und die zweite Kraft hinter Silber war Rot. Die Ausbeute: Platz vier für Kimi Räikkönen sowie Rang drei, und damit eine Party am Podium, für Sebastian Vettel. "Es ist ein perfektes Ergebnis für uns, denn das ganze Wochenende war sehr gut", erklärte Vettel danach. "Monza kam zum richtigen Zeitpunkt und gibt uns hoffentlich nun den richtigen Speed und Boost für die nächsten Rennen."
Und auch Teamchef Maurizio Arrivabene glaubt daran, den Aufwärtstrend in der verbleibenden Rennen fortführen zu können. "Jetzt kommen die letzten Rennen und wir denken, dass es besser laufen wird. Die Stimmung im Team ist absolut positiv", versichert er. "Wir müssen einfach weiter unser Bestes geben und dann bin ich sicher, dass wir auf dem Podium sein werden", ergänzt Räikkönen.
Singapur, wir kommen!
Weiter geht es für die Scuderia in Singapur: Und dieses Rennen liegt vor allem Sebastian Vettel. Nicht nur, dass er am Marina Bay Circuit im letzten Jahr den dritten Sieg für die Scuderia feierte, nein, es ist auch eine seiner Lieblingsstrecken. 2011, 2012, 2013 und 2015 siegte er auf dem Stadtkurs, damit war kein Pilot dort bisher erfolgreicher als er. Zudem hat die Scuderia auch in Malaysia Top-Chancen, dem Ort von Vettels erstem roten Sieg. Die Hoffnung ist da, damit 2015 sich nicht in die Reihe der sieglosen Ferrari-Jahre einreiht.
"Wir müssen die Saison jetzt mit Stil und Klasse abschließen. Jeder setzt jetzt auf 2017, aber ich hoffe, dass wir die aktuelle Saison erst einmal ordentlich beenden", sagt auch Big Boss Marchionne. Auch die treuen Scuderia-Anhänger hätten das verdient: "Wir würden unseren Fans so gerne mehr geben - und wir werden ihnen mehr geben", verspricht Teamchef Arrivabene.
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