Jetzt also doch: Ferrari und James Allison gehen ab sofort getrennte Wege! Das Team gab am Mittwochvormittag die Trennung von seinem ehemaligen Technikchef bekannt. Beide Parteien hätten sich gemeinsam zu diesem Schritt entschieden, hieß es im offiziellen Statement der Scuderia. In den vergangenen Wochen gab es immer wieder Spekulationen über einen möglich Rücktritt oder Rauswurf Allisons.

Sein Nachfolger als Technikchef wird der langjährige Ferrari-Ingenieur Mattia Binotto, seit 1995 in Maranello beschäftigt. Er kann sich direkt am kommenden Wochenende beweisen. Vor der Sommerpause gastiert die Formel 1 auf dem Hockenheimring zum Deutschland Grand Prix. Allison war zuletzt nicht mehr mit dem Team an die Strecke gereist.

Mit dem Präsident überworfen?

Genaue Gründe über die Trennung wollte das Team nicht kommentieren. Angeblich habe sich Allison mit Ferrari-Präsident Sergio Marchionne überworfen, hieß es zuletzt in italienischen Medien. Ein möglicher Grund könnte auch der Tod von Allisons Frau sein, nach dem er sich vermehrt um seine drei gemeinsamen Kinder gekümmert hatte. Sicherlich könnte auch der mangelnde sportliche Erfolg angesichts der enormen Erwartungshaltung ein Grund sein.

"Während der Jahre bei Ferrari zu unterschiedlichen Zeitpunkten und in verschiedenen Rollen habe ich den Wert dieses Teams schätzen gelernt", sagte Allison nach seinem Abschied. "Auch den der Männer und Frauen, die Teil davon sind. Ich möchte ihnen allen danken für die professionelle und menschliche Erfahrung, die wir miteinander geteilt haben. Ich wünsche allen eine glückliche Zukunft mit viel Erfolg."

Das sagt der Teamchef

Drei Jahre lang arbeitete Allison zuletzt für Ferrari, nachdem er 2013 von Renault zurückgekehrt war. Teamchef Maurizio Arrivabene sagte zum Abschied: "Das Team möchte James für seine Hingabe und Aufopferung während der gemeinsamen Zeit danken. Wir wünschen ihm bei seinen künftigen Unternehmungen Erfolg und Gelassenheit."

In den letzten Wochen hatte sich Ferrari mit großer Vehemenz gegen Gerüchte über eine mögliche Trennung von Allison gewehrt. Teamchef Arrivabene fand die Medienberichte unverschämt. Am vergangenen Wochenende in Ungarn sagte auch Vettel zu Pressevertretern: "Ich wüsste es, wenn er geht. Wenn wir das so lesen, was geschrieben wird, können wir nur darüber lachen. Vielleicht wisst ihr ja mehr, wir sollten aber mehr wissen..."

Vermutlich wird Allison in dieser Saison seine Arbeit nicht bei einem anderen Team fortsetzen. Die meisten Top-Ingenieure müssen eine bestimmte ‚Gardening Leave´-Zeit - also eine Auszeit - nehmen, bevor sie bei einem neuen Team anheuern dürfen. Stichwort: Technologietransfer. Vermutlich wird sich Allison nun erst einmal um seine privaten Angelegenheiten kümmern.

Kehrt Allison zurück zu Rennault?, Foto: Sutton
Kehrt Allison zurück zu Rennault?, Foto: Sutton

Gut möglich aber, dass er für 2017 an eine Stätte des Erfolges zurückkehrt. Renault ist noch immer auf der Suche nach technischen Hochkarätern. Allison steht auf der Wunschliste ganz oben. Er kennt Enstone bestens, begann dort bei Benetton 1990 seine Formel-1-Karriere. Nach zwei Jahren Pause 1992 und 1993, die er als Aerodynamik-Chef bei Larrousse verbrachte, kehrte er zu Benetton zurück.

Dort arbeitete er bis 1999, ehe seine erste Amtszeit bei Ferrari in Maranello begann. 2005 kehrte er nach Enstone zurück. Inzwischen hatte Renault das Team übernommen. Auch als Renault werksseitig ausstieg, blieb Allison in Enstone bei Lotus. Erst 2013 kam er als Technischer Direktor zu Ferrari zurück.