Lewis Hamilton gegen Fernando Alonso: Das war das vielleicht härteste Teamduell der Formel-1-Neuzeit. Die Rivalität dauerte nur ein Jahr, gipfelte aber in Intrigen, die McLaren am Ende Weltmeisterschaften und 100 Millionen Dollar kostete. Alonso verließ daraufhin das Team nach nur einer Saison wieder in Richtung Renault.

Die Freundschaft zwischen Ron Dennis und Fernando Alonso hielt nicht lange, Foto: Sutton
Die Freundschaft zwischen Ron Dennis und Fernando Alonso hielt nicht lange, Foto: Sutton

Alonso kam 2007 als Doppelweltmeister von Renault zu McLaren, Hamilton als Formel-1-Neuling. Im schnellsten Auto hätte der dritte Weltmeistertitel für Alonso eigentlich Formsache sein sollen, aber Hamilton - Ziehsohn von McLaren-Boss Ron Dennis - freundete sich nicht mit dem Nummer zwei Status an.

Dass sich die McLaren-Piloten gegenseitig Punkte wegnahmen und Kimi Räikkönen am Ende der lachende Dritte war, ist fast eine Randnotiz. Die persönliche Abneigung ging so weit, dass Alonso sein eigenes Team im Spionage-Skandal anschwärzte und Alonso Hamilton im Qualifying mutwillig die Runde zerstörte.

"Lewis war ein sehr einzigartiger Fall 2007", reflektiert Fernando Alonso im Jahr 2016 im Interview mit Motorsport-Magazin.com. "Ich hatte Nelsinho [Nelson Piquet Jr] als Teamkollegen, ich hatte Felipe [Massa] - der Mitten im Ferrari-Krieg war, als ich gekommen bin -, ich hatte Kimi [Räikkönen] - den letzten Ferrari-Weltmeister... Ich hatte viele Teamkollegen mit unterschiedlicher Erfahrung, Vergangenheiten und Integration im Team. Mit allen war es fantastisch, aber 2007 war es einzigartig."

Alonso:Jetzt haben wir Respekt füreinander

Fernando Alonso und Lewis Hamilton verstehen sich inzwischen prächtig, Foto: Sutton
Fernando Alonso und Lewis Hamilton verstehen sich inzwischen prächtig, Foto: Sutton

"Ich glaube, heute wäre es anders. Ich bin erwachsener und er auch", sagt Alonso nachdenklich. "Die Teams sind heute besser vorbereitet auf all diese Situationen. Auch wegen der Erfahrungen in der Vergangenheit, glaube ich, dass sich die Teams jetzt mehr um die Fahrer kümmern."

Alonso weiter: "Wenn ich eines Tages Lewis wieder als Teamkollegen hätte, wäre es ganz anders. Wir haben gelernt und wir sind jetzt andere Menschen. Der Stress zu gewinnen, das Verlangen, den anderen zu besiegen, sind jetzt anders. Wir respektieren uns gegenseitig sehr, die Leute respektieren uns sehr - und wir werden so schnell wie möglich fahren. Aber mit einem anderen Respekt. Wahrscheinlich würden wir nicht zu viel miteinander sprechen."

Fernando Alonso stellt sich den Fragen von Motorsport-Magazin.com-Redakteur Christian Menath, Foto: McLaren
Fernando Alonso stellt sich den Fragen von Motorsport-Magazin.com-Redakteur Christian Menath, Foto: McLaren

Dass es zu einer Reunion diese Fahrerpaarung kommt, ist unwahrscheinlich. Lewis Hamilton steht bis einschließlich 2018 bei Mercedes unter Vertrag, Fernando Alonso bis 2017 bei McLaren. Nico Rosberg blockiert das zweite Mercedes-Cockpit bis ebenfalls 2018. Der Traum aber lebt. "Ich glaube, dass es jeder lieben würde, wenn das Team konkurrenzfähig wäre", sagt Alonso.

Völlig abnormal ist eine schwierige Beziehung mit dem Teamkollegen aber nicht. "Es wird immer Stress innerhalb des Teams geben, weil zwei Fahrer um die Weltmeisterschaft kämpfen", gibt der zweimalige Weltmeister zu Bedenken.

"Nico [Rosberg] und Lewis [Hamilton] hatten eine Beziehung bis vor drei Jahren und sie hatten eine andere Beziehung in den letzten drei Jahren. Sie waren Freunde, sie haben zusammen geschlafen, sie sind zusammen Essen gegangen, haben gemeinsam Urlaub gemacht... Von Go-Kart-Zeiten bis 2013. Von 2014 bis 2016 haben sie manchmal nicht einmal miteinander gesprochen. Bei der Fahrerparade sind sie manchmal komplett auseinander. Das ist in diesem Sport normal, wenn du um die Weltmeisterschaft kämpfst."

Vandoorne der neue Hamilton?

Wird Stoffel Vandoorne für Fernando Alonso der nächste Lewis Hamilton?, Foto: Sutton
Wird Stoffel Vandoorne für Fernando Alonso der nächste Lewis Hamilton?, Foto: Sutton

Möglicherweise steht Fernando Alonso in der kommenden Saison vor einer ähnlichen Herausforderung wie 2007. Die Wahrscheinlichkeit, dass Stoffel Vandoorne Jenson Button bei McLaren beerben wird, ist hoch. Der Belgier wird seit längerer Zeit von McLaren unterstützt und fährt in diesem Jahr mit Honda in der Super Formula, um Rennpraxis zu sammeln. Als amtierender Champion darf er nicht in der GP2 starten.

Eine Wiederholung von 2007 fürchtet Alonso aber nicht: "Lewis wurde von McLaren geschützt, er war seit jungen Jahren Teil des Programms. Wir hatten ein sehr konkurrenzfähiges Auto und er kämpfte sofort mit um die Weltmeisterschaft, als es niemand erwartet hatte. Und er war britisch. Stoffel ist nicht britisch. Das ist ein ausreichender Unterschied."

Das gesamte Interview mit Fernando Alonso lesen Sie in der Print-Ausgabe von Motorsport-Magazin.com. Die 50. Ausgabe ist seit 18.08.2016 im gut sortierten Zeitschriftenhandeln erhältlich.