Schockmoment in der ersten Runde des Spanien Grand Prix: Die Favoriten Lewis Hamilton und Nico Rosberg scheiden nach einer teaminternen Kollision beide aus. Motorsport-Magazin.com hat die wichtigsten Aussagen aus dem Fahrerlager in Barcelona zusammengestellt.

Lewis Hamilton: Es tut mir nur sehr leid für das Team, das war das erste, woran ich gedacht habe. Deshalb habe ich mich auch entschuldigt, weil wir null statt 43 Punkte geholt haben und nur die beiden Fahrer heute etwas dafür können. Es war fast, wie wenn man am Ende einer langen Gerade mit DRS mit Geschwindigkeitsüberschuss auf jemanden aufläuft. Nicht ganz, denn da sind es teilweise bis zu 25 Stundenkilometer, hier war es etwas weniger.

Nico Rosberg: Ich hatte einen großartigen Start und freute mich sehr, als ich Lewis in Kurve eins außenherum überholte. Zu diesem Zeitpunkt war es mein Rennen. Als ich aus Kurve drei herausfuhr, merkte ich, dass mir Leistung fehlte. Der Grund dafür war eine falsche Einstellung. Der Schalter für den Motor-Modus war nicht in der richtigen Stellung. Da Lewis aufschloss, entschied ich mich, so schnell wie möglich deutlich nach rechts zu ziehen. So wollte ich die Tür schließen und ihm zeigen, dass dies keine Option darstellte. Ich war sehr überrascht, dass Lewis es trotzdem innen versuchte. Im nächsten Moment standen wir im Kiesbett.

Niki Lauda, Mercedes-Aufsichtsratsvorsitzender: Für mich ist das inakzeptabel. So kann man nicht fahren. Die Schuld liegt klar bei Lewis. Der Versuch, dort nach vorne zu fahren, war völlig sinnlos. Lewis hat sich jedoch sofort entschuldigt und alles auf sich genommen. Das ist für mich in Ordnung. Wenn jemand etwas einsieht, dann kann man auch wieder in die Zukunft schauen.

Toto Wolff, Mercedes-Motorsportchef: Nico hatte das falsche Motor-Setting, deswegen hat er Power verloren. Er hatte nicht so viel Energie wie Lewis zu Verfügung. Das erklärt, warum alles so schnell ablief - es gab solch eine Diskepranz zwischen den Geschwindigkeiten. Sie mussten sich innerhalb des Bruchteils einer Sekunde entscheiden. Das endete im Zusammenstoß. Nico hat, so wie es aussah, die Innenseite in einem sauberen Manöver abgedeckt. Lewis hat sich dazu entschlossen, diese Seite zu nehmen, kam aufs Gras und verlor das Auto. Ich würde sagen, das war ein sehr unglücklicher Rennzwischenfall bedingt durch die Umstände. Es ist wirklich schwierig, das zu beurteilen. Lewis hat sich für den Zwischenfall entschuldigt. Beide waren von der ganzen Situation natürlich sehr enttäuscht und dass sie das Team fallengelassen haben. Was jetzt zählt, ist, wie wir da jetzt als Team wieder rauskommen.

Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender Daimler AG:Wir lassen beide frei gegeneinander fahren, aber jetzt ist etwas passiert. Wir müssen schauen, was passiert ist, und dann werden wir darüber reden.

Nico Hülkenberg, Force India: Ich habe nur Staub gesehen, fliegende Teile und viel Gras. Dann habe ich mich gefreut, zwei Positionen gut gemacht zu haben und war mehr mit mir beschäftigt.

Christian Danner, Motorsport-Magazin.com-Experte: Wenn dich der andere da versucht zu überholen, wo es nicht geht, hat er Pech gehabt. Das hat der Hamilton jetzt gelernt. Das ist nicht mehr derselbe Rosberg vom letzten oder vorletzten Jahr, das ist ein anderer. Lewis hat den Fehler gemacht und den Start wieder mal verloren. Wenn er dann mit seiner Harakiri-Aktion versucht, den anderen zu kriegen, hat er halt Pech gehabt. Ich fand das von Rosberg genau richtig. Ich glaube, das musst du als Rennzwischenfall einstufen, die schieben da keine Kinderwägen rum. Das sind Rennautos, das sind harte Jungs und die sollen da auch hart fahren.

Gerhard Berger: Da muss man den Lewis in die Pflicht nehmen. Wenn man den Start gewinnt und das Rennen anführt, hat man das Recht, sich seine Position auszusuchen – und die ist natürlich innen, wie immer. Der Hinterherfahrende, auch wenn er mit Überschuss ankommt, muss also entweder die Außenposition nehmen oder bremsen. Auf dem Gras geht´s nicht. Man muss aber sagen: Wenn man zwei gleichwertige Fahrer hat, dann passieren solche Sachen. Ich finde das jetzt nicht so schlimm. Mit Blick auf die Weltmeisterschaft ist das auch keine große Sache.

Das sagt die Motorsport-Magazin.com-Redaktion zum Mercedes-Crash:

Chris Lugert: Nun ist es also doch passiert. Hamilton und Rosberg sind sich gegenseitig mal so richtig ins Auto gefahren. Folge: Doppelausfall! In diesem Moment war Hamilton vermutlich von den Emotionen geleitet, nachdem Rosberg ihn am Start schon wieder geschnappt hat. Er sah seine Chance zu kontern, wollte vielleicht auch ein Zeichen setzen. Doch Rosberg hat im Gegensatz zu früher nicht brav Platz gemacht, sondern reingehalten. Der amtierende Weltmeister aber wollte nicht zurückstecken, begab sich Offroad, verlor das Auto und räumte Rosberg mit ab. So etwas passiert im Motorsport, das Adrenalin der letzten Wochen hat sich bei Hamilton entladen. Rennunfall, Mund abputzen und weitermachen!

Philipp Schajer: Es war nur eine Frage der Zeit, bis es zwischen Hamilton und Rosberg wieder krachen würde. Zwei Fahrer in einem dermaßen überlegenen Auto, deren einziges Ziel die Weltmeisterschaft ist, das kann auf Dauer nicht gut gehen. Ich sehe den Zwischenfall allerdings als Rennunfall, an dem Hamilton zwar die Hauptschuld trägt, ihm aber keine böse Absicht zu unterstellen ist. Dass das schon seit längerer Zeit angespannt Verhältnis zwischen Hamilton und Rosberg durch die Kollision nicht besser werden wird, liegt auf der Hand. Nun ist wieder einmal die Teamführung gefragt, die richtigen Worte und Maßnahmen zu finden, um die Gemüter zu beruhigen. Nach dem Spa-Crash vor zwei Jahren sollte man diesbezüglich ja schon Erfahrung haben.

Jonas Fehling: Lange war es ruhig, jetzt hat es wieder einmal geknallt zwischen Rosberg und Hamilton. Rennunfälle passieren eben auch zwischen Teamkollegen - siehe Vettel/Räikkönen in China. Klar, ist das dann ein großes Thema. Aber längst kein Skandal. Schon gar nicht wie damals in Spa. Immerhin ist der WM-Kampf ja noch nicht auf der Zielgeraden. Die Schuld? Ja, ich sage Rennunfall. Aber im Sinn von 'kann passieren'. Denn Lewis ist meiner Meinung nach schon klar als Verantwortlicher auszumachen.