Von wegen Prozession in Barcelona: Der Spanien GP nimmt früh Fahrt auf. Am Start geht Nico Rosberg an Lewis Hamilton vorbei, der Zweikampf geht weiter bis in Kurve drei - und endet dort für beide im Kiesbett. Was ist passiert?
Hamilton fährt Kurve eins auf der Rennlinie an, während Rosberg das Überholmanöver vollstrecken muss. Entsprechend kommt Hamilton besser aus Kurve zwei raus und fährt auch die langgezogene Rechtskurve darauf besser an. Rosberg zahlt für sein Überholmanöver noch bis zum Ausgang von Kurve drei.
Dann macht Rosberg die Tür innen zu, Hamilton will sich trotzdem innen vorbei bremsen. "Du willst nie auf der Außenseite überholen, deswegen musst du es innen versuchen", erklärt der Brite. Weil Rosberg zu macht, kommt Hamilton aufs Gras. "Da habe ich die Kontrolle verloren und konnte nichts mehr machen." Der Brite dreht sich in seinen Teamkollegen hinein, für beide endet das Rennen im Kiesbett.
Hamilton: Auf Rosberg aufgelaufen wie mit DRS
Doch die hohe Geschwindigkeitsdifferenz zwischen den beiden Piloten erklärt sich nicht nur aus den unterschiedlichen Linien. Weil Rosberg im falschen Motor-Modus unterwegs war, lief Hamilton deutlich schneller auf ihn auf.
"Es war fast, wie wenn man am Ende einer langen Gerade mit DRS mit Geschwindigkeitsüberschuss auf jemanden aufläuft", so Hamilton. "Nicht ganz, denn da sind es teilweise bis zu 25 Stundenkilometer, hier war es etwas weniger."
Doch wie kann das sein? Beim Start befinden sich die Fahrzeuge im sogenannten 'Launch-Mode', also einem speziellen Programm, das für eine bessere Energiebereitstellung sorgt. Diesen Modus deaktivieren die Piloten nach der ersten Kurve. So auch bei Rosberg geschehen. Allerdings ging der Motor bei Rosberg nicht in den normalen Rennmodus, weshalb die MGU-K am Ausgang der Kurve nicht weiter für Vortrieb sorgte.
Aus Sicherheitsgründen muss die Heckleuchte am Fahrzeug blinken, sobald die MGU-K aussetzt. So auch bei Rosberg. "Ich habe das blinken der Leuchte gesehen", berichtet Hamilton. Als Rosberg die fehlende Leistung bemerkt, drückt er als erste Reaktion auf den Überholknopf.
Für einige der Grund, weshalb es zur Kollision kam, weil Rosberg sich nicht auf Hamilton konzentrierte, sondern auf sein Lenkrad. "Das stimmt aber nicht, denn ich weiß sehr genau, wo dieser Knopf ist, ich benutze ihn ständig", so Rosberg. "Ich habe gesehen, dass Lewis innen vorbei will und habe die Tür zugemacht."
Bedienungsfehler von Rosberg?
Bleibt die Frage, warum Rosberg im falschen Motor-Modus unterwegs war. Laut seines Teamkollegen muss der Rennmodus in der Startaufstellung manuell eingelegt werden. Wegen der neuen Funkregeln dürfen die Fahrer nicht mehr daran erinnert werden. Möglich, dass Rosberg vergaß, den Modus zu wechseln. Der WM-Führende blockt ab: "Wir wissen noch nicht, warum das so war, das müssen wir uns noch ansehen."
Beide Piloten mussten nach dem Vorfall bei den Stewards of the Meeting antanzen und die Szene erklären. Tim Mayer, Radovan Novak, David Domingo und Fahrer-Steward Martin Donnelly kamen zu dem Schluss, dass es sich beim Mercedes-Crash um einen Rennunfall handelte.
Die Stewards begründen ihre Entscheidung vor allem mit der falschen Motoreinstellung bei Rosberg, die großen Einfluss auf die gesamte Szene hatte. Laut Urteilsbegründung war Rosberg beim Manöver 17 Stundenkilometer langsamer. Ebenfalls interessant: Im Urteil wird explizit erwähnt, dass Rosberg selbst den falschen Modus einlegte.
Doch warum kam Rosberg überhaupt so gut vom Start weg, wenn der Rennmodus noch nicht eingelegt war? Der Launch-Mode überschreibt bei Mercedes offenbar die anderen Modi, deshalb war er bis zum Deaktivieren der Starteinstellung mit der richtigen Motoreinstellung unterwegs.
Hätte Mercedes Rosberg nach dem Start auf die falsche Einstellung hinweisen dürfen? Wegen der neuen Funk-Regeln nicht. "Ich weiß aber nicht, ob das etwas gebracht hätte", glaubt Motorsportchef Toto Wolff. "Hätten wir ihm das in Kurve eins oder zwei gesagt? Eher nicht."
Rosberg angrefessen, Hamilton cool
Die falsche Motoreinstellung relativiert die Schuldfrage. Wolff hielt sich mit Schuldzuweisungen zurück. Niki Lauda war da schon etwas direkter, der Aufsichtsratschef sah die Hauptschuld bei Lewis Hamilton. Rosberg: "Ich stehe jetzt hier mit null Punkten, da hilft mir das auch nichts. Er ist ein Experte, aber am Ende entscheiden die Stewards - und die sehen es als Rennunfall."
Rosberg setzte der Nuller in der Presserunde deutlich mehr zu als seinem Teamkollegen. "Nach meinem Start war ich auf dem besten Weg, das Rennen in Barcelona zu gewinnen. Nach dem Start war das mein Sieg", so der sichtlich angefressene Mercedes-Pilot in seiner Presserunde.
Hamilton, der zwar noch direkt im Auto Emotionen zeigte, die Hände über dem Helm zusammenschlug und das Lenkrad aus dem Cockpit warf, zeigte sich gefasster. "Es tut mir nur sehr leid für das Team, das war das erste woran ich gedacht habe. Deshalb habe ich mich auch entschuldigt, weil wir null statt 43 Punkte geholt haben und nur die beiden Fahrer heute etwas dafür können."
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