Nico Rosberg kann in Spanien Historisches vollbringen. Gewinnt der Mercedes-Pilot auch den Europa-Auftakt der Formel 1, hält er bei fünf Siegen zum Saisonstart, was vor ihm nur Michael Schumacher und Nigel Mansell gelang. Momentan hält Rosberg bei einem Vorsprung von 43 Punkten gegenüber seinem Teamkollegen Lewis Hamilton - ein komfortables Polster, möchte man meinen, doch das sieht der WM-Leader völlig anders.

Dafür gibt es auch einen guten Grund, schließlich führte Rosberg auch schon 2014 überlegen die Weltmeisterschaft an, wurde dann aber in der zweiten Saisonhälfte noch von Hamilton abgefangen. "Es ist nicht schwierig, am Boden zu bleiben, denn man muss sich nur die Realität vor Augen führen. Lewis ist noch immer derselbe Lewis wie vor zwei Jahren - genauso schnell und schwierig zu schlagen", warnt Rosberg daher eindringlich vor seinem Stallgefährten.

Nicht wenige Beobachter der Szene meinen, Hamilton, der als veritabler Partytiger gilt, habe nach seinem dritten Titel den Fokus auf das Wesentliche verloren. Der Brite wartet seit Oktober des vergangenen Jahres auf einen Sieg, was für seine Verhältnisse eine ausgesprochen lange Durststrecke ist. Doch dem widerspricht Rosberg vehement, schließlich habe er teamintern viel mehr Einblick als Außenstehende. "Er ist so fokussiert und bestimmt wie eh und je, deshalb wird er selbstverständlich zurückschlagen, so wie er das immer getan hat", rechnet er fest mit einem Comeback Hamiltons.

Hamilton vertraut seiner Crew

Hamilton selbst sieht seine Lage gelassen und erinnert in seinen Aussagen fast schon an den stets wortkargen Kimi Räikkönen. "Es ist, wie es ist", meinte der Brite auf der obligatorischen Pressekonferenz vor dem Spanien GP. "Ich muss einfach hart arbeiten und weitermachen. Es ist ein steiler Berg zu erklimmen, aber ich liebe Herausforderungen, deshalb freue ich mich darauf."

Lewis Hamilton gibt nicht auf, Foto: Sutton
Lewis Hamilton gibt nicht auf, Foto: Sutton

Die Steilheit des von Hamilton angesprochenen Bergs rührt nicht nur vom großen Punkterückstand des Weltmeisters, sondern auch die nach seinen zahlreichen technischen Defekten verbrauchten Power-Unit-Teile könnten ihm im Laufe der Saison in Form von Strafversetzungen noch zu schaffen machen.

Im Winter kam es zu einem Tausch der Mechaniker-Crews zwischen Hamilton und Rosberg, was viele Fans dafür verantwortlichen machen, weshalb der Brite von so vielen technischen Gebrechen heimgesucht wird. Hamilton will davon allerdings nichts wissen und hat auch keine Ambitionen, den Crew-Tausch rückgängig zu machen.

"Die Probleme, die wir hatten, hatten nichts mit den Mechanikern zu tun", stellte er sich schützend vor seine Leute. "Sie haben für Nico und mich in den letzten dreieinhalb Jahren einen fantastischen Job gemacht, und ich habe zu 100 Prozent Vertrauen in dieses Team und diese Jungs. Ich hoffe, man wird bald die Ergebnisse ihrer harten Arbeit sehen, weil sie so hart geschuftet haben, um mich zu integrieren, und das gleiche gilt auch für meine Seite. Wir haben enorm viel Respekt voreinander. Ich freue mich zu versuchen, ihnen etwas Spektakuläres zu liefern."

Spektakulär wäre freilich ein Sieg. Ein solcher gelang Hamilton in Barcelona erst einmal. Es gäbe kaum einen besseren Zeitpunkt, um den zweiten Triumph folgen zu lassen, und damit zur Jagd auf Rosberg zu blasen.